Warburg im Mittelalterfieber: Ritter aus Höxter zeigen spektakuläre Shows

Warburg/Höxter. In der Region sind sie und ihre Künste bekannt: Die Ritter und Recken der Freyschar zu Bokenrode begeistern mit ihren Auftritten, mit ihren Kämpfen und theatralischen Stunts immer wieder ein großes Publikum. Sie werden für die unterschiedlichsten Veranstaltungen gebucht, sind bei Markttagen, Stadtevents, besonderen Geburtstagen und Ferienfreizeiten dabei, aber auch Kitas und Seniorenzentren gehören zu ihren Schauplätzen. &bdquo;Immer wenn es mittelalterlich wird“, nennt Christian Schultze die Klammer.

Ursprünglich im &bdquo;Mittelalterdorf Bokenrode“ in Fürstenberg beheimatet, haben sich die Frauen und Männer der Schar als gesuchte Mittelalterdarsteller und Schaukämpfer lang schon etabliert. Fanden zu Beginn in der Jugendbildungsstätte Enthusiasten zunächst zum Schwertkampf zusammen, so war mit den Jahren der Kreis breiter geworden. Mittelalterfans sind sie alle.

Seit 2011 ist Schultze in der Freyschar, die damals im Mittelalterdorf noch eine lockere Verbindung gewesen sei, sagt er. Man habe den Schwertkampf trainiert. Den präsentieren sie heute in einem eigenen Verein, der 2018 unter dem Namen Freyschar zu Bokenrode gegründet wurde. Die Bildungsstätte konzentriere sich auf handwerkliche Vorführungen, die Schulungen und Seminare seien beliebt, blickt Schultze auf Schulklassen und Teambildungsevents.

Hansefest in Warburg: Die Überraschungsgäste am Nachmittag Beim Hansefest an diesem Wochenende in Warburg werden die mittelalterlich gewandeten Schaukämpferinnen und Schaukämpfer ihre Kunst zeigen. &bdquo;Jeweils eine gute halbe Stunde lang, in mehreren Blöcken an den beiden Tagen“, kündigt der Veranstaltungsbeauftragte der Gruppe an. Und dass es dann lustig werde. &bdquo;Wir sind die Überraschungsgäste an den Nachmittagen“, freut sich Schultze auf den Auftritt. Acht werden es sein. Dazu zwei, drei Helfer. Eine Stuntshow, durchchoreographiert, einstudiert und in einer launigen Geschichte verpackt: &bdquo;Nicht einfach ein Haudrauf“, merkt er an. Schwerter klirren, Schilde scheppern, Äxte, Streitkolben und Rabenschnabel schwirren, Sperre surren: Die Freyschar zu Bokenrode gehört schon lange nicht mehr zu den Amateuren der Szene. Mittlerweile seien es mehr als 400 Shows, die sie spielten, sagt Schultze.

Bis zu 35 Kilo wiegt die Rüstung des Hauptmanns. Eine Dreiviertelstunde dauert es, bis alle Blech- und Kettenteile angelegt und die Riemen festgezurrt sind, zwei Mann helfen beim Ankleiden. Die Schwerter sind Unikate, angefertigt zumeist in Osteuropa. &bdquo;Nachgeschmiedet auf Grundlage der mittelalterlich gebräuchlichen Waffen“, erklärt Schultze. &bdquo;Der Stahl braucht Flexibilität und Härte.“ Sie sind keine Deko-Teile: Vom Aufbau und Gewicht unterscheiden sie sich nicht vom historischen Vorbild. &bdquo;Nur sind ihre Schneiden nicht scharf und die Spitzen nicht spitz.“

Die Freyschar aus Höxter möchte ein Lebensgefühl vermitteln Über Angriffs- und Verteidigungstechniken wissen die Kämpferinnen und Kämpfer Bescheid. Früher seien Bücher über Kampftechniken verfasst worden, sagt Schultze. Ähnlich dem Fechten oder Kendo kämpft manch einer darum, das Hobby als Sport anerkannt zu wissen. Mit Schutzkleidung, Maske und Trefferpunkten. &bdquo;Wir dagegen wollen eher ein Lebensgefühl vermitteln“, sagt Schultze. Als Stadtsoldat nennt er sich beim Auftritt Scharmocke und zeigt, dass das Mittelalter gar nicht so finster war.

Fast jeden Sonntagvormittag wird bis zu drei Stunden trainiert. Bei Sonnenschein im heimischen Garten, bei Regen in der Sporthalle der Fürstenberger Bildungseinrichtung. Doch Schönwetterritter seien sie nicht. &bdquo;Manchmal schieben wir auch eine Zwischenschicht ein“, merkt Schultze an. Jogging, Krafttraining und Gartenarbeit: Fit müsse man schon sein, sagt der Recke. Die Schnipsel der Vorbereitungs- und Übungstage seien zusammengefügt, die Generalprobe für die anstehende Saison geglückt, freut sich Schultze auf die Premiere der neuen Geschichte und neuer Charaktere am Wochenende beim Hansefest.

Mehr als nur ein Rollenwechsel An sieben Wochenenden werden die Mitglieder der Freyschar in diesem Sommer bis in den Oktober hinein unterwegs sein. &bdquo;Bis ins Thüringische im Osten und das Ruhrgebiet im Westen. Im Umkreis von 250 Kilometern“, sagt der Höxteraner Familienvater.

Wird das Lager aufgebaut, sind Partnerinnen und Kinder dabei. In mittelalterliches Kleid gesteckt, wird in Zelten geschlafen, über dem offenen Feuer gekocht. Ist die Kinderschar aller 25 Aktiven des Vereins dabei, sind es zehn zwischen einem und sieben Jahren. Auch seine beiden machen mit. &bdquo;Sie sind mit der Passion ihrer Eltern aufgewachsen“, sagt Schultze. Für ihn sei es ein Ausgleich zum Beruf. Im Einkauf einer großen Holzmindener Firma ist der 44-Jährige im Büro tätig. Ehefrau Sabrina (37) hatte er übers gemeinsame Hobby näher kennen und lieben gelernt.

Andere Städte, andere Zeiten Krankenschwester, technischer Zeichner, Tischler, Schlossermeister, Teamleiter, Lehrerin, Laborantin, Kita-Erzieherin: Für alle bedeute der Rollenwechsel &bdquo;ein Stück Freiheit“, sagt Schultze. Abseits des reizüberfluteten beruflichen Alltags. &bdquo;Das Smartphone bleibt in der Tasche bei der Reise in andere Städte und in andere Zeiten“, merkt er an. Die jetzigen Freyschar-Mitglieder suchten und fanden sich nicht nur auf Mittelaltermärkten, man wuchs zur Gruppe zusammen, Freundschaften entstanden. Man feiere Geburtstage miteinander, treffe sich zum Grillen, gehe gemeinsam ins Kino oder ins Konzert. Auch werden pärchenweise Urlaubstage geplant.

Der Ausbruch aus dem Alltag: &bdquo;Da wird ein Schalter umgelegt“, sagt Schultze, &bdquo;wenn im Lager das Holz in der Feuerschale brennt, in der Nachbarschaft der Schmied die Kohle in der Esse schürt, wenige Stände weiter sich ein Spanferkel am Spieß dreht. &bdquo;Eine ganz eigene Welt, in der Stress und schwere Gedanken keinen Platz haben.“

Jeder und jede ist beim Hansefest in Warburg willkommen &bdquo;Mittelalter liegt wieder im Trend“, bemerkt Schultze, und dass Ritter und Recken immer Spaß daran hätten aufzuklären. Interessierte seien willkommen. &bdquo;Einfach melden“, wirbt Schultze. Weitere Infos zur Freyschar zu Bokenrode und das Jahresprogramm sind im Netz unter www.schaukampf.net zu finden.

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