Personalmangel: Tausende Lehrkräfte in NRW sind an andere Schulen abgeordnet

Der Lehrermangel stellt derzeit die größte Herausforderung an den Schulen in NRW dar. Landesweit sind rund 8.800 Stellen unbesetzt. Damit ist der Lehrkräftemangel gewachsen. Ende 2024 waren noch rund 8.000 Stellen offen. Eine der Maßnahmen, mit denen die Landesregierung dagegen angeht, ist die zeitliche befristete Abordnung von Lehrkräften gut besetzter Schulen an Einrichtungen, in denen die Personalnot besonders groß ist. Im Oktober 2025 galt das für 9.639 Pädagogen – ebenfalls ein Höchststand.

Im April 2023 waren es noch 8.100 Lehrkräfte, die an anderen Schulen aushelfen mussten. Die meisten Pädagogen trifft es im Regierungsbezirk Düsseldorf, allein von hier stammt mit 3.193 Lehrern fast ein Drittel des abgeordneten Personals. Am wenigsten Lehrkräfte wurden im Regierungsbezirk Detmold zeitlich befristet an andere Schulen versetzt, hier sind es 1.048.

Auch bezüglich der betroffenen Schulformen geben die Zahlen klar Auskunft. Nach wie vor leiden die Grundschulen am meisten unter dem Personalmangel. Rund 4.400 Abordnungen erfolgten an diese Schulform, das sind 1.056 mehr als im April 2023.

Land NRW begründet Maßnahme mit Bildungsgerechtigkeit Wie stark das Land auf die Maßnahme Abordnung setzt, um dem Mangel zu begegnen, zeigt auch eine weitere Veränderung: Auf Anfrage dieser Redaktion bestätigten alle fünf Regierungsbezirke in NRW, dass Ausschreibungen mittlerweile mit dem ausdrücklichen Hinweis erfolgten, dass die betreffende Stelle mit einer Abordnung verbunden sei. Diese kann sowohl schulformübergreifend als auch in andere Bezirke erfolgen.

Auf Anfrage begründet das Schulministerium die Maßnahme mit dem Argument der Bildungsgerechtigkeit: &bdquo;Zu den wichtigsten Aufgaben der Bezirksregierungen gehört es, in allen Regionen des Landes für faire Bildungschancen zu sorgen“, teilt ein Sprecher mit. &bdquo;Das ist ein Gebot der Gerechtigkeit.“ Voraussetzung dafür sei, dass an allen Schulen genügend Lehrkräfte zur Verfügung stünden, um den Unterricht sicherzustellen.

Für Sven Christoffer, Vorsitzender des Verbandes &bdquo;lehrer.nrw“, zeigen die Entwicklungen deutlich auf, wie groß die Not ist. &bdquo;Wir haben in NRW eine sehr ungleiche Verteilung des verfügbaren Personals. Angesichts dieser Zustände können die Bezirksregierungen verständlicherweise nicht die Hände in den Schoß legen.“

Dennoch betont Christoffer, wie unzureichend die Notlösung in vielen Fällen ist. &bdquo;Abordnungen sind zeitlich befristet. Das heißt, sowohl für die Lehrkräfte als auch für die Schüler, dass es kaum eine pädagogische Kontinuität geben kann - gerade die ist an den Brennpunktschulen, die meist von der Personalnot betroffen sind, aber immens wichtig.“

Verwaltungsgericht Münster stoppt Abordnungen Für Aufsehen sorgte zuletzt ein Urteil des Verwaltungsgerichts Münster, das die Abordnung von zwei Lehrkräften gestoppt hatte. Zwar bestätigte das Gericht die Rechtmäßigkeit der Maßnahme Abordnung, dennoch habe es in den konkreten Fällen Ermessensfehler bei der Auswahl der dafür infrage kommenden Lehrkräfte gegeben.

Auf Anfrage teilt das Schulministerium mit, dass die Entscheidungen darüber, welche Lehrkräfte aus einem Kollegium abgeordnet werden, nach klaren Kriterien erfolge. Freiwillige Meldungen würden stets bevorzugt geprüft. Ausschlaggebende Punkte seien unter anderem Betreuungspflichten, Fahrtwege, eine anerkannte Schwerbehinderung oder pädagogische Gesichtspunkte. &bdquo;So sollen soziale Härten bewusst vermieden werden.“

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