Bielefeld. In Deutschland erkranken jedes Jahr 17.000 junge Erwachsene an Krebs. In einer Zeit, in der das Leben außerhalb des Kinderzimmers gerade erst beginnt, ist die Angst um das Leben plötzlich ganz nah. Anstatt durchzustarten, werden sie gestoppt. Um sich in dieser Lebensphase gegenseitig zu unterstützen, haben Betroffene über die Deutsche Stiftung Junge Erwachsene mit Krebs in OWL einen Treffpunkt etabliert und damit eine Anlaufstelle geschaffen. Unterstützt wird das Engagement jetzt von der Bielefelder „Marlies und Herbert Repkow Stiftung“, die sich seit 2013 im Kampf gegen Krebs engagiert.
Bundesweit organisieren sich bereits 1.500 junge Menschen im Netzwerk der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs in sogenannten Treffpunkten. Als klassische Selbsthilfegruppe, die sich in einer Klinik im Stuhlkreis trifft, versteht sich der neue Treffpunkt OWL nach Angaben der Organisatorinnen Hannah Schwier und Jenniger König jedoch nicht. „Wir sind eine Selbststärkungsgruppe“, erklärt König, die 2020 an Darmkrebs erkrankt ist. „Krebs verbindet uns, weshalb wir uns gegenseitig gut unterstützen können, ohne uns dabei erklären zu müssen, aber die Krankheit muss nicht das vorherrschende Thema der Treffen sein.“
Statt Treffen in Kliniken werden Abende in Bars und Restaurants, aber auch Stadionbesuche oder Ausflüge zum Klettern, Kanu fahren oder Eisstockschießen organisiert. „Wir kommunizieren über Whatsapp und machen das, worauf wir Lust haben und was zu uns jungen Erwachsenen passt“, erklärt Schwier, die nach ihrer ersten Brustkrebsdiagnose 2019 aktuell erneut erkrankt ist. „Wir wechseln meist einen Abend in einer Bar und einen Tag mit einer Aktivität ab, damit für jeden etwas dabei ist.“ Aktuell sind nach Angaben Schwiers etwa 30 Betroffene dabei. „Wir treffen uns immer an anderen Orten in OWL, weil Betroffene aus der gesamten Region dabei sind.“
Junge Erwachsene mit Krebs haben oft finanzielle Probleme - wie ihnen jetzt geholfen wird
Die „Marlies und Herbert Repkow Stiftung“ fördert den Treffpunkt nach Angaben von Vorstand Benedikt Weiling jährlich mit 1.000 Euro. „Damit wollen wir allen Betroffenen die Möglichkeit geben, an den Treffen teilzunehmen“, erklärt Weiling. „Die Diagnose Krebs stellt junge Erwachsene auch vor große finanzielle Schwierigkeiten, weil die Krankheit ein Vollzeitjob ist und Arbeit oft für einen langen Zeitraum gar nicht mehr möglich ist“, erklärt König. „Da ist dann der Eintritt in den Tierpark oder zwei Getränke in der Bar schon nicht mehr finanzierbar.“
Wichtig ist Weiling neben der finanziellen Förderung auch Unterstützung beim Netzwerken. „Durch die Zusammenarbeit mit dem evangelischen Klinikum Bethel, der Medizinischen Fakultät OWL und anderen Partnern sind wir gut vernetzt“, erklärt Weiling. „Unser Ziel ist, die Player im Gesundheitssektor zu verbinden und Angebote wie den Treffpunkt OWL bekannter zu machen, damit Betroffene die vielen tollen Hilfsangebote überhaupt nutzen können.“
Darauf hofft auch der Treffpunkt OWL. „Wir sind sehr froh über die Kooperation und merken bereits, dass Betroffene inzwischen auch von Ärzten auf uns aufmerksam gemacht werden“, sagt Schwier.
Stiftungen sind auf Spenden angewiesen
Die „Marlies und Herbert Repkow Stiftung“ und die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs sind auf Spenden angewiesen. Weitere Informationen finden Sie unter www.junge-erwachsene-mit-krebs.de und www.repkow-stiftung.de.
Kontakt zum Treffpunkt OWL Kontakt zur Gruppe ist via Facebook und Instagram sowie folgende Mailadresse möglich: treffpunkt-ostwestfalen-lippe@junge-erwachsene-mit-krebs.de