Sorge vor Heimkehr syrischer Ärzte: „Nachteile für die Patientenversorgung“

Berlin/Bielefeld. Infolge des Machtwechsels in Syrien wird in Deutschland über die Rückkehr der Flüchtlinge diskutiert. Gleichzeitig lässt der Kollaps des Assad-Regimes bei vielen Syrern im Ausland Hoffnung aufkeimen, wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können und sich am Wiederaufbau zu beteiligen.

Im deutschen Gesundheitswesen werden die Entwicklungen mit Spannung verfolgt, denn Syrer stellen in Deutschland die größte Gruppe ausländischer Ärzte. Allein in der Region sind nach Angaben der Ärztekammer Westfalen-Lippe 1.117 syrische Ärzte tätig.

Noch ist nicht klar, ob und wie viele Syrer in ihre Heimat zurückkehren werden. Sollten syrische Ärzte tatsächlich in großer Zahl Deutschland verlassen, erwartet der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Hans-Albert Gehle, jedoch Nachteile für die Patientenversorgung. &bdquo;In ihrer täglichen Arbeit sind die Kollegen auch vor dem Hintergrund des Ärztemangels sowie der immer mehr werdenden bürokratischen Aufgaben längst am Anschlag. Der Weggang syrischer Ärzte wäre ein spürbarer Verlust und würde eine erhebliche Steigerung der bereits bestehenden Belastungen für die Patientenversorgung bedeuten.“

Auch der Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, rechnet mit Auswirkungen auf die medizinische Versorgung. Nicht überall gleichermaßen, aber vor allem in Krankenhäusern in ländlichen Regionen.

Spürbare Konsequenzen erwartet auch der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands, weil das Land Fachkräfte aus dem Ausland benötige, um wichtige Infrastrukturbereiche wie die Gesundheitsversorgung funktionsfähig zu halten, erklärt ein Sprecher.

In den Herkunftsländern vieler ausländischer Ärzte herrscht Ärztemangel Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht das Problem: Nach Angaben der Bundesärztekammer waren Ende 2023 428.000 Ärzte in Deutschland berufstätig. Knapp 15 Prozent davon mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Insgesamt 63.765 Ärzte, ein neuer Höchststand. Zum Vergleich: 2013 lag die Zahl bei 30.000 und 1993 bei 10.000.

Die Mehrheit ausländischer Ärzte stammt nach Angaben der Ärztekammer aus dem europäischen Ausland und dem Nahen Osten. Das häufigste Herkunftsland ist Syrien mit 5.758 berufstätigen Ärzten in Deutschland, gefolgt von Rumänien, Österreich, Griechenland, Russland und der Türkei. In vielen dieser Herkunftsländer herrscht ein noch deutlich größerer Ärztemangel als in Deutschland, weshalb viele Syrer, die ihre Heimat nicht verlassen haben, nach dem Machtwechsel um die Rückkehr ihrer Landsleute aus dem Ausland bitten.

Große regionale Unterschiede Insgesamt schätzt die Ärztekammer die Zahl der syrischen Ärzte in Deutschland jedoch deutlich höher ein, weil in der Statistik Syrer nach der Einbürgerung nicht mehr mitgezählt werden und seit Ende 2023 sehr viele weitere syrische Ärzte in Deutschland zugelassen wurden.

Deutschlandweit beträgt der Anteil syrischer Ärzte an allen berufstätigen Ärzten nur 1,3 Prozent. In den Krankenhäusern liegt er bei 2,2 Prozent, da von den 5.758 syrischen Ärzten knapp 5.000 stationär tätig sind. Insgesamt ist der Anteil syrischer Ärzte also gering, doch aufgrund großer regionaler Unterschiede besorgt der mögliche Wegfall syrischer Ärzte vielerorts doch. Im Saarland liegt der Anteil syrischer Ärzte in der stationären Versorgung bei 7,2 Prozent, in Bremen bei 5,5 Prozent und in Thüringen bei 5,3 Prozent.

Zahl der syrischen Ärzte ist in diesem Jahr deutlich gestiegen Wie sieht es in der Region aus? In NRW lag der Anteil syrischer Ärzte laut Bundesärztekammer Ende 2023 bei 1,4 Prozent insgesamt und bei 2,2 Prozent in den Krankenhäusern. Die Ärztekammer Westfalen-Lippe hat aktuelle Zahlen, die zeigen, dass die Zahl der Syrer im Gesundheitswesen innerhalb eines Jahres deutlich gestiegen ist.

Demnach haben aktuell von den 51.562 Ärzten in Westfalen-Lippe 1.117 die syrische Staatsangehörigkeit. Das entspricht 2,2 Prozent. Zum Vergleich: Vor einem Jahr zählte die Bundesärztekammer noch 1.298 berufstätige syrische Ärzte für ganz NRW.

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