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Besucher und Journalisten werden vor Einlass in IHK-Saal genau durchleuchtet

Justiz-Wachtmeister bereiten Saal im Gebäude der Industrie- und Handelskammer in Detmold vor

Silke Buhrmester

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Sicherheit geht vor: Wer am Auschwitz-Prozess teilnehmen will, wird am Eingang genau gecheckt. - © Bernhard Preuß
Sicherheit geht vor: Wer am Auschwitz-Prozess teilnehmen will, wird am Eingang genau gecheckt. (© Bernhard Preuß)

Detmold. Im Gebäude der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold am Leonardo-da-Vinci-Weg bietet sich Mittwochmittag ein ungewöhnliches Bild: Uniformierte Justiz-Wachtmeister sind damit beschäftigt, die Tische und Stühle im großen Sitzungssaal zu verrücken.

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Platz begrenzt

Der Prozess beginnt am Donnerstag, 11. Februar, um 10 Uhr im IHK-Gebäude, das 90 Minuten zuvor öffnet. Neben 60 Journalisten gibt es Platz für die ersten 60 Besucher. Der Tagesausweis erlischt mit Verlassen des Gebäudes. Aufgrund der Sicherheitskontrollen kann es vor der Tür zu längeren Wartezeiten kommen. Die Besucher benötigen einen Lichtbildausweis. Taschen, elektronische Geräte wie Tablets oder Handys, Waffen und andere gefährliche Gegenstände sind verboten.

Sie bereiten den größten Prozess in der Geschichte der Detmolder Justiz vor. Ab Donnerstag wird hier gegen den 94-jährigen ehemaligen SS-Wachmann Reinhold H. aus Lage verhandelt. Ihm wird während seiner rund eineinhalbjährigen Dienstzeit im KZ Auschwitz von Januar 1943 bis Juni 1944 Beihilfe zum Mord in 170.000 Fällen zur Last gelegt.

Ansprechpartnerin am Landgericht: Pressedezernentin Dr. Anneli Neumann. - © Silke Buhrmester
Ansprechpartnerin am Landgericht: Pressedezernentin Dr. Anneli Neumann. (© Silke Buhrmester)

Den IHK-Saal hat das Gericht für zwölf Verhandlungstage bis zum 20. Mai angemietet: „Sollte das nicht ausreichen, müssen wir über zusätzliche Tage nachverhandeln oder einen andern Ort wählen", sagt Pressedezernentin Dr. Anneli Neumann.

Rund 150 Stühle haben die Justizwachtmeister des Landgerichts Detmold und der beiden Amtsgerichte Blomberg und Lemgo in den Zuschauerraum getragen: 60 für Journalisten auf der linken Seite, 60 weitere für Zuschauer auf der rechten Seite. Vorne links wird der Angeklagte mit seinen beiden Verteidigern Johannes Salmen und Andreas Scharmer Platz nehmen, daneben ein Gutachter, dahinter ist ein Platz reserviert für den Sohn des 94-Jährigen. Neben den Oberstaatsanwälten Andreas Brendel und Ralf Vetter ist auf der rechten Seite auch Platz für die 14 Anwälte der insgesamt 40 Nebenkläger. Nicht alle Nebenkläger werden zu jedem Verhandlungstag erwartet.

Nach Auskunft von Pressedezernentin Neumann werden mit Justin Sonder (90), Erna de Vries (92) und Leon Schwarzbaum (94) die ersten drei Nebenkläger heute und morgen in den Zeugenstand treten. Die drei Holocaust-Überlebenden haben bereits am Mittwoch zusammen mit ihren Anwälten Thomas Walther und Cornelius Nestler sowie dem Internationalen Auschwitz Komitee eine Pressekonferenz in Detmold gegeben.

Neben den drei Deutschen werden im Verlauf des Prozesses aber auch noch weitere Zeugen aus Ungarn, den USA, Polen und Israel aussagen. „Damit sie alle den Prozess verfolgen können, sind Dolmetscher, die simultan übersetzen, notwendig", erklärt Anneli Neumann. Deshalb hat das Gericht ein Wuppertaler Unternehmen mit dem Aufbau von drei Dolmetscherkabinen beauftragt.

Der logistische Aufwand ist groß: Neben den Dolmetscherkabinen werden auch zwei Sicherheitsschranken für die Prozesstage installiert und anschließend wieder abgebaut. Ebenso die blickdichten, lichtdurchlässigen Lamellen – eine spezielle Konstruktion, damit niemand von außen in den Saal fotografiert.

Die Große Strafkammer, die unter Vorsitz von Richterin Anke Grudda verhandelt, ist mit insgesamt drei Richterinnen und zwei Schöffen sowie einem Ersatzrichter und einem Ersatzschöffen besetzt: „Damit wird sichergestellt, dass der Prozess weitergehen kann, auch wenn ein Schöffe oder eine Richterin ausfallen sollte", erklärt Neumann.

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