Grundsteuer in Bielefeld: Hauseigentümer entsetzt über Grundsteuerbescheide

Bielefeld. Karl M. war entsetzt, als ihm vor wenigen Tagen der Abgabenbescheid der Stadt Bielefeld auf den Schreibtisch flatterte: Für seine Immobilie im Bielefelder Osten, ein Mehrfamilienhaus mit fünf Wohnungen ganz in der Nähe des Finanzamtes, habe sich die fällige Grundsteuer auf gut 900 Euro jährlich fast verdreifacht, schimpft er. Als Eigentümer könne er Nebenkosten wie die Grundsteuer natürlich anteilig auf seine Mieter umlegen: &bdquo;Aber ich bin als Bewohner selbst betroffen, und alles wird immer teurer“, sagt er mit Blick darauf, dass zum Beispiel auch der Beitrag für die Gebäudeversicherung kräftig angestiegen sei. Anstehende Sanierungen drücken ebenfalls aufs Konto. &bdquo;Am Ende müssen das die kleinen Leute zahlen.“

Ähnliche Anrufe sind in den vergangenen Tagen mehrfach in der Redaktion eingegangen. In direkter Nachbarschaft von Karl M. wird für ein anderes Mehrparteienhaus eine auf das Doppelte erhöhte Grundsteuer erhoben. Und Paul S. soll für sein Zweifamilienhaus in Heepen nun mehr als das Doppelte berappen: &bdquo;Um 118 Prozent auf fast 750 Euro sind die Grundsteuern gestiegen“, so hat er ausgerechnet.

In vielen anderen Fällen sind die Erhöhungen drastisch, aber nicht ganz so massiv: Monika F. soll jetzt jährlich 920 statt bisher 550 Euro für ihr Dreifamilienhaus im Bielefelder Westen überweisen – eine Erhöhung um 67 Prozent. Für jede Wohnung macht das mehr als 10 Euro extra jeden Monat. Und Doro K. muss für ihr Reihenhäuschen in der Nähe des Brodhagens 650 Euro Grundsteuer zahlen, monatlich gut 20 Euro mehr – sie beklagt eine Erhöhung um 58 Prozent.

Grundsteuer 2025 ist Hauptthema bei Haus & Grund OWL Natürlich gibt es auch Häuser und Wohnungen, für die eine leichte oder sogar spürbare Ermäßigung der Grundsteuern festgestellt wurde – sogar in bester Lage. Für seine 160-Quadratmeter-Eigentumswohnung im teuren Hoberge-Uerentrup etwa werden nun einige Euro weniger fällig, berichtete ein Eigentümer erfreut. Von &bdquo;Willkür“ spricht daher unser Anrufer Karl M. und fragt, wie die Ungleichbehandlung begründet wird.

Entscheidend für den Ärger ist erstens ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2018, das eine bundesweite Änderung der Grundsteuer-Erhebung erzwang. Eine große Rolle spielt zweitens die je nach Lage sehr unterschiedliche Entwicklung der Immobilienwerte in den vergangenen Jahrzehnten. Ablesbar sind die Unterschiede etwa an den Bodenrichtwerten, die in vielen Großstadtvierteln stärker gestiegen sind als in ländlichen Regionen oder Gewerbegebieten.

&bdquo;Für uns ist die Grundsteuer gerade das Thema Nummer eins“, sagt Daniela Niermann, die Geschäftsführerin der Eigentümer-Schutzgemeinschaft Haus & Grund OWL. Auch bei Haus & Grund gebe es zahlreiche Anrufer, die über enorme Grundsteuererhöhungen bis hin zu einer Verfünffachung klagten. In einem Fall sollten nun 500 Euro für eine Garage gezahlt werden. &bdquo;Es reicht jetzt“, habe ein Eigentümer gewettert, er wolle sein Haus nun verkaufen. &bdquo;Die Leute fühlen sich zum Teil über den Tisch gezogen“, weiß Niermann.

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Ein Grund, nun vom einheitlichen Hebesatz abzurücken (der für 2025 um 105 Prozentpunkte auf 765 Prozent erhöht worden ist), seien die teils drastischen Steuererhöhungen nicht, heißt es aus dem Rathaus. Denn mit einer &bdquo;differenzierten Hebesatzfestlegung“, wie sie in anderen Städten in NRW angewandt wird, wäre nach Ansicht der Stadt &bdquo;ein erhebliches rechtliches Risiko verbunden“. Unterschiedliche Hebesätze könnten zwar dazu führen, dass Wohngrundstücke entlastet würden. Nichtwohngrundstücke und Gewerbeimmobilien würden dafür aber zusätzlich belastet.

Solche Ungleichbehandlung sei nicht mit den &bdquo;von der Verfassungsrechtsprechung aufgestellten Anforderungen () in Einklang zu bringen“, warnten die Verantwortlichen schon in der Ratssitzung vom 19. Dezember 2024. Zudem würden auch Wohnungen in Mischgebieten stärker belastet, was eine Rechtfertigung für unterschiedliche Hebesätze weiter erschwere.

So wird die Grundsteuer 2025 in Bielefeld errechnet Auch die NRW-Politik hat ihren Teil zur neuen Grundsteuererhebung beigetragen, das Land hat sich für das von den meisten Bundesländern bevorzugte &bdquo;Bundesmodell“ entschieden. Damit verbunden ist die Entscheidung für eine &bdquo;Grundsteuer-Messzahl“ in Höhe von 0,31 Promille für Wohngrundstücke und 0,34 Promille für Nichtwohngrundstücke.

Die Grundsteuer für jede reine Wohnimmobilie wird nun in Bielefeld mit dieser Formel errechnet: &bdquo;Grundsteuerwert“ mal 0,00031 mal Hebesatz der Stadt (765 Prozent bzw. 7,65). Für Misch- und Gewerbeimmobilien lautet die Formel Grundsteuerwert mal 0,00034 mal 7,65. Wer ein Eigenheim im Wert von 300.000 Euro (Grundsteuerwert) besitzt, muss 2025 also 711,45 Euro zahlen. (300.000 x 0,00031 x 7,65).

Fehler bei Grundsteuer 2025 können noch korrigiert werden Jetzt ist guter Rat teuer. Wer gegen die bisher zugestellten Bescheide – also den Wertbescheid über den neuen Grundsteuerwert der Immobilie oder den Messbescheid über den sogenannten &bdquo;Grundsteuermessbetrag“ (Grundsteuerwert mal Messzahl) – noch keinen Einspruch eingelegt habe, sei spät dran, heißt es bei Haus & Grund.

Doch wer in einem der Bescheide Fehler entdecke, zum Beispiel falsche Flächen- oder Altersangaben, könne beim Finanzamt schriftlich eine &bdquo;fehlerbeseitigende Fortschreibung“ beantragen. Nähere Infos dazu gibt es auch beim Bund der Steuerzahler .

Ansonsten können Immobilieneigentümer noch auf die von Haus & Grund gemeinsam mit dem Bund der Steuerzahler bei verschiedenen Gerichten eingereichten Musterklagen gegen die neue Grundsteuererhebung hoffen. Das Ziel sei es, das Verfahren spätestens vor dem Bundesverfassungsgericht zu kippen.

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