Polizei alarmiert: Straftäter immer häufiger mit Pistolen & Co. bewaffnet

Bielefeld. Bei immer mehr Straftaten in NRW ist eine Schusswaffe im Spiel. Das geht aus einer Antwort des Landeskriminalamts (LKA) auf Anfrage dieser Redaktion hervor. Im vergangenen Jahr registrierten die 47 Kreispolizeibehörden im Land 8.372 Straftaten, bei denen mit einer Schusswaffe geschossen, gedroht oder diese mitgeführt wurde. Zum Vergleich: 2015 waren es 4.500 Fälle. Damit stieg die Zahl in nur neun Jahren um 86 Prozent.

&bdquo;Wir sehen ganz klar: Wir haben ein Problem mit illegalen Schusswaffen. Deshalb müssen wir weiterhin auf gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung des illegalen Waffenhandels setzen, die Zahlen zeigen, dass wir da mehr entdecken“, betont NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). &bdquo;Das bedeutet aber auch, dass es auch weiterhin eine konsequente Kontrolle legaler Waffen geben muss. Auch hier dürfen wir nicht nachlassen.“

Die Steigerung ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Polizei immer öfter mit illegal mitgeführten oder besessenen Waffen konfrontiert ist. Waren es 2020 etwa 4.000 Fälle dieser Art, sind es 2024 bereits mehr als 5.800. Die Zahlen der Drohungen mit Pistolen und Co. oder gar Schüssen blieben ungefähr gleich. Zahlen für das laufende Jahr liegen noch nicht vor.

Hunderte Straftaten mit Schusswaffen in OWL Laut einem LKA-Sprecher fallen Straftaten mit Pistolen oder Revolvern, Gewehren, Gas- sowie Schreckschusswaffen, Luft- oder Federdruckwaffen sowie &bdquo;sonstige Schusswaffen“ in die erfassten Zahlen. Das heißt: Wenn sie eingesetzt werden, zählen auch erlaubnisfreie Waffen dazu. Bei 90 Prozent der eingesetzten Waffen handelt es sich jedoch um Kurzwaffen – also beispielsweise Pistolen.

.responsive23-PQMIWwlZD2eIk7CW-ttc-linechart-faelle-mit-schusswaffen-in-nrw { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-PQMIWwlZD2eIk7CW-ttc-linechart-faelle-mit-schusswaffen-in-nrw { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-PQMIWwlZD2eIk7CW-ttc-linechart-faelle-mit-schusswaffen-in-nrw { padding-top: 142.86%; } } In OWL wurden von den Sicherheitsbehörden 2024 mehr als 780 Straftaten mit Schusswaffen gemeldet, die meisten in Bielefeld (172), gefolgt von den Kreisen Gütersloh (132) und Minden-Lübbecke (120). Die wenigsten Fälle meldete die Polizei in Höxter (50). In ganz OWL schossen Täter im vergangenen Jahr in 111 Fällen.

Einer dieser Fälle ist der Mord an dem ehemaligen Profiboxer Besar Nimani im März 2024 in Bielefeld. Er wurde durch mehrere Kugeln auf offener Straße in der Innenstadt getötet. Nimani ist damit einer von 36 Toten im vergangenen Jahr durch Schusswaffen in NRW. Sechs hatten einen Bezug zur Organisierten Kriminalität, beispielsweise zu Rockern oder Clans. Ob der Fall Nimani ebenfalls dazu zählt, ist unklar.

Die meisten Straftaten mit Schusswaffe erfasste derweil die Polizei in Köln. Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums waren es im vergangenen Jahr rund 700 Fälle. Ebenfalls hoch waren die Zahlen für Essen (440) und Dortmund (418).

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Doch auch echte Schusswaffen seien in NRW &bdquo;ein Problem“. Huth betont: &bdquo;Wir wissen seit den Ermittlungen rund um Encrochat, dass die kriminelle Unterwelt in Deutschland viel bewaffneter ist, als wir angenommen haben.“ Encrochat war ein verschlüsseltes Kommunikationssystem, das von Kriminellen genutzt wurde, um vor allem über Straftaten zu schreiben. Vor rund fünf Jahren infiltrierten Sicherheitsbehörden den Messenger, sicherten Chats und erhielten so Einblicke in bisher verborgene Parallelwelten – auch zur Bewaffnung der kriminellen Szene.

Experte warnt: Kriminelle bewaffneter als angenommen &bdquo;Wir waren selbst verblüfft, wie bewaffnet Kriminelle in NRW sind“, sagt Huth. &bdquo;Insgesamt besitzt das Milieu aber nicht nur mehr Waffen als früher, es ist auch viel aggressiver – regelmäßig werden scharfe Schusswaffen eingesetzt.“ Grund dafür sei unter anderem, dass mehr kriminelle Gruppen in den Markt vordringen. &bdquo;Darunter auch solche, von denen wir wissen, dass sie eine hohe Waffenaffinität haben, beispielsweise aus Albanien.“ Es komme zu immer mehr Rivalitäten um das Geschäft.

Gas- und Schreckschusswaffen können legal in Fachgeschäften oder im Internet erworben werden. &bdquo;Der Markt für illegale Schusswaffen in NRW ist aber groß“, betont Huth. Aus Belgien kommen viele dieser Waffen über die Grenze, berichtet er. Ebenso aus früheren Kriegsgebieten wie dem ehemaligen Jugoslawien. &bdquo;Bei manchen scharfen Schusswaffen handelt es sich aber auch um Gaspistolen, die aber gezielt modifiziert und umgebaut wurden“, warnt er.

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