Therapie auf vier Hufen: Das kleinste Pony der Welt besucht Hospiz in Gütersloh

Gütersloh. Leises Hufgetrappel hallt durch die beigefarbenen Flure im Gütersloher Hospiz. Vorsichtig streckt ein älterer Herr die Hand nach einem grauen Shettland-Pony aus – es schnuppert, neigt seinen Kopf und schließt sanft die dunklen Augen. &bdquo;Lion hat seine Zustimmung zum Streicheln gegeben“, erklärt Besitzerin Carola Weidemann. Der Mann lächelt, während er dem Tier durch die zottelige Mähne fährt: &bdquo;Meine Enkelin liebt Pferde. Ich werde ihr alles erzählen, wenn sie später vorbeikommt“, sagt er.

An diesem Nachmittag staunten die Gäste und ihre Angehörigen nicht schlecht, als die drei kleinen Ponys auf einmal in ihren Zimmern stehen. Die drei Therapie-Ponys Lion, Jay und Pumuckel sind gemeinsam mit Ausbilderin Carola Weidemann zu Besuch beim Hospiz- und Palliativ-Verein.

Zwei Stunden lang zieht die Ponybande von Zimmer zu Zimmer, macht auch im hauseigenen Garten Halt und kuschelt mit den Menschen vor Ort. &bdquo;Durch ihre Größe passen sie sogar zusammen in den Fahrstuhl, weswegen auch unsere weniger mobile Gäste Zeit mit den Tieren verbringen konnten“, freut sich Evelyn Dahlke, Leitung ambulanter Hospizdienst.

Mini-Pony Pumuckel: Ein Weltrekordhalter in Gütersloher Hospiz Die Aktion ist ein Geschenk des &bdquo;Dr. Murken-Charleston“-Wohn- und Pflegezentrum. Einrichtungsleitung Sabina Fila hat gemeinsam mit einigen Kolleginnen und Kollegen den Besuch der Ponys als Spende organisiert: &bdquo;Die Ponys haben bei uns schon einmal vorbeigeschaut. Wir arbeiten eng mit dem Hospiz zusammen und wollten den Menschen hier genauso einen besonderen Moment ermöglichen“, so Fila, die an dem Nachmittag ebenfalls im Hospiz vorbeischaut.

Die Einrichtung habe sich intensiv auf den zotteligen Besuch vorbereitet: &bdquo;Wir haben uns natürlich vorher viele Gedanken gemacht. Welche Gäste sind an dem Tag zugegen? In welcher Verfassung sind sie? Aber auch, wie ist es, wenn hier auf einmal Ponys durch die Gänge laufen?“, erinnert sich Evelyn Dahlke. Mögliche Sorgen hätten sich jedoch schnell als unbegründet herausgestellt: &bdquo;Die Reaktion ist durchweg positiv. Dass wir unseren Gästen, gerade in der palliativen Phase, so einen Moment ermöglichen können, ist auch für uns sehr bewegend“, ergänzt Hospizleitung Brigitte Gehle.

Der Star des Nachmittags: Ganz klar Mini-Pony Pumuckel. Der kleine Hengst misst nur 50 Zentimeter Widerristhöhe – Weltrekord! &bdquo;Pumuckel ist kleinwüchsig“, erklärt Carola Weidemann. Der Gendefekt käme auch in der Tierwelt vor, sei jedoch sehr selten: &bdquo;Er ist einzigartig. Vielleicht hat er kurze Beine, aber sein Charakter ist dafür umso größer“, sagt sie und lacht. Mini-Shettys werden normalerweise circa 80 Zentimeter groß: &bdquo;Eine Laune der Natur. Als Therapie-Pony eignet er sich trotzdem wunderbar“, so die ehemalige Springreiterin. Über Pumuckels Abenteuer berichtet sie auch auf ihrem Instagram-Account @pumuckel_w.

Kleinstes Pony der Welt fährt auf Beifahrersitz mit Transportiert werden die Ponys in Weidemanns Kastenwagen, Pumuckel fahre sogar auf dem Beifahrersitz mit: &bdquo;Da er sogar kleiner ist als viele Hunde, kann ich ihn einfach mit einem passenden Geschirr sichern“, erzählt sie. Insgesamt 13 Ponys wohnen auf Weidemanns Hof in Breckerfeld. Sie besuchen jedoch nicht nur Seniorinnen und Senioren, sondern beispielsweise auch Schul- und Kindergartenkinder oder Jugendliche.

Ihre &bdquo;Seelenöffner“, wie Weidemann die Ponys selbst nennt, habe sie alle über mehrere Jahre selbst ausgebildet: &bdquo;Die Tiere haben einen positiven Einfluss auf unser Wohlbefinden. Sie können sogar bei der Behandlung von körperlichen und psychischen Erkrankungen helfen, beispielsweise bei Depressionen“, erläutert Carola Weidemann.

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Nicht jedes Tier eigne sich dabei für therapeutische Unterstützung, es kommt laut der Weidemann stark auf die Persönlichkeit der Ponys an: &bdquo;Sie müssen auf jeden Fall sehr besonnen und klug sein. Wichtig ist auch eine natürliche Freude und Neugierde am Menschen. Und sie dürfen natürlich weder aggressiv noch ängstlich sein“, so die ehemalige Springreiterin. Die Ponys sind nicht nur sicher im Straßenverkehr, sondern können auch am Rollator oder elektrischen Rollstühlen mitlaufen.

Weitere Besuche der Therapie-Ponys in Gütersloh in Aussicht Das Tierwohl stehe bei Ausbildung und den externen Terminen immer an erster Stelle: &bdquo;Die Ponys sind ausgebildet, aber nicht dressiert. Kein Tier wird zu etwas gezwungen, was es nicht möchte“, betont sie. Zwang widerspreche der therapeutischen Idee komplett: &bdquo;Die Brücke zwischen Mensch und Pony kann nur entstehen, wenn sich alle Beteiligten wohlfühlen und ihre Grenzen geachtet werden“, erklärt sie.

Aus diesem Grund haben die Ponys auch nach jedem Besuch eine lange Pause: &bdquo;Niemand arbeitet zweimal hintereinander, damit genug Zeit zur Regeneration besteht. Das Pony unterstützt uns, das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass es enorme Energieressourcen aufwenden muss, die dann wieder aufgeladen werden müssen“, fährt die Ausbilderin fort.

Für die Anwesenden im Gütersloher Hospiz war der Besuch der Ponys eine rund um gelungene Aktion: &bdquo;Das ist wirklich ein Erlebnis, das wir so schnell nicht vergessen werden“, resümiert Hospizleitung Brigitte Gehle. Die involvierten Einrichtungen planen bereits jetzt einen möglichen Anschlussbesuch der zotteligen Therapeuten: &bdquo;Kleine Ponys, große Wirkung“, ergänzt Organisatorin Sabina Fila mit einem Schmunzeln.

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