Kampf um TH OWL: Schnappt Höxter Detmold ein Bundesinstitut weg?

Höxter/Kreis Lippe. Während die TH OWL in einer Pressemitteilung Eigenlob betreibt, setzen Politik und Initiativen im Kreis Höxter alle Hebel in Bewegung, um das Aus für die Lehre am Standort Höxter der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) doch noch abzuwenden. Wie die Redaktion exklusiv erfahren hat, geht es dabei auch um ein Institut, das bisher in Detmold angesiedelt ist - aber dort nicht bleiben kann. Verantwortliche in Höxter kämpfen im Hintergrund dafür, dass das Institut nach Höxter kommt. Eine andere Stadt hat ihre Finger allerdings auch im Spiel.

Die jüngste Pressemitteilung der Hochschule mit ihrem Hauptsitz in Lemgo ist eine Lobeshymne: Präsident Jürgen Krahl unterhält sich mit der lippischen Bundestagsabgeordneten Kerstin Vieregge (CDU) und tauscht sich mit ihre über die hochschulinterne Strukturreform der TH OWL aus. Wie berichtet, ist, unter anderem, vorgesehen, dass die Lehre vom Standort in Höxter abgezogen wird. Diese Pläne haben Krahl massive Kritik aus dem gesamten Kreis Höxter beschert, die Redaktion berichtete mehrfach.

Von Vieregge war indes kein Wort der Kritik zu hören: Stattdessen heißt es in der Pressemitteilung, die die TH OWL verschickt hat, sie zeige &bdquo;sich beeindruckt von den vielfältigen Initiativen der TH OWL und der klaren strategischen Ausrichtung“. Kein Wort auch darüber, dass NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes, ebenfalls CDU, Ende Oktober noch einmal den Erhalt des Hochschulstandortes in Höxter bekräftigt hatte - inklusive Lehre. Krahl solle dafür nun ein Konzept erstellen.

Was Krahl unter &bdquo;Gemeinwohl-Campus“ versteht Zumindest einen Arbeitstitel kann Krahl schon aufweisen: Seinen &bdquo;Gemeinwohl-Campus“ stellte er laut der Pressemitteilung auch Vieregge vor, in der Pressemitteilung wird viel mehr als dieser Titel allerdings nicht verraten. Es gibt lediglich diesen Satz: &bdquo;Die Neuausrichtung soll einen konkreten Beitrag zur Positionierung des Kreises Höxter als &bdquo;Gemeinwohl-Region“, wie sie im Kreisentwicklungskonzept festgeschrieben ist, leisten.“

Was da Konzept allerdings für den Campus in Höxter bedeuten würde, um den es ja schließlich geht, ist der Mitteilung nicht zu entnehmen. Auf Nachfrage nehmen dazu auch weder die TH OWL selbst noch Vieregge Stellung. Auskunftsfreudiger ist allerdings der heimische Bundestagsabgeordnete Christian Haase (CDU).

Wofür sich die Verantwortlichen im Kreis Höxter einsetzen Über die aktuellen Planungen und Veränderungsprozesse an der TH OWL sei er &bdquo;vollumfänglich“ über seinen Parteifreund und Landtagsabgeordnete Matthias Goeken sowie über die Absolventen- und Förderervereinigung – AFV Höxter informiert. Die AFV hatte zuletzt, unter anderem, mit einer Unterschriftenaktion für den Erhalt der Lehre an der Weser gekämpft.

Während Krahl noch vom Gemeinwohlcampus schwärmt, kämpfen die Verantwortlichen im Kreis Höxter längst an einer anderen Front: Es geht um das Max-Rubner-Institut. Das ist eine Bundesoberbehörde der Bundesrepublik Deutschland im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH). Der Forschungsschwerpunkt liegt im gesundheitlichen Verbraucherschutz im Ernährungsbereich. Das Institut hat eine Dependance im lippischen Detmold.

Was sich der Präsident der TH OWL eigentlich wünscht Dort kann es aber offensichtlich nicht bleiben, die Räume sind zu klein geworden. Krahl spekuliert darauf, dass es an den Campus in Lemgo umziehen könnte. Entschieden ist in der Hinsicht aber offenbar noch nichts. Immerhin meldet nun Haase für den Kreis Höxter ein Interesse an, dass sich das Institut in Höxter ansiedelt. Am bisherigen Standort in Detmold hat das Institut mit Teilzeitkräften etwa 120 Mitarbeiter.

&bdquo;Hier sehe ich großes Potenzial in Höxter, wo ausreichend Räumlichkeiten schnell zur Verfügung stünden und fordere, dass diese Option geprüft wird. Auch hier ist eine Nähe zur TH OWL gegeben.“ Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Bundesinstitut in der Kreisstadt angesiedelt wird - das Thünen-Institut hatte seine Dependance in der Innenstadt gerade bezogen und die Adressschilder angebracht, als bekannt wurde, dass es doch nach Braunschweig umziehen wird.

Haase hat Vertrauen in die NRW-Wissenschaftsministerin Haase sagt, in Bezug auf die Zukunft der TH OWL vertraue er Ministerin Brandes und Goeken, sie &bdquo;leisten hier hervorragende Arbeit“. Er verfolge &bdquo;selbstverständlich besonders die Zukunft und den Erhalt der Lehre am Standort Höxter“. Dazu sei er mit allen Akteuren in Austausch gewesen.

Und auch der Aktionskreis Lehre am Hochschulstandort Höxter, in dem sich verschiedene Gruppen zusammengeschlossen haben, um für den Erhalt der Lehre an der Weser zu kämpfen, plant weitere Aktionen. Unter anderem wollen die Akteure mit der Aktion &bdquo;Studiert in Höxter“ für den Studienstart an der Weser werben. Eine entsprechende Internetseite dafür wird dafür gerade gestaltet.

Kampf um TH OWL: Schnappt Höxter Detmold ein Bundesinstitut weg?

TH OWL: Die Kritik aus Höxter am Hochschulpräsidenten reißt nicht ab

Neue Strategie gegen Hochschul-Aus in Höxter: Diese Ideen sollen die Lehre retten

TH OWL: Hochschulstandort Höxter steht offenbar auf der Kippe

Schlechte Kommunikation, fehlendes Konzept: Düsseldorf kritisiert TH OWL scharf

TH OWL: Welche Chancen die Strukturreform für Detmold und Lemgo bietet

TH OWL: Landesregierung will Standort in Höxter halten