Bielefeld/Detmold. "Wer debattiert, schlägt sich mit Worten und nicht mit Fäusten", sagt Marianne Thomann-Stahl (FDP). Deshalb hält die Regierungspräsidentin viel von schulischen Debattierclubs – einem Projekt im Regierungsbezirk Detmold. Mit einem Gesamtbetrag von 14.000 Euro fördert die Gütersloher Familie-Osthushenrich-Stiftung im kommenden Schuljahr das kunstvolle Debattieren an 18 Schulen in Ostwestfalen-Lippe.
Darunter ist auch das gastgebende Gymnasium Heepen. Drei Schüler und eine Schülerin der Klassen acht und neun gaben zur Projektpräsentation eine Kostprobe ihres Könnens. Der beispielhafte Diskurs entzündete sich an der aktuellen Frage, ob an der Schule Handys erlaubt werden sollen oder nicht.
Klar strukturiert in Eröffnungsrede, freier Aussprache und Schlusssequenz vertraten die Debattanten nicht nur überzeugend ihre Positionen, sondern reagierten für ihr Alter erstaunlich wortgewandt auf die Positionender Gegenpartei.
Selbstverantwortliches Handeln
Beispiel: Auf das Argument, ein in der Hosentasche surrendes Handy könne vom Unterricht ablenken, erwiderte die Achtklässlerin Katja Fuhrmann: "Ziel dieser Schule ist es doch, die Schüler zu selbstverantwortlichem Handeln zu erziehen. Man sollte ihnen zutrauen, dass sie diese Selbstverantwortung auch im Umgang mit dem Handy tragen." Überzeugend.Das fand auch Burghard Lehmann: "Das war herzerfrischend. Es zeigt, dass wir das Geld gut angelegt haben", sagte der Geschäftsführer der Familie-Osthushenrich-Stiftung. Ursprünglich hatten die Gütersloher 10.000 Euro für zehn Schulen veranschlagt. Wegen der großen Nachfrage erhöhte man den Betrag und bedachte weitere acht Schulen. Im kommenden Jahr soll das Budget auf 20.000 Euro aufgestockt werden.
In ein Thema einarbeiten
Brigitte Schubert, Fachdezernentin der Bezirksregierung für das Fach Deutsch, betonte, dass es bei der Förderung des Debattierens nicht allein um sprachliche Fähigkeiten geht. "Die Schüler lernen, sich in einThema einzuarbeiten. Sie üben sich in der Recherche, erwerben methodische Kompetenz." Ganz besonders aber stärke das Debattieren das Selbstvertrauen. Das kann Frauke Eikemeyer, Lehrerin für Deutsch und Englisch am Heeper Gymnasium, nur bestätigen: "Wir haben schon einige Überraschungen erlebt. Schülerinnen, die sonst eher still sind, finden in dieser strukturierten Form der Debatte Zutrauen in ihre Fähigkeiten."So wie die vier Debattanten Katja Fuhrmann, Niklas Kropp, Sebastian Degner und Sebastian Schneider. Letzterer ist bereits Debatten-Profi: Er hat beim NRW-Landesfinale des Wettbewerbs "Jugend debattiert"in in seiner Altersklasse Platz vier belegt. "Hätten wir nur eine solche Debatten-Kultur in den TV-Talkshows, würden wir sie doch wieder alle gerne sehen", sagt Thomann-Stahl. Darüber entzündete sich keine Debatte.