Trotz möglicher Verstöße: Waffenbesitzer in NRW werden nur selten kontrolliert

Bielefeld. Besitzer legaler Waffen werden in NRW nur sehr selten kontrolliert. Das geht aus Zahlen des Landeskriminalamts (LKA) hervor. Demnach wurden im Jahr 2024 nur etwa 5.000 Besitzer einer Waffenbesitzkarte (darunter Jäger und Sportschützen) kontrolliert – dabei stehen im Nationalen Waffenregister mehr als 150.000 Halter.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach gegenüber dieser Redaktion von einem &bdquo;Problem mit illegalen Schusswaffen“ – immerhin steigen die Zahlen von Straftaten, in denen eine Pistole oder ein Gewehr im Spiel war, deutlich. Zeitgleich betonte er, dass es aber auch weiterhin zu &bdquo;konsequenten Kontrollen legaler Waffen“ kommen müsse.

Das Problem: Laut Experten gibt es diese &bdquo;konsequente Kontrolle“ nicht. &bdquo;Wir müssen bei Waffen generell auf mehr Kontrollen setzen“, betont der NRW-Vorsitzende der Kripo-Gewerkschaft Bund Deutscher Kriminalbeamter, Oliver Huth. &bdquo;Dafür brauchen die Waffenbehörden aber deutlich mehr Personal. Denn aktuell ist die Wahrscheinlichkeit für einen Waffenhalter, kontrolliert zu werden, sehr gering.“

Fast 300.000 Waffenbesitzkarten in NRW Was Huth meint, zeigen die Zahlen des LKA. Exakt 154.373 Personen standen Anfang des Jahres im Nationalen Waffenregister – sie besaßen einen oder gar mehrere Waffenbesitzkarten, mit denen sie legal Schusswaffen besitzen dürfen. In ganz NRW sind laut LKA insgesamt 298.301 Waffenbesitzkarten vergeben.

Unter den Haltern sind vor allem Jäger und Sportschützen. Allerdings berichtet ein LKA-Sprecher von lediglich 9.416 Vor-Ort-Kontrollen der Waffenbesitzer, die für die Waffenbehörden bei der Polizei gesetzlich möglich sind. Während der Kontrollen seien nur 5.085 Personen auch tatsächlich angetroffen und kontrolliert worden. Eine Kontrolle – sogenannte Aufbewahrungskontrollen – fand also nur bei jedem 30. Waffenbesitzer statt.

Auch in OWL nur wenige Kontrollen In OWL sieht es ähnlich aus. Im Kreis Paderborn sind rund 3.500 Waffenbesitzer bekannt. Nur 92 wurden im vergangenen Jahr kontrolliert, im laufenden Jahr sind es immerhin bereits 87. Im Kreis Gütersloh leben etwa 3.850 Waffenbesitzer, 2024 wurden etwa 80 kontrolliert, in diesem Jahr mehr als 60.

Dass die Maßnahmen aber durchaus nötig sind, zeigt sich aus den Angaben einer Gütersloher Polizeisprecherin. Denn in etwa 70 Prozent der Fälle liegen demnach Mängel vor – zum Beispiel wurden Waffen falsch oder Waffenteile und Munition mangelhaft gelagert. Wie hoch die Mängelquote in anderen OWL-Kreisen oder NRW ist, blieb derweil offen.

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Vorsitzender der Polizeigewerkschaft sieht auch Probleme Das vermutet auch Erich Rettinghaus, NRW-Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. Auch er sieht hier ein Problem bei den Waffenbehörden. &bdquo;Solche Kontrollen erfordern einen enormen personellen Aufwand, da sollten die Stellen dementsprechend aufgestockt werden“, fordert er.

Mit Blick auf mögliche Verstöße, wie sie beispielsweise im Kreis Gütersloh erfasst werden, betont er zeitgleich die Wichtigkeit solcher Kontrollen. &bdquo;Jeder, der vom Staat eine Waffenerlaubnis erhält, muss zuverlässig sein. Davon gehen wir auch aus, das muss aber ebenso kontrolliert werden.“ Rettinghaus spricht nicht von Misstrauen gegenüber Waffenbesitzern, sondern er nennt es &bdquo;Prävention durch Repression“. Er betont: &bdquo;Immerhin müssen Waffenbesitzer dafür sorgen, dass ihre Waffen weder in die Hände von Fremden noch von Angehörigen fallen. Tun sie das nicht, entstehen Gefahren für die allgemeine Sicherheit.“

Zahlen des LKA zeigen allerdings auch: Die größte Gefahr geht von illegalen Waffen aus. Von 187 Tötungsdelikten in NRW seit 2020 wurden 117 durch eine nicht registrierte Schusswaffe begangen, nur etwa 25 Taten dagegen mit legalen Pistolen und Co. Und: Nur jeder zehnte Täter, der eine andere Person erschossen hat, verfügte über eine Waffenerlaubnis.

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