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Borgentreich

Der Afrikaner Heinog Asmeron bekommt Schutz in der Borgentreicher Kirche

Angst vor der Abschiebung

Bis zum Gerichtsentscheid am 15. April kann Heinog Asmeron (23) bei der Pfarrfamilie leben. Was danach passiert, weiß er nicht. Asmeron hat Angst, nach Italien abgeschoben zu werden. - © FOTO: HANNA IRABI
Bis zum Gerichtsentscheid am 15. April kann Heinog Asmeron (23) bei der Pfarrfamilie leben. Was danach passiert, weiß er nicht. Asmeron hat Angst, nach Italien abgeschoben zu werden. (© FOTO: HANNA IRABI)

Borgentreich. Sein Gepäck steht noch unausgepackt da, er selber wirkt unglaublich höflich und zurückhaltend. Heinog Asmeron, 23 Jahre alt, Flüchtling aus Eritrea, hat eine Odyssee hinter sich, die noch immer nicht zu Ende ist. Der junge Mann, der im Moment bei der Pfarrfamilie Zina lebt, soll abgeschoben werden.

"Ich glaube, er fühlt sich wie ein eingesperrtes Tier", sagt Nafa Zina, Ehemann der Borgentreicher Pfarrerin Christiane Zina. Seit dem Wochenende lebt Asmeron nun bei der Familie im gemütlichen Pfarrhaus, ein kleines Zimmer hat er hier für sich. Aber er kann nicht abschalten, findet oft erst früh morgens Schlaf. Tagsüber tigert er durch die Wohnung, versucht sich nützlich zu machen, grübelt. "Heinog lebt hier nicht versteckt. Die Behörden sind darüber informiert, dass er hier lebt", sagt Zina. Denn das "Kirchenasyl" ist eine rechtliche Grauzone. Wenn die Behörden wollen, könnten sie zugreifen, tun dies in der Praxis aus Respekt vor den sakralen Räumen jedoch nur sehr selten.

Asmerons Odyssee begann vor drei Jahren, damals war er 20 Jahre alt. Der junge Afrikaner gehörte in seiner Heimat Eritrea einer oppositionellen Gruppe an, wurde von der Regierung für zehn Monate inhaftiert. "Tagsüber waren es um die 40 Grad in der kleinen Zelle, nachts war es unglaublich kalt, wir wurden auf den Hof getrieben und mit eiskaltem Wasser übergossen", erinnert sich Asmeron.

Information

Kirchenasyl

Kirchenasyl bezeichnet religiös begründetes Asyl in sakralen Räumen. Das Wort "Asyl" hat seinen Ursprung im antiken Griechenland: "Asylon" bedeutet "nicht beraubt" und bezeichnet einen Ort, an dem jemand vor Raub sicher war. Trotzdem bewegen Gemeinden, die Kirchenasyl gewähren, sich in einer rechtlichen Grauzone. Rein rechtlich könnten die Behörden Polizei in Kirchenräume schicken, um abgelehnte Asylbewerber herauszuholen. In den allermeisten Fällen greift die Polizei jedoch nicht ein.

Schließlich gelang dem jungen Mann die Flucht. Er floh über den Sudan und Libyen, überquerte auf einem Flüchtlingsboot das Mittelmeer und erreichte schließlich Italien, um in Europa politisches Asyl zu beantragen. In Italien, chronisch überlastet von den Flüchtlingsströmen, wurde seine Situation nicht besser. Die ersten drei Monate fand Asmeron noch Unterschlupf in einem Asylantenheim, dann landete er auf der Straße, schlief in Pappkartons unter Brücken, musste um seine Mahlzeiten betteln.

Schließlich gelang ihm die Flucht nach Deutschland. "Hier erlebte er zum ersten Mal Sicherheit", sagt Pfarrerin Zina. 2,5 Jahre lebte Asmeron in Borgentreich, lernte Deutsch, besuchte die Hauptschule, um einen deutschen Schulabschluss zu erwerben.

Aber nicht Deutschland, sondern Italien ist für den Verbleib des 23-Jährigen zuständig. Nun soll Asmeron abgeschoben werden. Die endgültige Entscheidung des Landgerichts Minden wird am 15. April gefällt. Bis dahin lebt er bei den Zinas. "Auch das Presbyterium hat seine Zustimmung gegeben und der gesamte Kirchenkreis steht hinter uns", sagt Zina. Wenn Asmeron in Deutschland bleiben darf, möchte er seinen Hauptschulabschluss machen, um später in der Pflege zu arbeiten. "Wir hoffen, dass die Entscheidung zu seinen Gunsten ausfällt", sagt Zina. "Das Recht, in Frieden zu leben, ist schließlich ein Menschenrecht."

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