Blick ins Innere: Delbrücker bauen Stall zum Traumhaus um

Delbrück-Westenholz. Im Schweinestall duftet es nach Holz. Dezent. Angenehm. Schweine waren hier schon seit Jahrzehnten nicht mehr drin. Das kleine Fachwerkhäuschen war mal gemütliche Gartenhütte und ist jetzt die Küche eines besonderen Wohn-Ensembles im Paderborner Land. Interessierte können es zum Tag der Architektur am Sonntag, 29. Juni, besuchen.

Mitten im Wohngebiet in Westenholz haben sich Malte Rinkens und Beate Rolf einen Wohn-Traum erfüllt, den sie selbst eigentlich nie hatten. Er besteht auf 110 Quadratmetern aus dem einstigen Stall, einem modernen, aber stilistisch angeschmiegten Neubau sowie einer raffinierten und hellen Verbindung beider Gebäude. Entstanden ist ein Hingucker samt Traumgarten.

In den Rinkens-Garten hatte Vater Hans-Dieter, langjähriger Rektor der Universität Paderborn und später Präsident des Deutschen Studentenwerks, vor 25 Jahren mal das &bdquo;Schweineställchen“ schaffen lassen. Von einem Bauern hatte er es, halb verfallen, für kleines Geld gekauft, er wollte einen urigen Rückzugsort in Sichtweite des eigenen Wohnzimmers.

Schweinestall im Zentrum des Delbrücker Wohntraums So wurde hier dann Karten gespielt, es wurde gefeiert, es war ein Refugium für Familie und Freunde - aber wohnlich war es nicht. Das ist nun anders. Mittlerweile ist der Stall eine Küche samt Essplatz und bietet im offenen Dachgeschoss noch ein Zimmerchen. Der Schweinestall ist das Zentrum der Wohnidee, die Rinkens Junior (53) und Partnerin Rolf (52) gemeinsam mit dem Delbrücker Architekturbüro Gröne umgesetzt haben. Den Anschub gab anderthalb Jahre vor seinem Tod noch Hans-Dieter Rinkens, die Fertigstellung des Projekts im Dezember 2023 konnte er nicht mehr erleben.

&bdquo;Mein Vater hat uns vorgeschlagen, ob wir aus dem Ställchen nicht etwas machen wollen. Beate war sofort Feuer und Flamme, ich eher nicht“, gibt Malte Rinkens zu. Heute sind beide schwer verliebt in ihr Doppel-Haus-Projekt. An vielen Stellen haben sie selbst Hand angelegt und für ihren Traum mitgeschuftet.

Auch und gerade am Stall. Dabei wirkt er äußerlich fast unangetastet. Man sieht ihm sein langes Leben an. Innen ist er samt Dämmung und Fußbodenheizung fit gemacht fürs 21. Jahrhundert. Die alten Fenster und die märchenhafte Holztür durften bleiben, drinnen sind dichte und moderne Gegenstücke eingesetzt. Das Gebäude wurde aufgearbeitet, die Elektrik ist auf aktuellem Stand und eine Leiter führt zum offenen Zimmer unterm Dach. &bdquo;Küche und Esstisch sind der Mittelpunkt des Hauses. Hier ist es immer gemütlich, hier sitzen wir gerne mit Gästen“, sagt Beate Rolf.

Verschiebbare Regale im Delbrücker Traumhaus Zur Gemütlichkeit trägt neben der kuschelig-überschaubaren Größe des Raumes auch das Holz bei. Das Material spielt eine Hauptrolle im Hauskonzept. Dessen erste Version kritzelte Firmenchef Jonathan Gröne schon beim Erstgespräch mit dem Paar im Schweinestall auf ein Papier. Ausgearbeitet hat es dann Architekt Julian Weber (27). &bdquo;Es war mein erstes Projekt im Job - und dann gleich so ein Besonderes“, sagt der Kreative. Er hat den Bau von der Skizze bis zur Fertigstellung begleitet.

Architekt und Bauherren befruchten sich in der Ideenfindung. Es entsteht neben dem Stall ein Neubau, der viel darstellt - mit wenig Raum zum Abstellen. &bdquo;Wir mögen es reduziert und sind keine Sammler“, sagt Rinkens. Notwendige Technik- und Waschräume haben sie hinter verschiebbaren Regalen des Wohnzimmers versteckt. Das Gebäude ist ein strohgedämmter Holzrahmenbau mitsamt Holzfassade. Er sollte wie eine Scheune zum alten Stall wirken und entstand mit klaren Linien und Satteldach.

Holzdecke kostet Nerven beim Projekt im Kreis Paderborn Nerven kostete alle Beteiligten die außergewöhnliche Holzdecke im neuen Haus. Tonnenschwere Platten, gefertigt aus Brettsperrholz, bilden gleichzeitig die Decke des 40 Quadratmeter großen Wohnzimmers und den Fußboden des darüber liegenden Schlafbereichs. &bdquo;Sowas während der frühen Bauphase schon einsetzen zu müssen, ist eine Herausforderung, aber es hat ohne Schäden geklappt“, erinnert sich Architekt Weber.

Im fertigen Zustand wirkt die Decke heute beinahe schwebend, dafür sorgt eine umlaufende zurückgesetzte Kante der anliegenden Wände. Hingucker sind zudem die Drehschalter und Steckdosen im Vintagestyle, eine Reminiszenz ans Schweineställchen. Auch wenn im Wohnzimmer ein Fernseher steht und der frühere Tonstudiobetreiber Rinkens viel Musik um sich herum versammelt - Höhepunkt des Raumes ist sein Ausblick ins Grüne. Das Paar pflegt einen naturnahen Garten samt liebevoll ausgewählten und mitunter skurrilen Dekostücken - wie etwa einem schwarzen Gorilla.

Tag der Architektur am 29. Juni Die Westenholzer lieben ihr Heim. Rinkens sagt: &bdquo;Ich habe jedes Mal ein Lächeln im Gesicht, wenn ich hier auf den Hof fahre.“ Sieht Beate Rolf genauso: &bdquo;Wir sitzen oft vorm Haus und genießen einfach.“ Und die Finanzplanung des Projekts? &bdquo;Ist aufgegangen“, sagen beide - und genießen weiter.

Wer sich das Ensemble der Ideen anschauen möchte, hat beim Tag der Architektur am 29. Juni, von 10 bis 13 Uhr Gelegenheit dazu. Die Adresse ist über die Webseite der Architektenkammer NRW zu finden. Die Organisation des Tages liegt in den Händen des Architekturbüros Gröne.

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