NRW plant große Änderungen für Kitas: Das sollten Eltern wissen

Düsseldorf. NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) hat in Düsseldorf den Gesetzentwurf zur Reform der Kindertageseinrichtungen vorgelegt. Der sieht einige grundlegende Veränderungen bei der Betreuung sowie mehr Geld vor. Die Opposition spricht von einem &bdquo;riskanten Rückschritt für Kinder, Eltern und Beschäftigte“.

Die Kita-Träger erhalten künftig die Möglichkeit, bei der Betreuung zwischen Kern- und Randzeiten zu unterscheiden. Die Kernzeit soll mindestens fünf Stunden am Tag betragen. Davor oder danach gelten die Randzeiten – in denen künftig auch Ergänzungskräfte die Kinder betreuen dürfen. Das müssen dann also keine examinierten Erzieherinnen und Erzieher mehr sein. Paul betont, dass es sich dabei &bdquo;immer“ um &bdquo;pädagogisch qualifiziertes“ Personal handle. Ziel sei es, durch den flexibleren Einsatz des Personals Erziehungszeiten zu sichern.

Hintergrund ist der nach wie vor große Mangel an Fachkräften. Eine Analyse des Forschungsverbundes Deutsches Jugendinstitut prognostiziert, dass bis 2030 in den NRW-Kitas 9.000 bis 20.000 pädagogische Kräfte fehlen werden.

Neue Regeln für Gruppengröße in Kitas Das Land will darauf auch durch neue Regeln bei der Größe der Kita-Gruppen reagieren. So soll es künftig möglich sein, in Ausnahmefällen für maximal sechs Wochen die Gruppengröße je nach Gruppenform um drei bis vier Kinder zu überschreiten. Heißt: In der U-3-Betreuung wird es dadurch zum Beispiel möglich sein, dass zwei Erzieher übergangsweise 13 statt bislang zehn Kinder betreuen. Eine Überschreitung sei schon heute möglich; künftig weite man diese Möglichkeit nur ein wenig aus, beteuert Paul.

Die SPD erwartet durch diese Veränderungen &bdquo;zusätzlichen Stress für Kinder und Beschäftigte“, wie der familienpolitische Sprecher Dennis Maelzer aus Detmold kritisiert. Mehr als 620.000 Kinder wären direkt von den neuen Randzeiten betroffen.

Negativ bewertet Maelzer auch eine geplante Änderung bei den Buchungszeiten. Bislang können Eltern bei der Betreuung zwischen 25, 35 und 45 Wochenstunden wählen; ab dem Kitajahr 2027 sollen 5-Stunden-Schritte möglich sein. Das diene in Wahrheit dazu, Kosten zu drücken, glaubt Maelzer. Grünen-Politikerin Eileen Woestmann verteidigt die Änderungen hingegen als richtige und wichtige Anliegen.

In dem Gesetzentwurf plant die Landesregierung unter anderem auch, den Einsatz der sogenannten Alltagshelfer abzusichern. Die Kräfte übernehmen zum Beispiel administrative Aufgaben, um die Erzieher zu entlasten. Das Land will zudem die Grundfinanzierung um jährlich 200 Millionen Euro erhöhen und &bdquo;Chancen-Kitas“ einführen. Die sollen auf besondere Bedarfe eingehen – und konkret gefördert werden. Paul spricht von einem &bdquo;wichtigen Schritt“ für eine &bdquo;stabile und verlässliche“ frühkindliche Bildung.

&bdquo;Es geht in kleinen Schritten voran, aber ich kann über die Pläne nicht jubeln“, sagt Detlef Müller, Geschäftsführer der Katholischen Kitas in OWL und damit Chef von 160 Einrichtungen. Das Personal in Mindestbesetzung zu finanzieren, bleibe weiter die größte Herausforderung. Das Land solle nicht &bdquo;zu dick“ auftragen, meint Müller. Kurzfristig profitierten die Kitas von den Änderungen noch nicht. Man sei also noch weit davon entfernt, das System zu stabilisieren.

Für die Träger sei es aktuell trotz großer Sparanstrengungen sehr schwer bis unmöglich, positive Finanz-Ergebnisse zu erzielen. Letztlich handle es sich bei den geplanten zusätzlichen Mitteln des Landes um Kleinstbeiträge, die vor Ort in den Einrichtungen ankämen. Das geplante neue Betreuungsmodell kritisiert Müller als &bdquo;Sparmodell“. &bdquo;Damit will man offenbar weg von den Fachkräften, da die zu teuer sind.“ Das sei der falsche Weg.

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