Kunden irritiert über geschredderte Honigbienen in Bielefelder Bäckerei

Bielefeld. Dass wir ohne Insekten ein ernstes Problem bekommen, hat sich herumgesprochen. Inzwischen sind die Menschen so sensibilisiert, dass mancher sogar bereit ist, vor Gericht zu ziehen, wenn die Honigbiene in Gefahr gerät. So geschehen in Emden (Ostfriesland). Hier hatte eine Kundin eine Bäckerei verklagt, weil im Verkaufsraum Insekten getötet wurden. Auch in einer Bielefelder Bäckerei gab es jetzt Irritationen.

Wenn sich Wespen und Bienen zum Herbstanfang in Scharen über das süße Angebot in den Bäckereien hermachen, dann muss der Hunger groß sein. Denn eigentlich finden sie in der Natur vieles, dass sie lieber essen. Ende September ist vom sommerlichen Blütenangebot allerdings nicht mehr viel übrig und so bleibt nur Plan B: süße Teilchen vom Menschenbuffet. Dank ausgeklügelter Kommunikation eilen so schnell mal Hunderte Tiere auf einmal in die Läden.

Und das stört alle anderen: Kunden finden’s eklig, Mitarbeiter fürchten sich. Denn im Eifer des Gefechts werden Angestellte auch in den Bielefelder Bäckereien tatsächlich immer mal wieder gestochen. Das tut weh - und kann im Falle einer Allergie sogar richtig gefährlich werden. Auch die Gesundheitsämter vieler Städte - unter anderem in Bielefeld - verpflichten Bäckereien dazu, aus Sicherheitsgründen gegen starken Wespenbefall vorzugehen.

Bäckereien in der Zwickmühle &bdquo;Und wir sitzen damit in der Zwickmühle“, sagt Jörg Olsson, Chef der gleichnamigen Bielefelder Bäckereikette. In jedem Sommer steht er vor dem Dilemma, einerseits Kunden und Mitarbeiter schützen zu müssen und dabei möglichst insektenfreundlich vorzugehen. &bdquo;Wir haben wirklich alles ausprobiert“, sagt Olsson. Braune Papiertüten, die Hornissennester imitieren und Wespen und Bienen aus der Auslage vertreiben sollten, Klebefallen, Strom. Er versucht auch, auf die Leibspeise der ungebetenen Gäste zu verzichten, ersetzt im Spätsommer den beliebten Zuckerguss durch Zierschnee. &bdquo;Das meiste war entweder wirkungslos oder Quälerei.“ Der Anblick sich im Kleber windender Insekten sei doch unschön und obgleich erlaubt, doch Olssons Gefühl nach nicht tierschutzgerecht gewesen.

Olsson, der in Bielefeld 20 Filialen plus Wochenmärkte betreibt und für rund 200 Mitarbeiter verantwortlich ist, hat im Zuge der Wespenplagen auf Zeit ein interessantes Phänomen ausgemacht: &bdquo;In unseren Läden in Lipperreihe, an der Dalbker Straße und Altenhagener Straßen gibt es keine Wespenplagen. Dorthin verirrt sich kaum ein Tier.“ In den Innenstadtgeschäften hingegen - Land unter. Laut dem NABU liegt es wahrscheinlich am Blumen- und Nektarmangel in den Städten, der die Bienen und Wespen vermehrt in die Bäckereien lockt.

Olsson hat sich letztlich auf den Insektenvernichter mit UV-Licht festgelegt. Per Licht werden die Tiere angelockt und mit einem Stromschlag getötet. &bdquo;Nicht ideal, aber es geht nicht anders.“ Dennoch gibt es immer wieder Kunden, denen das Töten der Insekten missfällt. Vor allem, weil nicht nur Wespen, sondern auch Honigbienen in den Fallen getötet werden. Verklagt worden ist Olsson allerdings noch nicht.

Unterscheidung zwischen Wildbienen und Honigbienen Eine Klage hätte wohl auch, wie im Emdener Fall, wenig Aussicht auf Erfolg. Der Einsatz von UV-Insektenvernichtern in Bäckereien ist laut Naturschutzbund zwar heikel, wenn damit Bienen getötet werden. &bdquo;UV-Lichtfallen dürfen laut geltendem Bundesnaturschutzgesetz und Bundesartenschutzverordnung nicht für das gezielte Fangen und Töten von besonders geschützten Arten – darunter Bienen – verwendet werden, auch eine unselektive Wirkung der Geräte kann problematisch sein.“

Der entscheidende Punkt ist, dass im Gesetz zwischen solitären Wildbienen und Honigbienen unterscheidet. &bdquo;Nach der Bundesartenschutzverordnung sind alle heimischen Wildbienenarten außer den als Nutztiere gehaltenen Honigbienen besonders geschützt. Die Honigbiene wird, sofern sie als Nutztier gehalten oder verwildert ist, nicht als besonders geschützte Art eingestuft. Der eigentliche gesetzliche Schutzstatus gilt damit für solitäre und sozial lebende Wildbienen“, sagt Sigrun Mittl, Diplom-Biologin, Autorin und Bienen-Expertin. Und die verirren sich fast nie in Bäckereien, sind ausschließlich draußen unterwegs.

Auch Schädlingsbekämpfungsdienstleister APC AG aus Nürnberg bekräftigt: &bdquo;Der Einsatz der UV-Geräte ist in allen Lebensmittelbetrieben erlaubt beziehungsweise für den Verbraucherschutz ein wesentlicher Baustein“, erklärt Martin Khaschei, Niederlassungsleiter der APC AG Hamburg.

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