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Games-Kritik

„Syberia Remastered“ im Test: So spielt sich das epische Kult-Adventure heute

Das Wichtigste in Kürze

  • Veröffentlichung: 6. November 2025
  • Entwickler: Microids Studio Paris, Virtuallyz Gaming
  • Plattform: PC (getestet), Konsole (Xbox Series, PS5)
  • Kurz-Fazit: Die Neuauflage des Point-and-Click-Klassikers „Syberia“ präsentiert Kate Walkers legendäres Abenteuer in grafisch aufpolierter Form. Die komplexe Erzählung von Benoît Sokal und die wunderschöne Art-Direction überzeugen. Doch die Steuerung und einige technische Altlasten trüben das Wiedersehen mit diesem Klassiker.

Von New York nach Valadilène: Kate Walkers Odyssee

"Syberia"-Legenden: Anwältin Kate Walker und Oscar, der Automat. - © Screenshot Syberia Remastered
"Syberia"-Legenden: Anwältin Kate Walker und Oscar, der Automat. (© Screenshot Syberia Remastered)

Eine Anwältin aus New York soll in einem kleinen europäischen Dorf den Verkauf einer traditionsreichen Spielzeugfabrik unter Dach und Fach bringen. In „Syberia Remastered“ begleiten wir die Hauptfigur Kate Walker nach Valadilène, der einstigen Welthauptstadt mechanischer Spielzeuge. Das Ziel: die Übernahme der traditionsreichen Fabrik der Familie Voralberg durch einen Spielzeug-Monopolisten zu sichern.

Vor Ort allerdings scheitert das Vorhaben, denn die Erbin Anna Voralberg, mit der Kate Walker den Vertrag aushandeln sollte, ist tot. Die Spieler führen die Anwältin durch die dunkle Familiengeschichte der Voralbergs. Dabei stellt sich heraus: Es gibt einen weiteren Erben, Anna war nicht die letzte Nachkommin.

Die Suche nach einem tot geglaubten Familienmitglied schickt die Spielerinnen und Spieler in ein Abenteuer, in dem es einerseits um klassische Detektivarbeit geht und andererseits um eine tiefgründige, komplexe Geschichte.

„Syberia Remastered“ steht komplett auf Deutsch zur Verfügung, alle Stimmen sind synchronisiert, alle zu sammelnden Dokumente übersetzt. Texte, so viel lässt sich sagen, gibt es reichlich zu lesen und zu hören in diesem Spiel. Wer sich hier durchrätseln will, braucht viel Zeit. So kann es vorkommen, dass Kate gerade erst einen langen Dialog abgeschlossen hat und kurz darauf in einem Schuppen ein 18-seitiges Tagebuch findet, dessen Inhalt einen wichtigen Teil der Story enthält. Einfach nur schnell durchzublättern, ist eher keine Option, will man die Tiefe der Geschichte erfahren.

Die Kunst von Benoît Sokal

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Das Herzstück von „Syberia Remastered“ ist – wie schon bei der Erstveröffentlichung – die unverwechselbare Ästhetik des 2021 gestorbenen Benoît Sokal. Der belgische Zeichner und Autor kreierte für das 2002 erschienene und später in Fortsetzungen weitergeführte „Syberia“ eine visuelle Welt, die weit über die eines klassischen Point-and-Click-Adventures hinausgeht. Die Remastered-Version würdigt Sokals gezeichnete Kulissen und lässt sie noch beeindruckender wirken.

So ist zum Beispiel Kates erste Station Valadilène keine typische Kleinstadt, sondern ein kleines Wunderwerk der Baukunst, wie es sich wohl nur digital realisieren lasst. Kleine Häuser mit runden Dächern wirken weich und einladend und säumen die lang gezogene, regennasse Pflasterstraße. Alles wirkt märchenhaft und melancholisch. Kleine und große kreative Automaten der Familie Voralberg erleichtern den Bewohnern ihren Alltag.

Valadilène ist für Kate nur die erste Station. Die Reise führt in einem mechanischen Voralberg-Zug in Richtung Osten und die Ziele dort wirken optisch noch imposanter als die Kleinstadt. Dass Kate begleitet wird von dem mechanischen Zugführer Oscar, macht die Geschichte noch unterhaltsamer. Zwischen Kate und Oscar entsteht eine Art Gefährtenschaft. Der Automat ist verschroben genug, um in der eigentlich ernsten Geschichte für eine witzige Entlastung zu sorgen.

„Syberias“ Altlast mit den langen Wegen

Trotz der optischen Aufwertung kämpft das Remaster mit einigen Altlasten der Ursprungsversion:

  • Laufwege als Geduldsprobe: Das Gameplay ist stark geprägt vom Zurücklegen weiter Strecken, was nicht ungewöhnlich ist in Sokal-Games. Spieler müssen oft dieselben langen Wege mehrfach ablaufen, um alle Rätselhotspots zu aktivieren, neu gefundene Gegenstände einzusetzen, oder einfach, weil nicht jedes Rätsel beim ersten Gang direkt gelöst werden kann. Immerhin kann Kate Walker nicht nur langsam gehen, sondern auch rennen, das macht es erträglich.
  • Steuerung: Die Steuerung funktioniert per Mausklick, das heißt, Kate läuft dem Klick hinterher. Das macht die Steuerung unfrei. Weil die Kamera vorbestimmt ist, sind Spieler darauf angewiesen, dass die interaktiven Hotspots gut sichtbar sind. In anderen Point-and-Click-Adventures gehört es zum Spiel, die interaktiven Stellen selbst ausfindig zu machen.
  • Kleine Schönheitsfehler: Die Überarbeitung der Charaktermodelle ist nicht immer gelungen. Insbesondere bei Nahaufnahmen zeigt Kate Walker anfangs teils merkwürdig starre Augen, die befremdlich wirken. Außerdem sind jedenfalls im Test kleinere Bugs aufgetaucht, zum Beispiel beim Telefonieren. Da ist es gut, dass Spielstände sehr regelmäßig automatisch gespeichert werden. Sollten Aussetzer dazu führen, dass das Spiel unterbrochen werden muss, ist nie allzu viel Spielfortschritt verloren.

Video: „Syberia“ vor und nach dem Update

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Fazit: Episches Adventure mit kleinen Fehlern

Mechanische Figuren wie hier auf einem Friedhofsgebäude gibt es in "Syberia" an vielen Stellen. - © Microids
Mechanische Figuren wie hier auf einem Friedhofsgebäude gibt es in "Syberia" an vielen Stellen. (© Microids)

„Syberia Remastered“ würdigt das Erbe Benoît Sokals, dessen Adventure-Spiele einzigartig sind. Dass seine epischen Games durch eine Restaurierung ins Hier und Jetzt geholt und heute spielbar gemacht werden, ist wunderbar. Die Komplexität der Geschichte und die ungewöhnliche, märchenhafte Gestaltung lassen kleinere Mängel unwichtig erscheinen. Ein Werk aus der Feder von Benoît Sokal zu spielen ist in etwa so, wie einen Abenteuerroman mit Fantasy-Elementen aktiv zu spielen statt einfach nur zu lesen.

Wer sich auf ein langsames und atmosphärisches Point-and-Click-Adventure einlassen kann und möchte, wird bei „Syberia Remastered“ mit einem ungewöhnlichen Abenteuer von großer Komplexität und Schönheit belohnt.

„Syberia Remastered“ ist ab dem 6. November 2025 erhältlich für PC, Xbox Series und Playstation 5 und kostet rund 40 Euro.

Transparenzhinweis: Für diesen Test wurde uns vom Publisher ein kostenloser Review-Code zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf unsere Wertung. Wir haben das Spiel auf dem PC getestet.

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