Herford/Köln. Mit seinem Verein "Stuntman mit Herz" wollte er im Mai dieses Jahres Prominente nach Herford holen und Geld für die Herforder Kinderklinik sammeln: der angebliche Stuntman Heiko von der Schlippen. Die angekündigten Promis kamen nicht und seine Spende ging bisher nicht bei der der Klinik ein. Montag wurde Heiko von der Schlippen in einem Hotel in Köln festgenommen.
Das bestätigte ein Kölner Polizeisprecher. "Es ist beabsichtigt, ihn heute einem Haftrichter vorzuführen", erklärte der Polizeisprecher weiter. Zu den Gründen für den Haftbefehl, so der Beamte, könne er nichts sagen.
Wie berichtet, war Heiko von der Schlippen bereits im Frühjahr ins Visier der Staatsanwaltschaft Wuppertal geraten. Die ermittelt unter anderem wegen des Vorwurfs des Betrugs gegen den Mann. Angeblich soll er Spenden im Fall Kassandra nicht weitergeleitet haben. Der Fall der kleinen Kassandra aus Velbert hatte bundesweit für Bestürzung gesorgt hatte. Das neunjährige Mädchen war im September 2009 von einem 14-jährigen Jungen aus der Nachbarschaft mit einem Stein beinahe totgeschlagen und bewusstlos in einen Gullyschacht geworfen worden.
Über diesen Fall hinaus hatten weitere Personen, darunter ehemalige Partner, Anzeigen erstattet. Heiko von der Schlippen hatte, als er mit den Ermittlungen in Wuppertal konfrontiert wurde, beteuert, dass er "nie einen Cent" aus den Spendengeldern zurückbehalten habe. Es gebe Neider sowie Feinde und die wollten sein Projekt kaputt machen. Zu denen zählt er unter anderem ehemalige Mitglieder des Vereins "Stuntman mit Herz".
Als Film-Stuntman nicht in Datenbanken geführt
Was seine Arbeit als Stuntman anbelangte, hielt sich der Mann bedeckt. Fragen zu seiner internationalen Karriere blockte er ab. Seine Begründung: Die Medien wollen ihm nur schaden.
Wie im Mai berichtet, ist Heiko von der Schlippen als Film-Stuntman bei den entsprechenden Agenturen und Internet-Datenbanken von Filmschaffenden nicht geführt: Weder die deutsche Datenbank www.crew-united.com noch die internationale Datenbank www. IMDb.com mit mehr als drei Millionen Filmschaffenden kennen ihn. Auch beim Bundesverband Deutscher Stuntleute in Berlin, der die Stuntleute beim Film vertritt, ist der gebürtige Velberter unbekannt. Seine Mutter konnte sich aber daran erinnert, ihn einmal als Komparsen in einem "Tatort" gesehen zu haben.
Viele Herforder Geschäftsleute, die auf die lauteren Absichten des Mannes vertraut hatten, fühlten sich nach dem gescheiterten Event getäuscht. Sie hatten den Mann teils großzügig unterstützt – in dem Glauben, etwas für eine gute Sache zu tun. Doch stattdessen blieb ein Berg von Fragen: So hatten die angekündigten Ruhrpottcops Toto und Harry eine Woche vor dem Event abgesagt. Ein Termin in Herford sei nicht abgestimmt gewesen, erklärten im Mai Sprecherinnen der Agenturen und des Stuntteams von Cobra 11. Der Agent des ebenfalls angekündigten Marc Saibert verwies darauf, dass der Schauspieler bei Dreharbeiten in Norddeutschland war; er habe gar nicht kommen können und bereits im Vorfeld abgesagt.