Kontroverse Studie: Warum ein Campus Corvey in Höxter nicht sinnvoll sein soll

Höxter. Die lang erwartete Machbarkeitsstudie zur &bdquo;Vision Campus Corvey“ liegt vor: 220 Seiten ist das Papier nebst Anhang stark. Eine Menge Lesestoff. Es zu lesen lohnt dennoch, denn es steckt voller Stoff für kontroverse Debatten. Die &bdquo;Neue Westfälische“ fasst die wichtigsten Aussagen der Studie zusammen.

Forschung und Wirtschaft Auch, weil sich jüngst die Industrie- und Handelskammer zu dem Thema geäußert hat, hat das Thema der Zusammenarbeit mit Unternehmen an einem möglichen Hochschulstandort in Corvey eine besondere Bedeutung. Die Studienautoren haben dafür Onlinebefragungen bei Unternehmen und Interviews durchgeführt.

424 Personen hatten dabei auf den Link zur Befragung geklickt, heißt es in der Studie. Davon haben tatsächlich 169 an der Umfrage teilgenommen. Und das Ergebnis der Umfrage fällt mit Blick auf den Campus Corvey ernüchternd aus.

Demnach gaben zwar 45 Prozent der Befragten an, zu glauben, dass der Standort Corvey als Standort eine Kooperation zwischen Forschung und Wirtschaft &bdquo;allgemein erfolgversprechend ist“. Doch zeigten die Daten, &bdquo;dass der größte Teil der Unternehmen unsicher ist oder keine klare Vorstellung zur Nutzung des Standorts hat“.

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Immerhin: 36 Prozent der Befragten sehen das Bauingenieurwesen &bdquo;als vielversprechendsten Bereich für eine zukünftige oder weiterführende Kooperation“. Ähnlich starkes Interesse besteht im Landschaftsarchitektur- und Umweltplanung-Bereich, der von 27 Prozent der Befragten genannt wurde.

Dabei gilt es zu betonen, dass potenzielle Kooperationspartner, Landwirte, die TH OWL ebenfalls kritisiert haben. Auf die Kooperationsangebote der Landwirtschaftskammer sei nicht eingegangen worden, bemängelten die Verantwortlichen erst vor wenigen Tagen.

Die Studierenden der Zukunft Laut der Untersuchung sprechen die Zahlen gegen die in Höxter angesiedelten Fachbereiche 8 und 9: &bdquo;Rein datenbasiert“ seien die Potenziale für Studienanfänger in der Region gering. &bdquo;Das gilt für die bestehenden Studiengänge, mit Ausnahme der Informatik und auch für neue Themen“, heißt es in dem Papier.

Die datenbasierte Attraktivität des Standortes Höxter sei &bdquo;aufgrund der sehr begrenzten Einzugsstruktur, der Phantomgrenze zu Hessen und der demografischen Entwicklung sehr gering“. Auch wenn &bdquo;Studiengänge, wie die Landschaftsarchitektur eine deutlich höhere Attraktivität aufweisen als der Standort Höxter selbst, lassen sich datenbasiert daraus keine erhöhten Prognosen ableiten.“

Keine guten Aussichten also in den Augen der Studienmacher, prognostizierte Studienanfängerzahlen bewegen sich demnach &bdquo;für bestehende Studiengänge in einem sehr niedrigen Bereich“. Für neue Themen und Studiengänge, die zu entwickeln wären, lägen sie &bdquo;in einem einstelligen Bereich“. Unter dem Strich, so die Autoren, würde das &bdquo;eine Herausforderung für die TH OWL darstellen“.

Chancen sehen die Studienmacher allenfalls in der Einführung neuer Studiengänge, der Vergrößerung des Einzugsgebietes, der Internationalisierung und der Verbesserung der infrastrukturellen Anbindung.

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Das Gelände in Corvey Die Autoren gehen von einem in Zukunft leicht anwachsenden Flächenbedarf in Höxter aus: Von aktuell 10.336 Quadratmetern auf 10.675 Quadratmeter im Jahr 2030. Allerdings wird dabei, unter anderem, eine &bdquo;höhere Auslastung der Studienplätze“ einkalkuliert. Die ist ja, wie die Autoren zeigen, keinesfalls selbstverständlich.

&bdquo;Perspektivisch benötigen die Fachbereiche 8 und 9 zudem Orte für Begegnungen und Austausch für die Mitarbeitenden, Studierenden sowie das studentische Arbeiten“, heißt es weiter. In und an den im Gebäude-Ensemble Corveys in Frage kommenden Gebäuden listen die Autoren zudem zahlreiche Schäden und Mängel auf.

Eine abschließende Untersuchung des Flächenbedarfs der TH OWL auf dem Corvey-Gelände ist laut der Autoren wegen fehlender Daten nicht möglich. Deshalb sei auch eine Kostenschätzung nicht möglich. Allgemein sei jedoch &bdquo;von einem hohen Investitionsaufwand auszugehen“.

Das Fazit der Autoren Aufgrund der Ergebnisse wird ein vollständiger Umzug der Studiengänge nach Corvey &bdquo;als nicht sinnvoll erachtet“, die Vision eines großen Campus Corvey &bdquo;als nicht realisierbar“ eingeschätzt. Daher sei &bdquo;bereits im Verlauf der Untersuchung“ nach tragfähigen Alternativen gesucht worden.

Die Alternativen Der kleine Campus Corvey wird von den Studienautoren als Möglichkeit ins Feld geführt. Er könnte Schwerpunkte wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung haben, &bdquo;die inhaltlich an die Studiengänge der Fachbereiche 8 und 9 anknüpfen“. Er wäre jedoch als eigene Einrichtung organisiert, beispielsweise in Form eines Instituts.

Auch ein Studienkolleg in Corvey führen die Autoren ins Feld, um die Studierendenzahlen zu erhöhen. Internationale Studierende könnten dort auf ein Studium an der TH OWL vorbereitet werden.

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