Viele Augenärzte in OWL behandeln keine Kinder mehr – lebenslange Folgen drohen

Bielefeld. Die frühe Erkennung von Sehfehlern bei Kindern ist essenziell. Doch weil augenärztliche Untersuchungen von Kindern nicht kostendeckend zu leisten sind, ziehen sich immer mehr Ärzte aus der Grundversorgung von Kindern zurück. Viele Praxen nehmen keine Patienten unter 14 Jahren an, bei anderen muss man bis zu einem Jahr auf einen Termin warten. Im Fall einer unentdeckten Schwachsichtigkeit kann das lebenslange Folgen für Kinder haben.

&bdquo;Mit den von den Krankenkassen vorgegebenen Erstattungsbeträgen ist eine gründliche augenärztliche Untersuchung von Kindern nicht kostendeckend zu leisten“, teilt der Berufsverband der Augenärzte in Deutschland als Begründung für die Problematik mit. Hinzu kommt, dass die Kapazitäten vieler Praxen und Medizinischen Versorgungszentren durch ältere Patienten belegt seien. &bdquo;Sie versorgen insbesondere altersbedingte Krankheitsbilder wie Linsentrübung oder altersabhängige Makuladegeneration“, so eine Sprecherin.

Fatal an der Situation: Bei unter Sechsjährigen kann sich aufgrund nicht entdeckten Schielens oder einer unterlassenen Brillenkorrektur eine Schwachsichtigkeit (Amblyopie) entwickeln. Sie lässt sich ab sechs Jahren nur noch schwer und nach dem zehnten Lebensjahr in der Regel gar nicht mehr behandeln. &bdquo;Eine lebenslange Beeinträchtigung des Sehens ist dann die unausweichliche Folge.“ Der Verband fordert daher die kostendeckende Vergütung augenärztlicher Kinderuntersuchungen und die Entbudgetierung dieser.

Kinderarzt warnt vor Einbruch der Grundversorgung Auch Marcus Heidemann, Landesvorsitzender des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte aus Bielefeld, kennt die Probleme und macht immer wieder darauf aufmerksam. &bdquo;Wenn Ärztinnen und Ärzte anfangen, sich aus finanziellen Gründen aus der medizinischen Grundversorgung zurückzuziehen, funktioniert unser Gesundheitssystem nicht mehr.“

Eine andere Lösung sieht der Zentralverband der Augenoptiker (ZVA). Auch hier ist das Problem bekannt und wird von vielen Mitgliedsbetrieben berichtet. Dabei sind, wenn es lediglich um die Versorgung mit Kontaktlinsen oder einer Brille geht, auch Optiker berechtigt, die Versorgung durchzuführen – das aber zahlen die Krankenkassen nicht, weil die ärztliche Verordnung fehlt. &bdquo;Wir bedauern dies sehr“, so ZVA-Präsident Christian Müller.

Kinder mit unkorrigierter Fehlsichtigkeit hätten es schwer, gute schulische Leistungen zu erreichen. &bdquo;Für die Beschränkung, augenoptische Folgeversorgungen zulasten der Krankenkasse erst ab dem 14. Lebensjahr durchführen zu dürfen, fehlt uns aufgrund der augenoptischen Ausbildung und Befugnisse jedes Verständnis.“

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