Stillgelegt: Heimliche Skatehalle im Kreis Höxter sorgt für mächtig Wirbel

Borgentreich. Illegal sagen die einen, mir doch egal, die andern. In Borgentreich wird gestritten. Um eine alte Scheune und deren Nutzung. Die Location haben die Skater im Ort für sich entdeckt. Miniramp, Bowl Corner, Bank-Hip, ein Areal für die mobilen Dinge, ein kleiner Klönraum mit der Dartscheibe an der Wand. Selbermacher: Motiviert gingen die Jugendlichen ans Werk, planten und schufen am Ende Tatsachen. Aus Beton.

Unterstützt wurden und werden die jungen Borgentreicherinnen und Borgentreicher, die sich im Verein Rollkultur engagieren, von Dirk Lücke. Der selbstständige Architekt ist in Sachen Skate- und Bikepark-Bau ein ausgewiesener Fachmann. Deutschlandweit ist er mit seinem L2-Büro unterwegs. Seine Erfahrung, sein Urteil, seine Pläne, seine Arbeiten sind auch außerhalb der Skaterszene hoch geschätzt. Doch in seiner Heimatstadt gibt es immer wieder Irritationen.

Vor Jahren eroberten sich Verein und Jugendliche die alte Molkerei im Ort, die abgerissen werden sollte. Gestalteten erste Räume nach ihren Bedürfnissen um. Als der Bagger anrückte, stellte ihnen die Stadt Container, die für die Unterbringung Obdachloser im Gewerbegebiet Keggenriede standen, zur Verfügung. Bis sie für die Geflüchtetenhilfe als Wohnraum dringend benötigt wurden. &bdquo;Ein Traum“, sagt Lücke heute. Die Mitglieder des Rollkulturvereins packten ihre Brocken und lagerten sie in der Scheune ein. &bdquo;Daraus machen wir mehr“, hieß es dann vor gut zwei Jahren am Ende des Winters. Auf dem schmalen Brett durchs Unterholz der Halle: &bdquo;Indoor“, sagt Lücke. Es erspare die Fahrt nach Kassel, vergleichbaren Anlagen gebe es in Löhne, Lemgo oder Eschershausen.

Die Stadt Borgentreich weiß von nichts Die ehemaligen Stallungen an der Lehmtorstraße hatte er vom Vorbesitzer per Handschlag als Pächter übernommen. Als der Architekt auf der Wiese gegenüber das Eigenheim neu baute. Allerdings ist die Stadt Eigentümer der Liegenschaft. Die hatte das Gebäude in Nachbarschaft des Familienforums erworben, um Raum für eine eventuelle Erweiterung der Kita vorzuhalten. Ab und an schaute ein Hausmeister nach dem Rechten. Teile wurden von der Stadt als Lagerstätte genutzt.

Das Do-it-yourself-Projekt wuchs. Die jungen Leute wussten ihre Ideen umzusetzen, mit Plänen, Werkstoff und Baumaterial geschickt umzugehen. Und genossen ihre Freiheit in &bdquo;der kreisweit einzigen Skatehalle.“

&bdquo;Kleinigkeiten“, raunt der Pächter &bdquo;Von deren Existenz wir jetzt schon überrascht waren“, sagt Bürgermeister Nicolas Aisch. Denn erst seit wenigen Tagen wisse man in der Stadtverwaltung um das Projekt. Stadt und Kreis luden geschwind zur Begehung ein. &bdquo;Wir hatten einen Termin“, bestätigt Lücke. &bdquo;Beim Treffen in dieser Woche ging es um den Brandschutz“, sagt er. Um zu klären, was zu tun sei. &bdquo;Kleinigkeiten“, sagt der Pächter. Eine To-do-Liste, die man arbeiten werde. Baurechtlich seien zwei Türen und ein Geländer angemahnt worden. Das werde übers Wochenende erledigt. &bdquo;Und wenn wir die Freigabe bekommen, machen wir dann weiter“, merkt Lücke den prüfenden Blick des Kreisbauamtes an.

Gut zwei Dutzend Skater des Roll-Vereins nutzen die Indoor-Anlage, die in den vergangenen beiden Jahren in der Scheune an der Lehmtorstraße entstanden war. &bdquo;Eine Vereinsanlage in Eigenleistung“, betont Lücke. Viele kämen aber auch so vorbei. Eine Skateboard-Bahn aus glattem Beton, deren Bau auch vom Kreis und der Kirche unterstützt wurde, hält er fest. Bei einem gemeinsamen Workshop in der Freizeitstätte entstanden große Grafiken, die heute in der Skatehalle als Anprallschutz dienten. Über die ein oder andere kleinere Finanzspritze aus öffentlichen Fördertöpfen habe man sich immer gefreut.

Der Borgentreicher Rathaus-Chef vermisst das Gespräch Nichts sei mit der Stadtverwaltung abgesprochen, kritisiert Aisch dagegen arg verärgert die mangelnde Kommunikation. Der Rathaus-Chef blickt auf die Dimension, die die Sache angenommen habe, sorgt sich um die Sicherheit und steckt in einem Dilemma. Denn an sich sei das Projekt ja cool, zollt er den jungen Leuten Respekt. Aber bitte nicht so. &bdquo;Toll für die Kids“, erinnert Aisch an eigene Jugendtage. Doch müsse es die Stadt als Eigentümer anders bewerten. &bdquo;Bevor etwas passiert“, äußert der Verwaltungsleiter Sicherheitsbedenken, zählt Risiken wie Brandlasten, Verletzungsgefahr und die Versicherungsfrage auf. &bdquo;Es gibt Spielregeln“, sagt Aisch. Ein Bauantrag auf Umnutzung fehle, spricht er zudem für junge Menschen bürokratisch anmutende Verfahren an und nennt den Kreis als Baugenehmigungsbehörde.

Aisch bemängelt das Vorgehen des Vereins. Über die Pläne sei nie gesprochen worden. Das wiederum dementiert Lücke. Beiden Seiten fühlten sich ungerecht behandelt, fasst Aisch in der Situation bedauernd zusammen. Ein Kommunikationsproblem. Wie es weiter gehe, werde man sehen, lässt Aisch offen.

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