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Göttingen/Paderborn

89-Jährige in Paderborn betrogen: Zwei Männer vor Gericht

Ältere Russlanddeutsche mit Enkeltrick getäuscht

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Göttingen (lni). Litauische Trickbetrüger haben Senioren am Telefon mit Schreckensnachrichten über Verwandte getäuscht und um Geld betrogen. Auch eine 89-jährige Frau aus Paderborn gehört zu ihren Opfern - 15.000 Euro zahlte sie, um vermeintlich negative Folgen für Verwandte zu verhindern. Nun müssen sich die beiden mutmaßlichen Täter vor einem Gericht in Göttingen verantworten.

Weil sie als Mitglieder einer Bande systematisch ältere Menschen mit sogenannten Enkeltrick-Betrügereien um ihr Geld gebracht haben sollen, stehen seit Dienstag in Göttingen zwei Litauer vor Gericht. Laut Anklage haben die 29 und 49 Jahre alten Männer zusammen mit unbekannten weiteren Tätern ausnahmslos Opfer aus der früheren Sowjetunion ausgewählt. Sie spielten ihnen vor, Enkel oder Söhne hätten Unfälle verursacht, bei denen Kinder zu Schaden gekommen seien.

Um negative Folgen für die Verwandten zu verhindern, müssten hohe Geldbeträge fließen. In vier Fällen ergaunerten die Angeklagten dabei in Südniedersachsen und im Raum Paderborn jeweils bis zu 15.000 Euro. In drei weiteren angeklagten Fällen kam es nicht zur Geldübergabe.

Einer 84-jährigen Göttingerin gaukelte die Bande - wie in allen Fällen auf Russisch - am Telefon vor, ihr Enkel habe einen Unfall verursacht, bei dem ein Mädchen schwer verletzt wurde. Die Rentnerin gab den Angeklagten im Juli vergangenen Jahres 12.000 Euro.

Ein 88-jähriges Opfer aus Uslar im Solling (Niedersachsen) zahlte 3.000 Euro, eine 89 Jahre alte Rentnerin aus Paderborn 15.000 Euro. Eine finanzschwache 77-Jährige in Olshof (Nordrhein-Westfalen) konnte nur 500 Euro aufbringen. Drei weitere bekanntgewordene Betrugsversuche scheiterten, weil die Angerufenen Verdacht geschöpft hatten.

Litauische Banden sind nach Angaben des niedersächsischen Landeskriminalamtes (LKA) in Hannover seit Jahren mit der gewerbsmäßigen Betrugsmasche aktiv. Pro Woche werden 30 bis 40 mögliche Opfer angerufen, sagte eine Sprecherin. Es handele sich immer um ältere Menschen, die deutsch nur schlecht oder gar nicht sprechen. Wenn - was selten passiere - jemand festgenommen werde, handele es sich nie um die Hintermänner des organisierten Betruges, sondern um "die letzten Glieder der Kette", die Geldabholer.

Auch die Männer, die sich vor dem Landgericht Göttingen verantworten müssen, sind in diese Kategorie einzuordnen. Sie waren im August 2012 festgenommen worden. Seither sitzen sie in Untersuchungshaft. Für den Prozess sind fünf Verhandlungstage angesetzt.

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