Unterwegs zu Hause: Bünderin fährt mit selbst ausgebautem Wohnmobil bis zum Nordkap

Bünde. Wenn Celine Hinz über ihren &bdquo;Henry“ spricht, verklärt sich ihr Blick leicht. Schon immer habe sie sich einen solchen Gefährten gewünscht, sagt die 27-Jährige. Und das, was die Bünderin in den vergangenen sechs Monaten zusammen mit ihrem &bdquo;Henry“ erlebt hat, hat die beiden so richtig zusammengeschweißt.

&bdquo;Henry“ ist kein Lebewesen, wie viele wohl an dieser Stelle vermuten würden. Er ist groß, weiß und hat vier Räder. Der Peugeot Boxer ist für Celine Hinz zu ihrem Zuhause geworden. Kein Wunder, denn die 27-Jährige hat sich den Kastenwagen selbst ausgebaut und dabei ihre ganz eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt gestellt. &bdquo;Das ist ja das Schöne daran, wenn man alles selbst macht“, sagt Celine Hinz. &bdquo;Bei einem fertigen Wohnmobil sind serienmäßig eine Nasszelle, ein Bett oder eine Küchenzeile enthalten. Ich konnte mir aber nun genau überlegen, was davon mir besonders wichtig ist und wofür ich den meisten Platz erübrigen wollte.“

Die Planung, der Ausbau – das alles habe ungefähr zwei Jahre gedauert, sagt die gelernte Technische Zeichnerin, die beim Maschinenbauunternehmen &bdquo;Koenig & Bauer Kammann“ sowohl ihre Ausbildung absolvierte als auch heute noch arbeitet. Im September 2022 trafen Celine Hinz und &bdquo;Henry“ sich zum ersten Mal. &bdquo;Ich war nach der Ausbildung auf der Suche nach meinem künftigen Wohnmobil - und als ich einmal in Henry gesessen hatte, war die Entscheidung sofort gefallen.“

Komfort und Bequemlichkeit hatten oberste Priorität beim Ausbau

Und dann startete der Ausbau. In der Einfahrt des Hauses ihrer Mutter in Bünde plante, werkelte und baute die heute 27-Jährige zwei Jahre lang – aber nicht am Stück. &bdquo;Im Winter hatte ich immer weniger Motivation. Schließlich stand mir keine Halle zur Verfügung, lediglich der angrenzende Garten und eine kleine Holzhütte“, so Hinz. Aber Stück für Stück – ganz ohne Druck – nahm &bdquo;Henry“ dennoch genau die Formen an, die Celine Hinz geplant hatte.

Ganz wichtig für die junge Frau, die den Ausbau mit dem Ziel startete, mit &bdquo;Henry“ alleine auf große Fahrt zu gehen, waren Komfort und Bequemlichkeit: &bdquo;Die erste Priorität für mich war ein großes Bett. Aber es sollte gleichzeitig auch flexible wegzuräumen sein, sodass tagsüber eine Bank zum Chillen zur Verfügung steht.“ Und das größtmögliche Maß an Bewegungsfreiheit wollte Hinz haben. &bdquo;Ich habe schließlich die Größe ausgewählt, um auch aufrecht stehen zu können. Und ich wollte auf dem Boden meine Sportmatte ausrollen können, wenn es im Freien regnet.“

Eine voll ausgestattete Nasszelle war ihr dagegen nicht so wichtig. &bdquo;Henry verfügt lediglich über eine Außendusche, aber auf meiner Reise habe ich meist Orte gefunden, an denen ich duschen konnte“, so die Bünderin, die mit den Worten &bdquo;Das ist mein Badezimmer!“ einen schmalen Schrank aus der Küchenzeile zieht. An der Wand, die zum Vorschein kommt, hängt ein runder Spiegel mit einigen Stofftaschen, die darunter befestigt sind. Direkt daneben angeordnet ist das runde Waschbecken mit fließendem Wasser aus einem 80-Liter-Tank, das eigentlich zur Küche gehört, aber auch als Badezimmer-Waschplatz dient. &bdquo;Das hat mir völlig ausgereicht“, sagt Hinz.

Celine Hinz: &bdquo;Für mich riecht Henry einfach nach Zuhause“

Holzfußboden, vertäfelte Decke, das gewünschte große Bett, das sich zusammenklappen und in eine Ruhebank verwandeln lässt und überall kleine Details wie Traumfänger, Lichterketten, gehäkelte Stoff-Kühe oder Kissen mit niedlichem Lama-Aufdruck: Wer einen Blick ins Innere des von außen unscheinbar wirkenden Kastenwagens wirft, merkt schnell, dass es sich hier nicht nur um ein Gefährt, sondern um ein Heim handelt. &bdquo;Allein, wie es hier riecht“, schwärmt Celine Hinz. &bdquo;Für mich riecht Henry einfach nach Zuhause.“

Die Verbundenheit zwischen der jungen Frau und ihrem Wohnmobil ist in den vergangenen sechs Monaten noch um ein Vielfaches gewachsen. Denn von Ende März bis Ende September startete Celine Hinz mit ihrem &bdquo;Henry“ in ein großes Abenteuer. Ganz alleine ging es auf zwei Etappen zuerst nach Schottland und Irland und danach durch Norwegen bis zum Nordkap. Zum Schluss ging es dann durch Finnland zurück in die Heimat nach Bünde.

Ihre Route hatte Celine Hinz im Vorfeld genau geplant. Genau dorthin zu kommen, wo eben nicht so viel Tourismus ist, war dabei eine ihrer Maßgaben. So waren ein Ziel die Äußeren Hebriden, eine Inselkette im Atlantischen Ozean an der Westküste Schottlands. &bdquo;Dort ist es wirklich ruhig.“

Die Lofoten - ein magischer Ort

Und in einer dieser ruhigen Ecken passierte das, was passieren musste – allerdings eigentlich noch nicht einen Monat nach dem Start: &bdquo;Henry streikte. Das AGR-Ventil war kaputt und es gab weit und breit keine Werkstatt, die Zeit hatte, mir zu helfen. Ich habe mich schon mit einem Fuß im Flieger zurück nach Deutschland gesehen.“ Aber viele glückliche Umstände und die Tatsache, dass sie einfach nicht habe aufgeben wollen, führten dazu, dass sie ihre Reise nach vier Tagen doch fortsetzen konnte - und zwar in Richtung Irland.

Nach einem kurzen Zwischenstopp im Mai in Bünde ging es auf zur zweiten Etappe: durch Dänemark und Schweden bis nach Norwegen. Zwei Wochen im Juli war Celine Hinz mit ihrem &bdquo;Henry“ auf den Lofoten. &bdquo;Das ist ein magischer Ort. Die Inseln sind einfach unfassbar schön.“ Eine bleibende Erinnerung: die Rentiere. &bdquo;Die sind da wirklich überall einfach frei unterwegs und haben sich morgens, wenn ich aufwachte, an Henry geschubbert.“

Das letzte Ziel der halbjährlichen Tour: Finnland. Dieses Land ist komplett entschleunigend. Und ich bin froh, dass ich als Letztes dort war. Zu Beginn meiner Reise hätte mich dieses Gefühl, auf sich selbst zurückgeworfen zu sein, überfordert. So habe ich mich in die Ruhe Finnlands verliebt.“

Celine Hinz: &bdquo;Ich habe mich nie unsicher gefühlt“

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Eine junge Frau, ganz alleine unterwegs – hat sie sich da nicht unsicher gefühlt? Diese Frage musste Celine Hinz seit ihrer Rückkehr schon öfters beantworten. Nein, sie habe nie ein Gefühl der Unsicherheit gehabt, antwortet die 27-Jährige mit den halblangen blonden Haaren. &bdquo;Ich habe Henry natürlich mit ein paar Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet, kann zum Beispiel von innen alle Türen komplett verriegeln und habe auch eine Spezialsicherung von außen. Und Pfefferspray war natürlich auch an Bord. Aber an all das habe ich nie gedacht.“

Das Gefühl sei die meiste Zeit ein wohliges gewesen. &bdquo;Es war wirklich so, dass ich unterwegs zu Hause war.“ Und daran habe Henry, ihr Heim auf vier Rädern, einen riesigen Anteil gehabt. Das Reisetagebuch von Celine Hinz ist übrigens auf Instagram zu sehen unter &bdquo; cel.inebx “.

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