„Sollen sehen, was sie tun“: Mindener konfrontiert Schüler mit Müll von E-Zigaretten

Minden. &bdquo;Das ist ein Sinnbild unserer Wegwerfgesellschaft“, sagt Michael Dietl und blickt auf den Gehweg der Leiterstraße - dem Verbindungsstück zwischen Zob und Innenstadt von Minden. Dort liegen rund 1000 Plastikverpackungen von Einweg-E-Zigarretten, die der 49-Jährige in den letzten Wochen gesammelt und am Mittwochmorgen vor seiner Haustür ausgebreitet hat. &bdquo;Die Schüler sollen mal sehen, was sie tun.“

Der 49-Jährige, der als sachkundiger Bürger kommunalpolitisch für die Linken aktiv ist, ärgert sich schon seit langer Zeit über die Verschmutzung. &bdquo;Die ganzen Verpackungen habe ich nur in einem Umkreis von 50 bis 100 Meter rund um meine Wohnung gesammelt“, sagt er. Es seien alles Wege, die Schüler gehen - morgens und nachmittags. &bdquo;Erwachsene werfen die Dinger aber auch weg“, so Dietl. In der Leiterstraße, Krumme Kisaustraße, unmittelbar vor dem Parkhaus der Obermarktpassage und auch der Obermarktstraße sehe es immer wieder unmöglich aus. Dort überall finde er auch die Verpackungen von Wassereis, Durstlöscher, Capri Sonne und Zigaretten.

&bdquo;Das ist total rücksichtslos und ich glaube, dass viele gar nicht mehr merken, wie sie die Umwelt damit verschmutzen“, sagt der Mindener. Damit die Schüler Eindruck davon bekommen, wie viel Müll entsteht, hat er die Verpackungen nun gesammelt. &bdquo;Und das sind bei Weitem nicht alle, sondern nur die von einer Marke“, betont er. Als er gegen 7.30 Uhr mit drei vollgepackten Tüten vor die Haustür tritt und den Inhalt auf dem Gehweg verteilt, strömen die ersten Schülergruppen vom Zob in Richtung der weiterführenden Schulen und Grundschulen im Stadtgebiet.

&bdquo;Ich habe den Zeitpunkt bewusst gewählt, weil ich weiß, wann sie hier entlang kommen“, sagt Dietl. Einige Schüler sind am Mittwochmorgen irritiert und fragen sich, was hier los ist. Manche holen ihre Handys raus und machen Fotos für Snapchat, Tiktok und andere soziale Netzwerke. Der Müllberg fällt auf - doch wirklich Interesse hat ein Großteil daran nicht. Sie stapfen drumherum, drüber oder mitten durch. Eine junge Schülerin sagt, dass ihr der Müll auch so jeden Tag auffällt: &bdquo;Auf dem Weg zur Schule liegen viele Verpackungen.“ Sie und ihre Freundin rauchen eigenen Angaben zufolge solche Vapes nicht.

Auch auf den Mülltonnen in der Stadt sieht man die Rückstände der Einweg-Zigaretten, die zum Großteil in China produziert und in der Innenstadt vornehmlich von den ansässigen Kiosken verkauft werden. &bdquo;Das sind Aufkleber, die abgezogen werden“, sagt Dietl und fragt sich: &bdquo;Warum schmeißen sie den Rest der Verpackung nicht auch da rein?“ Er selbst nutze sie nicht, sondern kiffe lieber, wie er im Gespräch erklärt. &bdquo;In China sind sie aus Jugendschutzgründen verboten“, erklärt der 49-Jährige und vermutet, dass sie sehr gefährlich sind. &bdquo;Die sind nicht ausgereift“, mutmaßt er.

Dietl ärgert sich auch darüber, dass die Vapes, die erst ab 18 Jahren in Deutschland benutzt werden dürfen, von viel jüngeren Jugendlichen geraucht werden. &bdquo;Irgendwer muss sie ja an sie verkaufen.“ Er hofft, dass er mit seiner Aktion ein Bewusstsein dafür geschaffen hat, wie viel Müll anfällt. &bdquo;Eigentlich müssten die Städtischen Betriebe das alles mal einen Tag liegen lassen“, sagt der 49-Jährige. Er habe das einmal in einem Ausschuss angeregt, doch das sei bislang nicht umgesetzt worden.

Er selbst hat den Müll am Mittwochmorgen wieder eingesammelt, nachdem die letzten Schülergruppen vom Zob in die Innenstadt geströmt waren. &bdquo;Das entsorge ich natürlich alles fachgerecht in der gelben Tonne“, betont Dietl. Er hatte zunächst mit dem Gedanken gespielt, die Verpackungen dort länger liegen zu lassen. &bdquo;Aber das möchte ich aus Gründen des Umweltschutzes nicht.“

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