Spenge. Mit einem Ruck zieht Julian Eikhoff die Tür des gelben Postwagens auf. Darin stapeln sich die Pakete - manche klein und handlich, andere von ordentlicher Größe. Auf seiner Tour durch Spenge-Mitte hat der Zusteller der Deutschen Post derzeit alle Hände voll zu tun. Denn jetzt, ein paar Tage vor Weihnachten, müssen er und seine Kollegen eine wahre Flut von Päckchen bewältigen. Wie er die stressige Vorweihnachtszeit erlebt, wie er sich bei Wind und Wetter warm hält und wie man die mitunter schwergewichtigen Pakete richtig hebt, hat er im Gespräch verraten. Zehn Jahre lang sei er in einem Autohaus beschäftigt gewesen, sagt Julian Eikhoff. Seit knapp drei Jahren nun arbeite er bei der Post. Sein Tag beginnt um halb 8 im Verteilzentrum im Industriezentrum Spenge-Wallenbrück. „Morgens kommen da Lkw-weise die Pakete aus Bielefeld an“, erzählt der 31-Jährige. Die würden dann zunächst auf die entsprechenden Bezirke verteilt, danach würden die Briefe vorsortiert. Gegen 9 Uhr belade er schließlich das Auto und gegen kurz vor zehn mache er sich auf den Weg - der Wagen dann voll mit Paketen und Briefen. Normalerweise übernehme er den Zustellbezirk 9, sagt er. Seine Tour führe ihn dann durch das Spenger Zentrum mit seinen Geschäften und Arztpraxen. Das sei auch vom Verkehr her oft eine Herausforderung. Denn immer wieder muss er bei der Zustellung rein und wieder raus aus dem Auto - und auch schauen, wo er das Postauto dann überhaupt abstellen kann. „Da muss man aufpassen mit dem Verkehr, ruhig bleiben und konzentriert arbeiten.“ ?? Lesen Sie auch: DHL-Betrug: Neue Masche nutzt Paketchaos in der Vorweihnachtszeit aus Spenger Postbote stellt mehr als 200 Pakete am Tag zu Im Normalfall stellt Julian Eikhoff 100 bis 150 Pakete am Tag zu. Derzeit wären es an einigen Tagen aber sogar durchaus mehr als 200. Eine solche Menge sei in der normalen Arbeitszeit allerdings nicht zu bewältigen, sagt DHL-Sprecher Rainer Ernzer. Darum würden Eikhoffs Kollegen an solchen Tagen Sendungen von ihm übernehmen. „Wir haben hier in Spenge ein super Team, alle halten gut zusammen“, sagt Eikhoff. Denn die Zeit gerade sei „für alle sehr nervenaufreibend“. Da brauche es „eine starke Motivation“. Und: Man müsse „Muckis“ haben, ergänzt der 31-Jährige lachend. Denn die Paket-Sendungen sind mitunter alles andere als leicht: In Sachen Gewicht liege die Obergrenze dessen, was er alleine ausliefern dürfe, bei 31,5 Kilogramm. „Und solch schwere Pakete sind nicht unüblich.“ Wichtig zu wissen ist es da auch, wie man diese Kartons richtig hebt, um den Rücken zu schonen. Julian Eikhoff kennt den Trick: „Aus der Hocke“ heraus, sagt er lachend. 📦 „Black Friday“-Wahnsinn: Wie Zusteller im Kreis Herford die Paket-Flut meistern Jahresende ist für Spenger Postboten die herausforderndste Zeit Für die Mitarbeiter der Deutschen Post DHL ist es gerade die herausforderndste Zeit des ganzen Jahres - und die beginnt schon mit der Cyber Week und dem Black Friday Ende November, wenn Händler mit massiven Rabatten locken. Normalerweise würden in Deutschland im Schnitt 6,7 Millionen Pakete am Tag verschickt, sagt Rainer Ernzer. Zum Black Friday seien es rund 12,6 Millionen gewesen. „Also fast das Doppelte.“ Nach der Cyber Week gehe die Anzahl der Paketsendungen dann ein klein wenig nach unten. „Bis zu den drei, vier Tagen vor Weihnachten“, berichtet Ernzer. „Dann rechnen wir wieder mit über 12 Millionen Paketen - das ist für die Kollegen schon ziemlich knackig.“ Auch in Spenge fallen derzeit deutlich mehr Päckchen an als üblich: „Wir haben hier normalerweise rund 2.700 Pakete am Tag“, sagt der DHL-Sprecher. „Jetzt sind es in der Spitze 4.400.“ Die 29 Zusteller, die sonst im Stadtgebiet unterwegs sind, würden darum in diesen Tagen von vier weiteren Leuten unterstützt. Um diese Hoch-Zeit am Jahresende zu meistern, seien in ganz Deutschland schon ab dem Sommer 11.000 Arbeitskräfte zusätzlich eingestellt worden, sagt Ernzer. Spenger Postbote ist bei Wind und Wetter, Eis und Schnee unterwegs Julian Eikhoff hat derzeit nicht nur alle Hände voll zu tun. Er ist auch bei Wind und Wetter, Eis und Schnee unterwegs. Wie hält er sich da warm? Der 31-Jährige hat da inzwischen einige Tricks auf Lager. Ein Halstuch gehöre mittlerweile zu seinem Outfit dazu. Und er trage auch häufig einen Nierengurt. „Der wärmt ein bisschen.“ Mitunter ist das aber auch gar nicht nötig. „Man wärmt sich ja auch durch die Bewegung“, sagt er und lacht. Bei seinen Touren habe er zudem immer eine Kanne mit heißem Kaffee im Auto. Auch wenn es derzeit besonders stressig ist: Sein Job mache ihm Spaß. „Ich bin sehr zufrieden.“ Besonders der Kontakt mit den Menschen gefalle ihm. Er selber bekomme übrigens seltener Pakete, erzählt er. „Wir gehen sehr gern noch selbst in die Läden zum Einkaufen.“ Und seinen eigenen Postboten zuhause in Preußisch Oldendorf? Den kennt er natürlich auch persönlich. „Ein sehr sympathischer Zusteller - und es ist immer interessant, sich auszutauschen.“ 📦 Zum Thema: Aktuelle Umfrage: Unter Deutschlands Paketboten ist die Stimmung schlecht Zur „SWR“-Reportage: „Weihnachtszeit in der Paketzentrale: Sven und sein Team meistern süße Gesten und schwere Pakete“