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BIELEFELD

Bielefelder Mord noch ohne Motiv und Täter

Dringend nötig: Hinweise von der Breslauer Straße

Bielefeld-Stieghorst. Dass der 44-jährige Bielefelder Woldemar R., den Nachbarn am Samstag mit aufgeschnittener Kehle in Bielefeld-Stieghorst vgefunden hatten, in seiner Zwei-Zimmer-Wohnung ermordet wurde, ist nach Angaben der achtköpfigen Mordkommission (MK) "Breslauer Straße" sicher.

Laut Oberstaatsanwältin Ina Leinkauf ist eine Selbsttötung ausgeschlossen. Sowohl die Obduktion als auch die Auffindesituation im Wohnzimmer des 44-Jährigen waren eindeutig. "Die Anzeichen für ein Kampfgeschehen sind deutlich", so Leinkauf. Nachbarn hatten den nächtliche Lärm aus der Wohnung für die Randale eines Betrunkenen gehalten. Erst eineinhalb Tage nach der vermutlichen Tat schauten drei Nachbarn hinter die offen stehende Wohnungstür.

Am Montag bestätigte Polizeisprecherin Sonja Rehmert, dass auch die Ermittler davon ausgehen, dass der 44-Jährigen schon in der Nacht von Donnerstag auf Freitag getötet worden ist. "Vermutlich kurz nach Mitternacht." Mit einem scharfen Gegenstand hatte der Täter die Kehle des Deutsch-Kasachen durchgeschnitten. Zur Art der Tatwaffe wollte MK-Leiter Jürgen Heinz aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft geben. Am Montag trugen Ermittler noch zahlreiche Akten und Gegenstände aus der Tatort-Wohnung.

Völlig unklar blieb bisher das Motiv. Die vom Opfer getrennt lebende Ehefrau aus Bielefeld und seine Eltern aus Süddeutschland konnten keinerlei Verdacht äußern, so Leinkauf. Da es bisher auch nur dürftige Hinweise auf den Täter gebe, ist die Polizei auf Mithilfe aus der Bevölkerung angewiesen. Wer in der Nacht auf Freitag rund um die Wohnblocks der Breslauer Straße 38 und 40 Verdächtiges beobachtet hat, meldet sich bei der Polizei (Tel. 54 50). Besonders ein hilflos wirkender Mann, der gegen 4 Uhr vor dem Haus herumgelaufen und dann in Richtung Schneidemühler Straße verschwunden ist, dürfte interessant sein.

Der Tote an der Breslauer Straße ist bereits der fünfte Bielefelder Mordfall 2012, 19 sind es OWL-weit. Während die Ermittlungen im Hooligan-Milieu (MK "Werder II") und der Mord in Jöllenbeck (MK Eickum) noch nicht abgeschlossen sind, wird im Fall des Messer-Attentats auf einen Libanesen (MK Bahnhofstraße) nur noch ein dritter Verdächtiger gesucht. Nach den tödlichen Schüssen eines Serben (MK Schelpmilse) auf einen von drei Schlägern im März wurde inzwischen Anklage erhoben.

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