Zu hoch, zu eng, zu viele Autos: Protest gegen Bauvorhaben in Bielefelder Wohngebiet

Bielefeld. Der bauliche Umbruch am Südhang des Teutoburger Waldes in Senne, den nicht wenige als Neubau-Wildwuchs betrachten, geht ungebremst weiter. In naher Zukunft wird am Senner Hellweg eine weitere Grüninsel verschwinden. Das kleine Wäldchen, das über die Jahre auf dem 2.000 Quadratmeter großen Grundstück des ehemaligen Restaurants und Hotels Heidehof gewachsen ist, wird zwei Mehrfamilienhäusern mit fünf und vier Wohneinheiten weichen. Dagegen wehren sich unmittelbare Nachbarn. Ihnen schmeckt die Höhe der Neubauten nicht, und sie beklagen eine falsche Planung im Hinblick auf die benötigten Stellplätze.

Jana Oenning wohnt am Senner Hellweg 20. Der Neubau mit Flachdach direkt neben ihrem Grundstück würde ihr Haus wegen des abschüssigen Geländes um 3,65 Meter in der Firsthöhe überragen. Das hat Michael Manzke berechnet. Der Nachbar von Oenning ist selbst Bauunternehmer und hat dies nach Einsicht in die Pläne beim Bauamt Bielefeld ausnivelliert und genau eingemessen. Dieser Höhenunterschied sei zu groß, argumentieren beide. Mit Blick auf Manzkes Haus an der Ecke Senner Hellweg/Hangstraße ist der Unterschied deutlich geringer, liegt unter einem Meter.

Was den kritischen Anwohnern, zu denen auch Rainer Wiebers gehört, der gegenüber am Senner Hellweg wohnt, ebenfalls nicht gefällt, ist die Stellplatz-Lösung. Die Planung des Investors aus dem Kreis Gütersloh sieht eine schmale Zufahrt zwischen beiden Baukörpern vor, über die insgesamt acht Garagen im Erdgeschoss der beiden Häuser sowie zwei weitere Stellplätze auf dem Grundstück erreicht werden.

Anwohner halten Parkplatzplanung für unpraktikabel &bdquo;Mit einem Smart kommt man vielleicht da rein oder mit dem Motorrad“, meint Manzke. Aber größere Fahrzeuge seien wohl kaum in die Alibi-Garagen, wie er sie nennt, hineinzumanövrieren. &bdquo;Das ist einfach nicht praktikabel. Die Leute werden ihre Fahrräder reinstellen oder sie als Abstellraum nutzen“, so seine Vermutung, zumal die Häuser keine Keller haben werden.

Die Folge: Die Bewohner würden ihre Wagen am Senner Hellweg parken. Rainer Wiebers moniert, dass die Wohnstraße schon heute abends, wenn alle zu Hause seien, regelmäßig zugeparkt sei. Wenn noch weitere Laternenparker dazukämen, sei das &bdquo;eine Katastrophe“. Jana Oenning fragt sich zudem, ob nicht etliche der großen Bäume auf dem Nachbargrundstück unter die Baumschutzsatzung fallen und deshalb vielleicht gar nicht gefällt werden dürften. Sie wollen nun juristisch prüfen lassen, ob sie gegen das Projekt vorgehen können.

Heidehof war rund 70 Jahre ein beliebtes Ausflugsziel der Bielefelder &bdquo;Dass hier irgendwann mal etwas hinkommt, das war uns schon klar“, betont Michael Manzke. Das Grundstück liegt seit 26 Jahren brach, nachdem der Heidehof abgerissen worden war. Das Restaurant und Café (erbaut 1927/28) war einst ein beliebtes Ausflugsziel für die Bielefelder mitten im Wald. Nach dem Krieg wurde es für vier Jahre als Lungenheilanstalt für Menschen mit Tuberkulose genutzt.

Ab 1953 diente es wieder seinem ursprünglichen Zweck und wurde um ein Hotel mit 30 Betten ergänzt. Die Südterrasse mit Weitblick hatte Platz für 120 Personen. Weil die letzten Besitzer nach ihrem Ruhestand keine Nachfolger fanden, wurde alles 1999 abgerissen.

Die Erben haben nach Manzkes Worten dann an den jetzigen Investor verkauft. Dass dieser nach Kauf des Grundstücks das Wirtschaftlichste aus seinem Projekt rauszuholen versuche, sei nachvollziehbar, so Wiebers. Es gehe ihnen auch nicht darum, neuen Wohnraum zu verhindern. Aber den Anwohnern fehlt das Augenmaß – auch beim genehmigenden Bauamt. Außerdem fragen sie sich, warum das Projekt am Senner Hellweg 22 überhaupt noch genehmigt worden ist, weil doch seit Mai eine Veränderungssperre für die gesamte Buschkamp-Siedlung gilt.

Positiver Bauvorbescheid vor der Veränderungssperre Auf Anfrage der NW erklärt das Bauamt zu diesem Punkt: Bereits bevor die Veränderungssperre in Kraft getreten ist, sei für das Vorhaben am Senner Hellweg 22 und 22a ein positiver planungsrechtlicher Vorbescheid erteilt worden. &bdquo;Das Vorhaben bedurfte damit keiner erneuten planungsrechtlichen Prüfung.“

In der Buschkamp-Siedlung sind in den vergangenen Jahren viele alte Ein- und Zweifamilienhäuser verschwunden und auf den oft parkähnlichen Grundstücken in der Regel große Häuser mit Miet- oder Eigentumswohnungen entstanden. Oder sie entstehen gerade – zum Beispiel die &bdquo;Senne-Residenz“ mit 22 Wohneinheiten am Schellingweg oder ein weiteres Mehrfamilienhaus mit acht Wohnungen am Schopenhauerweg direkt neben einem ebenso großen Haus mit Eigentumswohnungen.

Darum ist das Thema &bdquo;Parken und Verkehr“ auch eines, das Anwohner, Kommunalpolitik und Verwaltung beschäftigt – neben den baulichen Auswüchsen und der Frage, wie das durch Bebauungspläne eingedämmt werden kann. In der Januar-Sitzung der Bezirksvertretung Senne soll nun der bereits einmal angekündigte Entwurf eines Verkehrskonzeptes vorgestellt werden.

Zu hoch, zu eng, zu viele Autos: Protest gegen Bauvorhaben in Bielefelder Wohngebiet

Bielefelder beklagt 83.000 Euro Schaden durch Riesenbaustelle in der Nachbarschaft

Teure Straßensanierung in Bielefeld: Gebühren-Schock für 500 Anwohner

Diese Grundstücke in Lippe werden im Januar zwangsversteigert

Zwangsversteigerungen: Diese Häuser in Lippe gibt`s im November zum Schnäppchenpreis

Zwangsversteigerungen: Diese Häuser in Lippe gibt`s im August zum Schnäppchenpreis

Flüchtlinge sind ausgezogen: Deshalb steht der Heidehof in Hiddesen leer

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €