Keine Auszeit seit 1999: Betreiber von Geschäft in Marienfeld machen endlich Urlaub

Marienfeld. Können Sie sich vorstellen, liebe Leserinnen und Leser, 26 Jahre lang keinen Urlaub zu machen? Mehr als zweieinhalb Jahrzehnte, ohne auch nur ein einziges Mal zu verreisen? &bdquo;Unvorstellbar“, dürfte die Antwort der allermeisten lauten. Cordula Okwieka-Barnack und Rudi Barnack bleiben bei dieser Frage gelassen.

Seit dem 21. Januar 1999 betreibt das Ehepaar im Kreuzteich in Marienfeld das &bdquo;Ideenreich“ für Schreibwaren und Geschenkartikel mit angeschlossener Poststelle. Und seit der Eröffnung sind sie noch nie im Urlaub gewesen. 26 Jahre lang.

Doch vor ein paar Tagen geschah das Unerhörte: Die Barnacks haben ihre Koffer gepackt und sind über Weihnachten und Silvester zehn Tage nach Heiligenhafen an die Ostsee gefahren. &bdquo;Endlich raus aus dem Trott, raus aus der Mühle. Das Wetter war uns ganz egal“, sagt Rudi Barnack gut gelaunt im Gespräch.

Eheleute aus Kreis Gütersloh teilen Vorfreude in sozialen Netzwerken Wer die von Okwieka-Barnack auf dem Kurzmitteilungsdienst &bdquo;X“ (früher &bdquo;Twitter“) verfasste Nachricht liest, kann erahnen, was dieser Urlaub für die Barnacks bedeutet hat. &bdquo;Noch 10 Minuten. . . dann haben wir unser Geschäft das erste Mal seit fast 26 Jahren bis zum 1. Januar 2025 geschlossen. Hurra!“, schreibt die 68-Jährige am 20. Dezember um 17.52 Uhr.

Das tiefe Aufatmen der Marienfelderin ist beim Lesen förmlich zu spüren. &bdquo;Wir haben lange überlegt, ob wir das machen sollen. Gerade ich war skeptisch, weil ich mich immer gefragt habe, ob alles klappt“, gibt Okwieka-Barnack zu.

Vor allem das Postgeschäft, das im &bdquo;Ideenreich“ in den zurückliegenden Jahren im Vergleich zu Schreibwaren, Bürobedarf, Geschenkartikel oder Bastelbedarf eine immer größere Rolle eingenommen hat – der Internethandel lässt grüßen – musste so organisiert werden, dass die Barnacks guten Gewissens in Richtung Norden aufbrechen konnten.

Eheleute aus Kreis Gütersloh warten auf den Erholungseffekt &bdquo;Wir haben der Post rechtzeitig mitgeteilt, dass wir über Weihnachten und Silvester schließen. Um diese Zeit ist das Postaufkommen ja auch nicht mehr so groß – das meiste passiert vor Weihnachten“, berichtet die Fachfrau. Die Post habe sich um alles gekümmert und so umdisponiert, dass etwa keine Pakete vor die Tür gestellt wurden. Die sogenannte Briefzuführung wurde gestoppt und die Pakete zwei Tage vorher umgeleitet.

Auch wenn sich der Erholungseffekt erst nach einiger Zeit einstellte, gelang es den Barnacks, die Tage am Meer zu genießen. &bdquo;Ich habe wirklich nicht mehr an den Laden gedacht. Der Wind hat es geschafft, die Gedanken wegzutragen und unsere Köpfe freizupusten“, erzählt Barnack, der nach Geschäftsschluss an jenem 20. Dezember und vor der Abfahrt am nächsten Tag für die Post noch schnell den Jahresabschluss erledigen musste.

Der nächste Urlaub soll nicht 26 Jahre auf sich warten lassen &bdquo;Bei ordentlich Wind direkt am Wasser entlang zu laufen – das ist schon sehr schön. Wir konnten beide gut abschalten“, sagt Okwieka-Barnack.

Erst einen Tag vor Silvester habe sie mit ihrem Mann das erste Mal wieder über den Betrieb gesprochen. &bdquo;Es kommt im neuen Jahr ja auch einiges auf uns zu – etwa die Porto-Erhöhung oder die Inventur. Irgendwann redet man automatisch darüber“, betont Okwieka-Barnack.

Überhaupt können sich die Barnacks vorstellen, auch in diesem Jahr einfach mal in den Urlaub zu fahren. &bdquo;Um ehrlich zu sein: Wir haben schon geguckt, ob wir wieder über die Feiertage wegfahren“, sagt die Chefin und legt ein &bdquo;Ich hoffe es zumindest“ nach. Als der Gatte das hört, schallt es vom Postschalter in Richtung Hinterzimmer: &bdquo;Natürlich fahren wir.“

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