Wohnen auf fünf Quadratmetern: Gütersloher Paar kündigt Job und zieht in Mini-VW-Bulli

Gütersloh. &bdquo;Das Abenteuer beginnt erst außerhalb der Komfortzone.“ Thorsten Elberg weiß, wovon er spricht. Ein Jahr lang hat der Gütersloher mit seiner Frau Melanie auf nur fünf Quadratmetern gelebt. Alles, was das Paar brauchte, hatte es immer dabei. Denn: Das Zuhause der Elbergs rollt. Es handelt sich um einen auffälligen, hellblauen VW-Bulli mit historischem Kennzeichen. Monatelang bereiste das Paar damit die Welt und erfüllte sich einen Lebenstraum.

Dafür kündigten die Elbergs 2023 ihre sicheren Jobs. Melanie Elberg hatte als Industriekauffrau viele Jahre bei einem großen Gütersloher Konzern gearbeitet; Thorsten Elberg als gelernter Tischler bei einem Unternehmen in Herzebrock-Clarholz.

&bdquo;Das war ein großer Schritt für uns“, gibt Melanie Elberg rückblickend zu, &bdquo;natürlich hatten wir auch Sorge. Aber die Lust, etwas Neues zu wagen und uns unseren Traum zu erfüllen, war größer.“Auch ihr Haus verkauften die Elbergs damals. Stattdessen kauften sich eine kleine Eigentumswohnung, die sie für die Zeit ihrer großen Reise einer Bekannten überließen.

Das Praktischste im VW-Bulli: die besondere Toilette Fünf Jahre haben die Elbergs ihr großes Abenteuer im Vorfeld geplant. Sie checkten verschiedenste Routen, klärten Versicherungsangelegenheiten, prüften Einreisebestimmungen. Und das Wichtigste: Sie bauten ihren geliebten VW-Bulli aus.

Ursprünglich handelte es sich bei dem Bus aus dem Jahr 1961 um einen Neunsitzer. Daran erinnert heute allerdings nichts mehr. Im Inneren befindet sich mittlerweile ein großer Lattenrost samt Matratze. Unterm Bett sorgen zahlreiche leichte Kunststoffboxen für praktischen Stauraum. Auch einen Mini-Kleiderschrank haben Melanie und Thorsten Elberg eingerichtet.

Außerdem: eine Trockentrenntoilette. &bdquo;Das war wirklich die beste Entscheidung“, sagt Melanie Elberg und lacht. Sie fungiert gleichzeitig als Sitzmöglichkeit. Mit dabei haben die erfahrenen Camper darüberhinaus einen Gaskocher, eine Kompressor-Kühlbox und einen Tisch mit Stühlen für draußen.

50.000 Kilometer legen die Gütersloher zurück Und dann ging es schließlich los. 2023 wurde zunächst der Bulli per Schiff nach Kanada gebracht. Die Gütersloher flogen hinterher. &bdquo;Vor allem die ersten Wochen waren für uns beide total unwirklich“, sagt Thorsten Elberg, &bdquo;dieses Mal war es kein Urlaub, sondern unser neues Leben mit all den neuen Herausforderungen“

Ein Jahr lang waren die Elbergs dann mit ihrem rollenden Zuhause, das Melanie Elberg zwischendurch liebevoll &bdquo;Oppa“ nennt, unterwegs. Vier Provinzen in Kanada, 22 Staaten in den USA, sieben Länder in Europa – die Liste der erreichten Ziele ist lang. 50.000 Kilometer legten die Gütersloher zurück.

Zur Spinnen-Hochsaison als einzige Gäste auf dem Campingplatz Vor allem eins lernten sie in dieser Zeit: spontan sein. &bdquo;Man muss sich jeden Tag auf neue Situationen einlassen“, sagt Melanie Elberg. Dazu gehörten auch tierische Begegnungen. Klapperschlangen, Bären, Alligatoren. Zur Tarantel-Hochsaison waren sie auf einem amerikanischen Campingplatz plötzlich die einzigen Gäste. &bdquo;Später verstanden wir auch warum“, sagt Thorsten Elberg und grinst.

Statt Konferenzen, Telefonaten und Terminen bestand der Alltag der Gütersloher aus Routen-Planung und – da sind sich beide einig – Genießen. &bdquo;Es gab viele Momente, in denen wir einfach nur vor dem Bulli gesessen und die Aussicht genossen haben“, erinnert sich Thorsten Elberg, &bdquo;und ehrlich gesagt konnten wir unser Glück oft selbst nicht glauben.“

Schwierige Rückkehr nach Gütersloh Mittlerweile ist das Paar zurück in Gütersloh. Die Elbergs haben ihre Mietwohnung wieder bezogen; beide haben einen neuen Job. &bdquo;Ich muss aber zugeben, dass mir die Umstellung in der ersten Zeit echt schwergefallen ist“, sagt Thorsten Elberg. Plötzlich wieder viel Platz, viele Klamotten, viele Entscheidungen. &bdquo;In dieses Leben mussten wir erstmal wieder reinfinden.“

Viel unterwegs sind die Elbergs aber trotzdem noch. Regelmäßig schmeißen sie an den Wochenenden Zahnbürste und Co. in ihren Bulli und düsen los. Mal etwas weiter weg, mal gleich ums Eck etwa zum Campingplatz an der Ostwestfalenhalle in Verl. &bdquo;Wir lieben das Gefühl, mit dem Bulli unterwegs zu sein. Es fühlt sich an, als würde man alle Sorgen hinter sich lassen“, sagt Melanie Elberg.

Um andere zu inspirieren, halten die 43-Jährige und ihr Mann mittlerweile regelmäßig Vorträge über ihr Abenteuer und zeigen beeindruckende Fotos und Videos.

Als Nächstes geht es für das Paar nach Fehmarn. Und auch größere Abenteuer sind nicht ausgeschlossen. Ideen haben sie genug. Asien reizt beide. Ein Foto von ihrem hellblauen, rollenden Zuhause in Japan? &bdquo;Das wär’s!“

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