Nach Angriffen im Netz: Bünder Tierärztin äußert sich noch einmal zu Kosten

Bünde. &bdquo;Tierhaltung ist kein Grundrecht, sondern Luxus“, mit diesem Satz hatte Tierärztin Kerstin Labann aus Bünde vor allem bei Facebook für Aufsehen gesorgt. Auch persönliche Angriffe waren unter den Reaktionen zu finden. &bdquo;Ich bin da missverstanden worden - augenscheinlich vor allem von den Menschen, die ausschließlich die Überschrift des Textes gelesen haben“, sagt die Tierärztin und stellt klar: &bdquo;Auch uns Tierärzten macht die neue Gebührenordnung zu schaffen. Denn es ist schwierig, mit dieser krassen Erhöhung auf einen Schlag umzugehen – für Halter und Ärzte.“ Eine schrittweise Erhöhung der Kosten wäre nach Meinung von Kerstin Labann viel besser für alle gewesen.

Labann betont, dass der Großteil der Tierärzte diesen Beruf ergriffen hätten, um Tieren zu helfen und nicht, um sich &bdquo;eine goldene Nase zu verdienen“, wie im Netz behauptet. Sich als &bdquo;herzlos“ und &bdquo;profitgierig“ beschimpfen zu lassen, möchte die Bünderin nicht auf sich sitzen lassen. &bdquo;Wir tun auch jetzt mit der neuen GOT, was wir können, um vor allem für die Tiere das Beste zu erreichen.“ Ob die Vereinbarung von Ratenzahlung oder auch die Behandlung eines Wildtieres, das verletzt in die Praxis gebracht wird. &bdquo;Im Zweifelsfall wird eine Lösung gefunden.“

Bei Gebühren hätte schon viel früher nachjustiert werden müssen Es sei allerdings nicht in Ordnung, sich immer einfach auf das Entgegenkommen der Tierärzte zu verlassen, denn schließlich müsse eine Praxis auch wirtschaftlich geführt und die Mitarbeiter müssten angemessen bezahlt werden. &bdquo;Die letzte Erhöhung der Gebühren vor 2022 hat 1994 stattgefunden. Viel zu lange sind die Preise hier nicht angepasst worden“, erklärt Kerstin Labann.

Das habe dazu geführt, dass das gesamte System der medizinischen Tierversorgung kurz vor dem Kollaps stand. &bdquo;Es hat wirtschaftlich einfach nicht mehr funktioniert. Hätte man in den Jahren zwischen 1994 und 2022 immer wieder einmal nachjustiert, wäre es nicht zu dieser extremen Kostensteigerung auf einen Schlag gekommen.“

Das sei allerdings verpasst worden, obwohl die Tierärzte immer wieder auf ihre Situation aufmerksam gemacht hätten. Parallel seien in diesem Zeitraum die Anforderungen an die Tiermedizin stetig gewachsen – zahlreiche neue Geräte seien auf den Markt gekommen. &bdquo;Die Leute wollen natürlich, dass ihr Tier bestmöglich und auch mit möglichst wenigen Besuchen beim Tierarzt – denn das bedeutet für viele Katzen und Hunde Stress – versorgt wird.“ So seien moderne MRT- und Röntgentechnik angeschafft und das Labor für kurzfristige Blutuntersuchungen ausgestattet worden. &bdquo;Wir Tierärzte wollen die Tiere natürlich auch bestmöglich behandeln und überwachen.“

Verantwortung für ein Tier liegt immer beim Halter Bewusst ist Kerstin Labann auch, dass viele Besitzer sich ihre Tiere bereits Jahre vor der Erhöhung der GOT und somit noch unter völlig anderen Voraussetzungen angeschafft haben. Außerdem habe sich das Versicherungssystem für Haustiere leider noch nicht an die neuen Gegebenheiten angepasst. &bdquo;Auch da hätte es mit einer schrittweisen Erhöhung der Behandlungskosten mehr Zeit gegeben, dass sich das entwickelt“, so Labann.

&bdquo;Herzlos“ oder &bdquo;kaltherzig“ wie von einigen Usern im Netz unterstellt, seien sie und ihre Kolleginnen und Kollegen keinesfalls: &bdquo;Es gibt nichts Schöneres, als dass Menschen Tiere haben, die ihr Leben bereichern oder dass Tiere ein schönes Zuhause haben“, sagt die Bünderin. &bdquo;Wenn ich aber mit einer Familie, die drei Hunde hat, schon Ratenzahlung vereinbart habe und sie beim nächsten Termin mit einem weiteren Welpen kommen, dann passt da was nicht.“

Nicht mehr zum Tierarzt zu gehen, ist keine Option Genau in diesem Zusammenhang sei übrigens auch der Satz gefallen, der in den Sozialen Medien für so viel Aufsehen gesorgt hatte: &bdquo;Hier müssen die Besitzer wirklich lernen, dass Tierhaltung Luxus ist und kein Grundrecht. Die Verantwortung für ein Tier übernehmen sie. Und sie kann nicht auf den Tierarzt abgewälzt werden.“ Das gelte im Übrigen auch für Halter, die aufgrund der hohen Kosten mit ihrem Hund oder ihrer Katze nicht mehr zum Tierarzt gehen. &bdquo;Das ist keine Option“, sagt Labann, die darum bittet, in solchen Fällen das Gespräch mit dem Tierarzt zu suchen.

Ärgerlich ist Labann übrigens, wenn sie einen Vergleich zur Humanmedizin zieht: Grundsätzlich habe die Tiermedizin vom Standard her mittlerweile mit der Humanmedizin gleichgezogen und das sei auch gut so. Aber das wirke sich natürlich auch auf die Kosten aus. &bdquo;Früher war die Tiermedizin einfach noch nicht so weit, ist es aber heute schon. Und wenn man bedenkt, was man monatlich an seine Krankenkasse bezahlt, dann ist es vor diesem Hintergrund doch logisch, dass das heute auch bei Tieren nicht mehr ohne Versicherungen gehen kann“, erklärt Labann, die einen weiteren Unterschied feststellt: Einem Humanmediziner trete niemand mit der Erwartungshaltung entgegen, dass er umsonst arbeitet, um Menschen zu retten. &bdquo;Wenn sich ein Mensch eine wichtige Behandlung nicht leisten kann, werden vielleicht dafür Spenden gesammelt. Aber es kommt niemand auf die Idee, den Arzt im Netz zu diffamieren und ihm Profitgier vorzuwerfen.“

Nach Angriffen im Netz: Bünder Tierärztin äußert sich noch einmal zu Kosten

Bünder Tierärztin redet Klartext: „Tierhaltung ist kein Grundrecht, sondern Luxus“

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