Knöllchen wegen Tippfehler? Wieder Ärger mit kameraüberwachtem Parkplatz in Herford

Herford. Wer sich hier vertippt, zahlt drauf: Die Rede ist vom Parkplatz an der Praxisklinik in Herford. Obwohl sie die Parkgebühren für ihr Auto am dortigen Automaten beglichen habe, erhält eine 83-Jährige kurz darauf ein Knöllchen per Post. Knapp 55 Euro soll die Frau zahlen. Wie kann das sein?

Bis vor einiger Zeit war das Areal mit einer Schrankenanlage versehen. Wer sein Parkticket nicht bezahlte, konnte das Gelände nicht verlassen. Seit Herbst 2023 wird der Parkplatz von der Mobility Hub Parkservice GmbH mit Sitz in Grünwald bewirtschaftet – im Auftrag des Grundstückseigners. Und jetzt greift ein anderes System.

Denn mittlerweile sind an den Zufahrten zur Abstellfläche Kameras installiert, die die Nummernschilder der Fahrzeuge scannen. Bezahlt wird vor dem Ausfahren an einem Automaten, an dem Autofahrer ihre Nummernschild-Kombination eingeben, dann den angezeigten Betrag begleichen. Für die erste Stunde werden 2,10 Euro fällig. Jede angefangene weitere Stunde schlägt mit 1,70 Euro zu Buche. Wer nicht bezahlt, bekommt eine Vertragsstrafe aufgebrummt. Darauf weisen mehrere Schilder auf dem Parkplatz hin. So weit, so einleuchtend. Allerdings birgt dieses Verfahren auch seine Tücken. Diese Erfahrung musste nun Anne K. (Name der Redaktion bekannt) machen.

Rückblende: Es ist der 20. Februar, die Seniorin aus Hiddenhausen hat einen Termin bei ihrem Augenarzt in der Praxisklinik. Ihren Wagen stellt sie auf der Abstellfläche zwischen Arbeitsamt und Werregärten ab, dann geht’s ins Gebäude. &bdquo;Ich hatte kaum meine Jacke aus, da wurde ich schon aufgerufen. Das ging ratzfatz. Nach kaum einer halben Stunde war ich schon wieder am Parkplatz“, schildert sie im Gespräch mit der Redaktion.

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Anne K. steuert zunächst den Parkautomaten an. Vor einiger Zeit war sie mit ihrem Lebensgefährten schon einmal beim Arzt, weiß daher, dass man an der Anlage zuerst sein Fahrzeug-Kennzeichen eingeben, dann bezahlen muss. &bdquo;Ganz alleine hatte ich das noch nie gemacht. Zunächst habe ich mich vertippt. Eine junge Frau hat mir dann aber geholfen“, so die 83-Jährige. 2,10 Euro (&bdquo;Ganz schön happig für die kurze Zeit!“) soll sie in den Schlitz stecken. &bdquo;Ich hatte es aber nicht passend und habe dann 2,50 Euro bezahlt. Wechselgeld gibt der Automat nicht aus.“ Im Glauben, alles richtig gemacht zu haben, setzt sich Anne K. in ihren Wagen, fährt heim.

Jetzt hat sie unerfreuliche Post bekommen. &bdquo;Ich soll 55,10 Euro überweisen, weil ich damals auf dem Parkplatz nicht bezahlt hätte!“ Der Betrag setzt sich zusammen aus der angeblich vorenthaltenen Parkgebühr und einem &bdquo;erhöhten Nutzungsentgelt“ in Höhe von 53 Euro. &bdquo;Dabei habe ich doch alles richtig gemacht. Leider habe ich die Quittung von damals nicht mehr.“ Sie wittert Abzocke, wendet sich an die Redaktion.

Warum Tippfehler auf Herforder Parkplatz teuer sind <iframe src="https://www.google.com/maps/embed?pb=!1m18!1m12!1m3!1d1091.222534160237!2d8.67585280598912!3d52.121374307130495!2m3!1f0!2f0!3f0!3m2!1i1024!2i768!4f13.1!3m3!1m2!1s0x47ba159c2634c363%3A0x51e17e9bd47542e0!2sParkplatz%20Hansastra%C3%9Fe!5e0!3m2!1sde!2sde!4v1741893966564!5m2!1sde!2sde" width="600" height="450" style="border:0;" allowfullscreen="" loading="lazy" referrerpolicy="no-referrer-when-downgrade"> Auf Anfrage teilt Mobility Hub mit, dass man aus Datenschutzgründen zu Einzelfällen zwar keine Auskunft erteile. Allerdings gibt Unternehmenssprecherin Regina Groß Hinweise, warum Anne K. trotz möglicher Zahlung vor Ort zur Kasse gebeten wird. &bdquo;Der Kassenautomat schlägt nach Eingabe der ersten Buchstaben eines Kennzeichens damit übereinstimmende Nummernschilder vor, für die das System eine Einfahrt, aber noch keine Ausfahrt registriert hat. Parkende können dann ihr Kennzeichen einfach auswählen und bezahlen“, erklärt Groß das Prozedere.

Werde ein Kennzeichen eingegeben, das bei der Einfahrt nicht lesbar war – etwa weil das Nummernschild zu dreckig ist -, lasse sich das System die Eingabe mehrfach bestätigen. Zudem müsse der Autobesitzer auch die genaue Parkzeit eintragen. Gezahlt werden könne bar, per EC-Karte, Park-App, Google- oder Apple-Pay. Die Mobility-Hub-Sprecherin fährt fort: &bdquo;Bei der Ausfahrt wird das Kennzeichen dann typischerweise erkannt, die Zahlung zugeordnet.“ So würden auch solche Parkvorgänge abgerechnet, bei denen die Einfahrt zunächst nicht korrekt erfasst worden sei. Werde aber trotz mehrfacher Hinweise eine falsche Kennzeichen-Kombination eingegeben, wird eine falsche Buchung durchgeführt.

Regina Groß nennt ein weiteres Beispiel: &bdquo;Zahlt ein Nutzer nicht für sein eigenes Kennzeichen, sondern für ein anderes sich auf der Fläche befindendes Fahrzeug - indem er einen Buchstaben oder eine Ziffer vertauscht -, ist dies vielleicht erfreulich für den anderen Nutzer, der am Automaten dann feststellt, dass sein Parkvorgang schon beglichen wurde, aber es entbindet natürlich den Nutzer nicht von der Zahlungspflicht seines eigenen Parkvorgangs.“

Parkplatz an der Hansastraße hat schlechte Bewertungen Fest steht: Anne K. scheint nicht die Einzige zu sein, die Park-Ärger an der Praxisklinik hat. Im Internet tauchen seit Kurzem vermehrt negative Google-Bewertungen zu besagter Pkw-Stellfläche auf. &bdquo;Habe ein Bußgeld bekommen, obwohl ich bezahlt hatte. Keine Antwort vom Betreiber, nur Mahnungen“, moniert ein Nutzer. Weitere Kommentare gehen in die gleiche Richtung. Und auch ein Leser hatte vor einigen Monaten einen ähnlichen Fall an gleicher Stelle publik gemacht.

Wie viele Beschwerden es zum Parkplatz an der Praxisklinik bislang gab oder wie viele Parkverstöße bislang geahndet wurden, gibt Mobility Hub nicht preis: &bdquo;Darüber erteilen wir keine Auskunft“, so Regina Groß.

Zurück zur angeblichen Parksünderin Anne K. Sie sagt: &bdquo;Auch wenn ich mir keiner Schuld bewusst bin und das alles nicht richtig finde, werde ich die 55 Euro wohl fristgerecht überweisen. Eine noch höhere Strafe will ich nicht riskieren.“

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