Online-Drogenhandel in OWL floriert – doch Rauschgift landet in falschen Briefkästen

Bielefeld. Stellen Sie sich vor, Sie öffnen den Briefkasten. Doch statt Prospekten, den üblichen Rechnungen oder anderen Briefen liegt darin ein Umschlag mit einem weißen Pulver oder komischen Pillen – Drogen. Solch ein Szenario ist in OWL kein Einzelfall. Denn der Online-Handel mit den illegalen Substanzen boomt überall. Manchmal unterlaufen den Dealern aber auch Fehler.

Im Darknet und selbst in öffentlichen sozialen Medien gibt es unzählige Seiten und Kanäle, auf denen vermeintlich Drogen angeboten werden. Darunter sogar das ein oder andere Profil bei Telegram, das einen Bezug zu OWL nahelegt. Wie &bdquo;seriös“ diese Angebote sind, ist nicht bekannt. Die vermutlich allermeisten Drogen werden aber über das Darknet verkauft. Die deutsche Erfolgsserie &bdquo;How to sell Drugs online (fast)“ lässt grüßen.

Das Landeskriminalamt (LKA) in NRW spricht davon, dass sich diese Form des Drogenhandels in den vergangenen Jahren fest etabliert hat. Etwa 4.500 Ermittlungsverfahren wurden beispielsweise 2023 in ganz NRW wegen des Phänomens eingeleitet und mehr als 50 solcher Marktplätze mit Bezug nach Deutschland festgestellt.

Dunkelfeld beim Online-Drogenhandel ist groß Offiziellen Zahlen der Polizei, so heißt es aus Sicherheitsbehörden, könne man nicht als valide Angabe für das Phänomen nutzen, da das Dunkelfeld schlichtweg zu groß sei. Eine Umfrage dieser Redaktion in den Polizeibehörden in OWL ergab, dass es sich um ein paar Dutzend bekanntgewordene Fälle von Online-Drogenhandel handelt – im ganzen Jahr 2024. So erfasste der Kreis Höxter beispielsweise nur vier Verfahren, in Minden-Lübbecke zehn und im Kreis Lippe 15. Ein Paderborner Polizeisprecher – hier wurden 34 Delikte erfasst – berichtet, dass die Fälle von Drogenhandel im Netz nur durch gezielte Ermittlungen bekannt werden.

Oder durch Kommissar Zufall. Der scheint zumindest in einigen Fällen in der Region zuzuschlagen: Mehrere Polizeibehörden aus OWL berichten, dass regelmäßig Fälle von Online-Drogenhandel auffliegen, weil die Dealer ihre Sendungen falsch frankiert oder adressiert haben. Die Polizei werde dann von den – vermutlich mehr als irritierten – Empfängern oder den Lieferanten informiert und nimmt dann Ermittlungen zum Sender und Empfänger auf.

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Das in Deutschland geltende Postgeheimnis erschwert die Kontrollen zudem, sodass auch eine frühzeitige Erkennung einer Drogensendung nur in Einzelfällen möglich ist. In manchen Fällen gehen dem Zoll bei Post-Kontrollen aus dem Ausland illegale Sendungen ins Netz. Auch dann werden Ermittlungen eingeleitet.

Polizei klagt über fehlende Technik und Befugnisse Der NRW-Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Erich Rettinghaus, schlägt derweil Alarm. &bdquo;Straftäter sind den Sicherheitsbehörden im Netz weit voraus.“ Ein Grund dafür seien mangelnde technische oder rechtliche Möglichkeiten, im Internet gezielt zu ermitteln oder zu überwachen. In anderen Ländern sei etwa die gezielte Überwachung von Chats möglich. &bdquo;In NRW nicht“, bemängelt Rettinghaus. &bdquo;Gerade im Darknet kommt man ohnehin nur schwer an die Täter ran. Bei uns scheitert es aber auch schon im normalen Internet’.“

Doch wie läuft der Drogenhandel konkret ab? Nach Angaben einer LKA-Sprecherin werden im Darknet und Co. primär Drogen wie Cannabis, Ecstasy (MDMA), Amphetamine, Kokain und E-Liquids für E-Zigaretten mit synthetischen Cannabinoiden zum Kauf angeboten. Die Sprecherin gibt zudem konkrete Angaben zum Ablauf: Online-Händler, die ein Angebot für Rauschmittel wie diese schalten, werden &bdquo;Vendor“ genannt. In privaten Chats wird über die Kauf- und Zahlungsmodalitäten gesprochen. Der Versand erfolgt in den meisten Fällen per Post. Wohnen &bdquo;Vendor“ und Käufer jedoch nicht allzu weit voneinander entfernt, kann die Übergabe auch persönlich stattfinden.

Dealer verkaufen Drogen aus dem Kinderzimmer In Darknet-Foren läuft der Handel derweil regelrecht wie in normalen Internet-Shops ab. Nur bei der Zahlung kann es Unterschiede geben, diese läuft nämlich oft über Kryptowährung wie Bitcoins.

Sicherheitsbehörden wie das LKA sehen aktuell keinen Rückgang des Phänomens. Rettinghaus geht von einer deutlichen Zunahme aus. &bdquo;Es ist einfacher, die Straftäter wissen oft, dass wir als Polizei kaum an sie rankommen“, bemängelt er und ergänzt, &bdquo;Solche Online-Dealer arbeiten von zu Hause aus ihrer Garage, manche sogar aus dem Kinderzimmer heraus und verdienen mit ihren Straftaten Millionen.“ Es sei für die Polizei wichtig, hier frühzeitig den Drogenhandel zu verhindern.

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