Bundesministerin will Schließung von Stalag 326 im Kreis Gütersloh abwenden

Düsseldorf. Bei der Diskussion um die Zukunft der Gedenkstätte Stalag meldet sich jetzt auch Staatsministerin Claudia Roth zu Wort. Die Grünen-Politikerin und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien kündigte am Sonntag in Berlin an, dass sie die Verantwortlichen auf der Landesebene und der kommunalen Ebene zu einem klärenden Gespräch bitten werde.

Anlass ist, dass die Pläne zur Weiterentwicklung des früheren Kriegsgefangenenlagers Stalags 326 im Kreis Gütersloh derzeit auf Eis liegen. Die Gütersloher Kreis-CDU hatte eine Verwaltungsvorlage von CDU-Landrat Sven-Georg Adenauer vor einer Woche abgelehnt – mit Stimmen der Fraktionen FWG/UWG und AfD. Roth sprach von einem gefährlichen Präzedenzfall, &bdquo;wenn die Gütersloher CDU mit Unterstützung der AfD die Finanzierung einer wichtigen Gedenkstätte stoppt und damit deren Schließung riskiert.“

Die Kostenbeteiligung war mit 33 Ja- und 36 Nein-Stimmen abgelehnt worden. Da an dem Tag aber jeweils ein Mitglied der Fraktionen FDP, Grüne und Linke fehlte, waren die drei AfD-Stimmen nicht entscheidend. Dennoch gab es viel Kritik. So hatte sich unter anderem der langjährige Europapolitiker Elmar Brok (CDU) &bdquo;entsetzt gezeigt“ und seine Partei kritisiert. Auch Grünen-Politikerin Wibke Brems, die die Fraktion im Landtag führt und mit der CDU koaliert, sagte, dass das Abstimmungsverhalten von CDU und AfD auf ihr &bdquo;absolutes Unverständnis“ treffe, da die CDU nur durch einen Zufall nicht auf die Stimmen der AfD angewiesen gewesen sei.

Der Förderverein der Gedenkstätte zeigte sich &bdquo;zutiefst getroffen und schockiert“ und hat Stalag 326 bis auf Weiteres geschlossen. Eigentlich soll die Gedenkstätte zu einem Erinnerungsort von internationaler Bedeutung weiterentwickelt werden. Dafür wollen Bund, Land und Landschaftsverband die Investitionskosten von 64 Millionen Euro übernehmen. Die OWL-Kreise sollen die jährlichen Betriebskosten zahlen. Auf den Kreis Gütersloh kommen 400.000 Euro pro Jahr zu – das lehnt die CDU aber ab. Weitere Kreise in OWL - wie Lippe, Herford und Höxter - haben hingegen bereits entschieden, dass sie sich beteiligen wollen.

Land NRW wartet Entscheidungsfindung in OWL ab Zwar wurde in diese Woche bekannt, dass die Bundesmittel von 25 Millionen Euro entgegen bisheriger Annahmen auch noch 2024 zur Verfügung stehen werden. Dennoch stellt sich aktuell die Frage, wie es mit dem Projekt weitergehen soll – und wie lange Bund und Land das Geld zur Verfügung stellen werden. &bdquo;Für eine Gedenkstätte wie Stalag 326 ist es wichtig, dass sie in der Region getragen wird. Daher warten wir die noch nicht abgeschlossene Entscheidungsfindung in der Region ab“, teilt das NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft auf Anfrage dieser Zeitung mit. Laut Roth hat der Bund 25 Millionen Euro zugesagt – &bdquo;im Vertrauen darauf, dass auch die anderen Beteiligten ihren Beitrag dazu leisten.“

Die Erinnerung für die Zukunft an Krieg und Gewalt, die vom nationalsozialistischen Deutschland ausgegangen sei, müsse demokratischer Konsens sein, teilte Roth mit. Die Stätte beleuchte ein immer noch viel zu wenig bekanntes Kapitel der deutschen Geschichte. Dort waren von 1941 bis 1945 mehr als 300.000 Kriegsgefangeneüberwiegend aus der Sowjetunion als Zwangsarbeiter untergebracht.

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