SPD und Union loten neue Bundesregierung aus: Zwei Politiker aus OWL mit dabei

Berlin. Wenn Union und SPD dieser Tage erste Sondierungsgespräche führen, um eine mögliche Koalition auszuloten, dann sitzen auch zwei Politiker aus OWL mit am Tisch. Carsten Linnemann aus Paderborn ist Teil des Verhandlungsteams der CDU; und Achim Post aus Espelkamp verhandelt für die SPD. Für die Region OWL ist das eine gute Nachricht.

CDU/CSU und SPD sondieren mit je neunköpfigen Teams. Von den 18 Politikerinnen und Politikern stammen vier aus NRW – für die SPD ist das neben Achim Post die Duisburgerin Bärbel Bas. Bei der Union stammt neben Carsten Linnemann noch Parteichef Friedrich Merz aus NRW. Dass von diesen vier NRW-Politikerinnen und Politikern wiederum die Hälfte aus OWL kommt, ist nicht selbstverständlich – und durchaus eine Aufwertung der Region. Ein Vergleich: In Reihen der schwarz-grünen Landesregierung in NRW stammt kein einziges Kabinettsmitglied aus OWL.

Sowohl Linnemann als auch Post sind eng mit der Region verbunden – und dort auch im politischen Alltagsgeschäft oft eifrig unterwegs. Während einer Veranstaltung im vergangenen Sommer in Paderborn berichtete Linnemann, dass er Karten für das Champions League Finale von Borussia Dortmund gegen Real Madrid in London habe. Da er aber zuvor bereits der Feuerwehr in seinem Wahlkreis in Altenbeken die Teilnahme an einer Versammlung zugesagt hatte, führte ihn der Weg nicht nach London, sondern nach Altenbeken. &bdquo;Mein Wahlkreis geht vor“, sagte Linnemann damals lächelnd. Einen Bezug zum Fußball hat der CDU-Mann noch auf eine andere Art und Weise: Linnemann ist seit 2018 ehrenamtlicher Vizepräsident des SC Paderborn 07.

Themen in Berlin sind andere als in den Regionen Auch Achim Post ist gerngesehener Gast bei Veranstaltungen in seiner Heimatregion, die er regelmäßig besucht. Der Politiker aus dem Kreis Minden-Lübbecke legt Wert darauf, bei diesen Gelegenheiten nach den offiziellen Reden mit den &bdquo;normalen Leuten“ ins Gespräch zu kommen, um ein Gefühl zu erhalten, welche Themen die Menschen gerade wirklich umtreiben – und welche Themen hingegen eher in der &bdquo;Berliner Blase“ diskutiert werden. Denn oft geht die Schere da auseinander.

Die Präsenz in den Wahlkreisen schlägt sich in den Wahlergebnissen nieder. Linnemann holte bei der jüngsten Bundestagswahl in seinem Wahlkreis Paderborn 45,5 Prozent der Stimmen. Das ist bundesweit eines der besten Ergebnisse für die CDU. Doch für Linnemann persönlich ist es das nicht, da er bei den vergangenen Bundestagswahlen 47,9 Prozent, 53,3 Prozent und im Jahr 2013 sogar 59,1 Prozent holte – und somit dreimal hintereinander das beste Erststimmenergebnis in NRW.

In den vergangenen Monaten war der 47-jährige Linnemann seltener in Paderborn und Umgebung anzutreffen, da er seit Sommer 2023 Generalsekretär der CDU – und entsprechend in Berlin gefordert ist. Linnemann galt zwischenzeitlich öffentlich als einer der wenigen entschiedenen Unterstützer von Parteichef Merz. Jetzt, wo Merz kurz vor dem Einzug ins Kanzleramt steht, dürfte sich Linnemanns Loyalität auszahlen. Der Paderborner wird als künftiges Kabinettsmitglied gehandelt und ließ immer mal wieder durchblicken, dass er sich ein Ressort auch durchaus vorstellen könne. Aufgrund seiner fachlichen Schwerpunkte dürfte Linnemann schon bald als nächster Wirtschafts- oder Arbeitsminister gehandelt werden.

Achim Post führt die SPD in NRW Post wird derweil den meisten Menschen in der Republik nicht bekannt sein. Doch für Beobachter ist es wenig überraschend, dass der 65-Jährige jetzt an den Sondierungsgesprächen teilnimmt. Post führt gemeinsam mit Sarah Philipp den mächtigen NRW-Landesverband der SPD – und er ist seit Jahren Haushaltsexperte der SPD-Fraktion im Bundestag. Zudem ist er seit dem vergangenen Jahr auch stellvertretender Parteichef und somit bei den internen Runden der SPD-Spitze mit dabei.

Dass auch Post einen Platz im künftigen Kabinett erhalten wird, ist derzeit aber eher unwahrscheinlich, weil der Espelkamper nicht erneut für den Bundestag kandidiert hat – und sich nun vor allem auf seine Aufgabe als Landeschef in NRW konzentrieren dürfte.

Inwieweit es Post und Linnemann bei den aktuellen und künftigen Gesprächen gelingen wird, &bdquo;NRW-Themen“ wie zum Beispiel eine Lösung für überschuldete Kommunen und eine fairere Verteilung der Netzentgelte in einem möglichen nächsten Koalitionsvertrag zu verhandeln, bleibt derweil abzuwarten.

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