Eon übersieht Vertragskündigung und schickt Löhnerin Inkasso-Unternehmen auf den Hals

Löhne. Jahrzehnte hat Angelika Tilgner in einem Einfamilienhaus an der Werster Straße gewohnt. Im Jahr 2019 verkaufte sie das Eigenheim und zog in eine Wohnung. Mit dem Verkauf waren auch alle Formalitäten geregelt. Das dachte sie zumindest. Allerdings konnte erst mithilfe der Redaktion ein drohendes Gerichtsverfahren wegen angeblich ausstehender Zahlungen abgewendet werden. Der Energieversorger Eon hat Angelika Tilgner über Jahre zu Unrecht Mahnungen geschickt. Das ist innerhalb von zwei Jahren der zweite Fall, der ähnlich gelagert ist, über den die Redaktion berichtet.

Über viele Jahre hat der Versorger das Haus der Tilgners mit Strom beliefert. Probleme gab es nie. &bdquo;Mit dem Umzug und der kurz darauf folgenden Schlussrechnung war für mich die Sache erledigt“, sagt die Löhnerin. Dann fingen die Probleme allerdings erst an. Sie sitzt am Esstisch ihrer gemütlichen Wohnung. Ein Aktenordner und diverse Briefe liegen vor ihr.

Nach wenigen Monaten bekam sie nach der Schlussrechnung, deren Überweisung sie mit dem Datum vom 18. April 2019 durch einen Kontoauszug dokumentieren kann, eine Zahlungsaufforderung. &bdquo;Da passte weder die Zählernummer noch der Vertrag“, sagt Angelika Tilgner.

Klare Belege, dass keine Forderungen existieren

Sie ging von einem Fehler bei Eon aus, der gemacht wurde, als durch den Hausverkauf ein neuer Vertrag zwischen dem Hauskäufer und Eon abgeschlossen wurde. &bdquo;Der Käufer hat sich dann gekümmert“, sagt sie. Angelika Tilgner hat ebenfalls mit der Vertragskündigung und der Kopie des Kontoauszugs gegenüber Eon belegt, dass sie keine Schulden gegenüber dem Unternehmen habe.

Angelika Tilgner dachte, dass der Fall damit erledigt sei. Mehrere Jahre war Ruhe, dann zündete Eon die nächste Stufe. Der Energiemulti gab den Fall an Riverty Services weiter. Das Inkassounternehmen ist eine Tochter der Bertelsmann-Gruppe mit Sitz in Verl. Eon schaltet das Unternehmen ein, wenn Kunden nicht zahlen.

Angelika Tilgner war geschockt, als am 16. August 2024 ein Brief vom Inkassounternehmen kam. 396,24 Euro sollte sie zahlen. &bdquo;Das hat mich sehr betroffen gemacht“, sagt sie rückblickend. Sie habe auch Riverty Services geschrieben, dass sie gegenüber Eon keine Schulden habe. Daraufhin kam am 16. September 2024 erneut ein Brief des Inkasso-Dienstleisters. &bdquo;Die Bearbeitung ihres Vorgangs haben wir eingestellt“, steht in dem Brief. Sie müsse allerdings mit Eon klären, ober der Fall wirklich erledigt sei.

Die Sorge, dass da noch was kommt

Sie sei nach diesem Brief erleichtert gewesen. &bdquo;Ich habe aber auch gedacht: Wer weiß, vielleicht kommt da noch was.“ Allerdings habe sie sich nicht dazu veranlasst gesehen, mit Eon wieder Kontakt aufzunehmen. &bdquo;Ich habe ja keine Fehler gemacht.“

Rund ein Jahr später wurde die Ahnung von Angelika Tilgner bestätigt. Mit Datum vom 4. September 2025 kam wieder Post von Rivertey Services. Die Forderung, die eingetrieben werden sollte, hatte sich auf 425,05 Euro erhöht. Das Geld sollte sie bis zum 20. September überweisen. Angelika Tilgner ließ auch diese Frist verstreichen. Am 23. September kam die nächste Mahnung. Die Löhnerin sollte 450,41 Euro zahlen. Im Brief steht: &bdquo;Zahlen Sie jetzt, und vermeiden somit weitere Folgen wie zum Beispiel ein gerichtliches Verfahren und damit verbundene Kosten.“

Als sie diesen Brief bekam, schaltete Angelika Tilgner die Redaktion ein. In einer Anfrage an die Pressestelle schilderte die Redaktion den Sachverhalt. Dann kam Bewegung ins Spiel. &bdquo;Das Wichtigste vorab: Unser Service-Team hat die Schilderungen von Frau Tilgner bereits geprüft und den Fall geklärt – für sie ist nichts weiter zu tun, sodass sich die Angelegenheit hiermit für sie erledigt hat“ schreibt ein Eon-Sprecher in einer Mail an die Redaktion.

Eon räumt den Fehler ein

Im Dezember 2019 habe Frau Tilgner Eon über ihren bevorstehenden Auszug aus der betreffenden Immobilie informiert. Dem Unternehmen sei leider zunächst nicht klar gewesen, dass mit ihrem Auszug zugleich ein Eigentümerwechsel für das Haus einhergehe. &bdquo;Frau Tilgner wurde in der Folge aufgrund eines Bearbeitungsfehlers erneut als Eigentümerin angemeldet. Das tut uns sehr leid. Wie eingangs bereits erläutert, haben wir dies nun umgehend korrigiert. Für die entstandenen Unannehmlichkeiten bitten wir Frau Tilgner um Entschuldigung.“

Angelika Tilgner ist erleichtert, dass der Fall erledigt ist. &bdquo;Es ist aber frustrierend, dass ich erst die Redaktion um Hilfe bitten musste, um das Problem zu lösen“.

Ein ganz ähnlicher Fall

In einem ähnlichen Fall wurde die Redaktion ebenfalls um Hilfe gebeten. Durch eine Verwechselung erhielt der Löhner Unternehmer Reinhard Jungk im Jahr 2023 Mahnungen von Eon und Riverty Services. Der Inhaber des Baugeschäfts Stühmeyer sollte Stromschulden für eine Firma Jung mit Sitz in Stuhr bei Bremen zahlen.

Von Anfang an stand fest, dass es sich um eine Verwechslung handelte. Jungk war in seinem ganzen Leben noch nicht in Stuhr. Allerdings stellte sich Eon auch in diesem Fall solange stur, bis sich die Redaktion kümmerte. Dann ging alles ganz schnell. Eon entschuldigte sich und räumte den Fehler ein.

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