Lemgo (rei). Eine Handvoll Platzverweise und ein langer Samstagabend für Dutzende Polizeikräfte aus Lippe und Bielefeld: Das ist die Bilanz eines Rechtsrock-Konzerts in einem Partyraum in einem Industriegebiet in Lemgo (Kreis Lippe).
Angemeldet beim Vermieter war eine "private Geburtstagsfeier". Diese entpuppte sich als Unplugged-Konzert der rechten Rockgruppe "H.E.R.M." (ehemals "Kategorie C – Hungrige Wölfe") vor knapp 100 Gästen im Alter zwischen 18 und rund 30 Jahren aus dem Großraum OWL, wie Rudolf Frühling, Leiter des Kommissariats für links- und rechtsmotivierte Kriminalität beim Staatsschutz Bielefeld, sagte. Öffentlich angekündigt war das Konzert nicht.
Die Polizeikräfte schirmten den Veranstaltungsort bis nach Mitternacht hermetisch ab. Rund ein Dutzend Gegendemonstranten der Antifa wollten die Veranstaltung stören, wurden aber von der Polizei zurückgehalten. Laut Frühling wurden "einige Platzverweise" ausgesprochen, zu körperlichen Auseinandersetzungen ist es seiner Kenntnis nach nicht gekommen.
Keine rechtliche Handhabe
Zudem drang von dem Konzert nichts nach draußen, so dass die Beamten keine rechtliche Handhabe gegen die Versammlung hatten und sie auch nicht auflösten, so Sprecher Marc Krumsiek von der Kreispolizei Detmold.
"Die rechte Szene versucht mit solchen Konzerten junge Leute zu ködern", sagte Frühling. Mit Konzerten einschlägiger Bands der rechten Szene in der Region hat der Staatsschutz in Bielefeld laut Frühling ein- bis dreimal im Jahr zu tun. "Nur 2011 fand unseres Wissens keines statt. Möglich, dass die Veranstalter keinen Raum gefunden haben."
Denn: Riecht ein Vermieter den rechten Braten, kommt der Vertrag nach den Erfahrungen des Staatsschutzes in der Regel nicht zustande. Aktiv in der rechten Szene seien in der Region rund 50 Personen.