Forscher bestätigen: Der Wolf ist zurück im Lübbecker Land

Lübbecker Land. Der Wolf ist zurück im Kreis Minden-Lübbecke. Die zahlreichen Angriffe mit toten Schafen und Lämmern in den vergangenen Monaten – vor allem in der Gemeinde Stemwede und auf Rahdener Gebiet – bewegen nicht nur die Schäfer im Kreis. Nun wurde ein neuer Wolfsnachweis durch das Senckenberg-Forschungsinstitut in Gelnhausen offiziell bestätigt. Ein neuer Schutzstatus des Wolfes könnte Schäfern dagegen Hoffnung geben.

Am 4. Juli dieses Jahres wurden wie berichtet auf einer Weide bei Stemwede zwei Schafe tot aufgefunden. Ein weiteres Tier starb wenig später. Durch einen vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) beauftragten Luchs- und Wolfsberater wurde der Fall dokumentiert und DNA-Proben an den Wunden sichergestellt.

Die Laboranalyse ergab, dass sich genetisches Material eines Wolfes an den Schafen befunden hat. &bdquo;Es handelt sich hierbei um den bislang unbekannten männlichen Wolf mit der Kennung GW4376m“, teilte das LANUV in dieser Woche mit. Das Herkunftsrudel dieses Männchens könne nicht näher bestimmt werden. Über seinen Verbleib lägen derzeit keine weiteren Informationen vor.

Drei Wolfsterritorien an der Grenze zu NRW &bdquo;Nach gegenwärtigem Kenntnisstand steht dieser Wolfsrüde in keinem Zusammenhang mit dem auf niedersächsischer Seite ansässigen Rudel ,Rehden’“, heißt es vom LANUV. Bislang konnte der Vater des diesjährigen Wurfs jedoch noch nicht genetisch erfasst werden.

Seit September 2023 ist der Kreis Minden-Lübbecke Wolfsgebiet. Das bedeutet, er gehört zur &bdquo;Förderkulisse Dümmer-Geest-Niederung“. In dieser werden vom Land bis zu 100 Prozent der Kosten für investive Herdenschutzmaßnahmen gefördert – darunter vor allem Schutzzäune für Schafe, Ziegen und Gehegewild.

Das Areal hat laut NRW-Umweltministerium eine Größe von 515 Quadratkilometern und umfasst zusammen mit der angrenzenden, südlichen Pufferzone mit einer Größe von weiteren 636 Quadratkilometern den gesamten Kreis Minden-Lübbecke. Das Fördergebiet sei hier ausgewiesen worden, da sich in Niedersachsen unmittelbar an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen drei Wolfsterritorien etabliert hätten, hieß es.

Erhält der Wolf einen neuen Schutzstatus? Doch einen herkömmlichen Schutzzaun könne der Wolf ohne Probleme überwinden, berichteten die Schäfer Norbert und Stefan Möller aus Rahden im Gespräch mit nw.de. Auch sie hätten schon einige Tiere verloren. Der Wolfsbestand müsse durch Abschuss reguliert werden. Dafür sei die Ausweisung des Kreises als Wolfsgebiet wichtig.

Der Wolf galt bisher als streng geschützt und so kann er nicht bejagt werden. Das könnte sich aber ändern: Auf EU-Ebene wurde beschlossen, den Schutzstatus des Wolfes von &bdquo;streng geschützt“ auf nur noch &bdquo;geschützt“ herabzustufen. Möglich wurde dies, weil nun auch Deutschland dem Vorstoß der EU-Kommission zustimmen konnte, nachdem zuvor Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) ihren Widerstand aufgegeben hatte.

Deshalb musste sich die Bundesregierung im Ministerrat bislang nämlich enthalten. Die EU-Kommission will am 4. Dezember beim Treffen der Vertragsstaaten der Berner Konvention die Herunterstufung des Schutzstatus beantragen. Die Änderung der Berner Konvention ist die Voraussetzung dafür, dass die EU die FFH-Richtlinie anpasst und im EU-Artenschutzrecht den Schutz des Wolfes absenkt.

Problemwölfe könnten so bejagt werden Die Herabstufung würde dazu führen, dass Wölfe zwar geschützt bleiben, aber Problemwölfe, die erhebliche Schäden verursachen, können dann bejagt werden. Politiker aus dem Lübbecker Land zeigen sich erfreut: &bdquo;Fast immer sind Versuche, Problemwölfe zu bejagen, an Gerichten mit Verweis auf den hohen Schutzstatus gescheitert. Selbst dann, wenn sie wiederholt Herdenschutzvorkehrungen der Landwirte überwunden und viele Nutztiere gerissen haben“, sagt Bundestagsabgeordneter Achim Post (SPD). Vor dem Hintergrund, dass Landwirte auch in Ostwestfalen-Lippe immer häufiger von Wolfsrissen betroffen seien, sei dieser Schritt vollkommen richtig.

Ebenso sieht es Bundestagsabgeordneter Oliver Vogt (CDU): &bdquo;Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder den Austausch mit Schäfern und weiteren Weidetierhaltern gepflegt, die von Wolfsrissen betroffen sind. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind hier häufig existenzbedrohend. Die Auswirkungen auf die Tiere und die Halter gehen aber weit darüber hinaus“, erklärt der Bundestagsabgeordnete. Die Entscheidung in Brüssel &bdquo;ist ein erster Schritt auf dem Weg zu nachhaltigem Wolfsmanagement im Sinne des ländlichen Raums und unserer Weidetierhalter“.

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