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"Assassin’s Creed: Mirage" im Test: Ein Muss für Fans der ersten Stunde

Ubisoft macht aus einem für „Valhalla“ geplanten Add-on ein eigenständiges Spiel, und wir fühlen uns an frühere Serienteile erinnert. Die wunderbar komprimierte Spielerfahrung erbt aber auch alte Schwächen.

David Wellenfang

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Wunderschönes Bagdad: Seine Spielwelten konnte "Assassin’s Creed" schon immer in Szene setzen. - © Ubisoft
Wunderschönes Bagdad: Seine Spielwelten konnte "Assassin’s Creed" schon immer in Szene setzen. (© Ubisoft)

Dass es im Bagdad des 9. Jahrhunderts um richtig was geht, macht uns "Assassin’s Creed: Mirage" in der ersten Viertelstunde seiner Story klar. In der muss sich unser Held Basim, seines Zeichens der beste Dieb des Viertels, gezwungenermaßen von allem verabschieden, was mal sein Leben war: Nachbarn, Freunden, sogar von seiner Heimat. Denn nachdem bei einem verpatzten Raubüberfall der Kalif dran glauben musste, sind zwar – wie von Basim gewünscht – die Assassinen auf ihn aufmerksam geworden, genauso aber auch deren Widersacher. Und die gehen auf der Jagd nach Basim über Leichen – weil er (gestohlen) hat, was sie wollen.

"Assassin’s Creed: Mirage" gibt sich, mehr als frühere Serienteile, Mühe, eine glaubwürdige Story zu erzählen. Am Gameplay-Flow hat sich nämlich wenig geändert, die "Ubisoft-Formel" aus Schleichen, Parkour, Kämpfen und dem Absolvieren von Quests greift auch dieses Mal.

Zwar sind die Kämpfe deutlich taktischer und Basim kein Panzer mit einem Jahresabo auf perfekte Konterangriffe mehr. Wer frühere Teile der Serie wie "Odyssey" oder "Valhalla" gespielt hat, wird sich dennoch sofort zurechtfinden. Reicht der Story-Fokus also, um auch Veteranen wie uns zu überzeugen?

Zurück zu den Wurzeln

Offene Kämpfe sind deutlich fordernder als in den meisten Vorgängern. So wird gekonntes Leisetreten (und lautloses Ausschalten) wieder wichtiger. - © Ubisoft
Offene Kämpfe sind deutlich fordernder als in den meisten Vorgängern. So wird gekonntes Leisetreten (und lautloses Ausschalten) wieder wichtiger. (© Ubisoft)

Sagen wir es so: Wir begrüßen den Versuch. Denn "Mirage" erzählt seine Geschichte rund um Verrat und Verschwörung, persönliche Opfer und den ewigen Konflikt "Gut gegen Böse" visuell aufwendig und mit erfrischend vielen Grautönen. Dem kommt manchmal die Performance der Schauspieler in die Quere, die die serientypisch arg pathetisch geratenen Dialoge nicht immer retten können. An die Authentizität von Charakteren wie in "The Last ofUs: Part II" reichte "AC" noch nie heran, und das ändert sich auch mit "Mirage" nicht.

Wir haben das ursprünglich als Add-on für "Valhalla" geplante Abenteuer von Basim trotzdem gern gespielt. Und das hängt vor allem mit der vergleichsweise "kleinen" Spielwelt zusammen. Die umfasst zwar nicht nur Bagdad, sondern auch ein ausgedehntes Umland, ist aber weit davon entfernt, eine Open-World-Tretmühle wie die Vorgänger zu sein. So vermarktet Ubisoft das Spiel auch ein Stück weit. "Back to the roots" heißt beispielsweise eines der Video-Tagebücher über die Entwicklung. Und auch die Optik ist nicht ganz so taufrisch, wie man es von einem neuen "Assassin’s Creed" vielleicht erwarten würde.

Uns als Fans der älteren Serienteile ist das aber auch gar nicht so wichtig. Wer sich noch erinnert, dass die Assassinen einst nur diejenigen um die Ecke brachten, die sie für wirklich böse hielten, und nicht jede Wache in hunderten Stützpunkten an historischen Schauplätzen in der gesamten Antike, der kommt auch mit einer komprimierten Spielwelt klar, wie sie der Serienurahn hatte.

Lobenswerter Fokus auf die Stärken der Serie

Mit Ablenkungsmanövern und der richtigen Planung entkommen wir unseren Gegnern mit gekonnten Parkour-Fähigkeiten. - © Ubisoft
Mit Ablenkungsmanövern und der richtigen Planung entkommen wir unseren Gegnern mit gekonnten Parkour-Fähigkeiten. (© Ubisoft)

In der findet man zwar immer noch genügend generische Aufgaben, aber "Mirage" lässt sich durchaus Story-fokussiert spielen. Wer sich auf den Aufstieg Basims zum Meisterassassinen konzentrieren will, der kann das ohne ausgeprägte Ausflüge zu Nebenaktivitäten tun.

"Mirage" ist kein Rollenspiel mehr, wie es "Odyssey" und "Valhalla" sein wollten. Wir schnitzen nicht mehr mit Detail-Verbesserungen an unseren Charakterwerten, sondern konzentrieren uns auf die besten Skills, um unsere Ziele zu erreichen. Und die besten Wege durch das verwinkelte Bagdad. Denn das verlangt nach den vollständig erkletterbaren Welten der Vorgänger wieder etwas mehr Planung, wir müssen Basim genauer steuern. Dafür lassen sich die Attentate, mit denen Basim beauftragt wird, aber auch besser vorbereiten – und das sorgt für ein stärkeres Belohnungsgefühl, wenn unser Plan aufgeht.

Fazit

Man muss den Machern von "Assassin’s Creed: Mirage" Respekt zollen. Nach 15 Jahren Expansion wieder ein kleineres Spiel zu machen, ist mutig. Es tut dem Gesamterlebnis aber spürbar gut. Das meiste, was wir in Bagdad tun (müssen), fühlt sich bedeutsamer an als das Gros der Missionen aus den Vorgängern. Zwar vermissen wir immer noch die Assassinen-Gräber aus Teil 2, in denen wir historische Stätten erklettern und um ihre Schätze erleichtern konnten. Und das zurückgeholte Wanted-System, das wie in GTA unsere Vergehen gegen Unschuldige mit der Verfolgung durch Ordnungshüter bestraft, haben wir eigentlich nicht vermisst, weil es den Spielflow unnötig verlangsamt. Zudem muss man Basim in "Mirage" wesentlich genauer steuern – und leider geht das wegen der hakeligen Steuerung etwas zu oft daneben.

Insgesamt ist "Mirage" aber vor allem für ältere Serienfans, die keine Zeit oder Lust auf 150 Stunden Beschäftigungstherapie haben, eine willkommene Hommage an die Wurzeln der Serie. Die waren noch nie perfekt, selbst das erste "Assassin’s Creed" machte Fehler, die die Nachfolger ausbügelten, "Mirage" aber dummerweise wieder erbt. Aber die Rückbesinnung auf viele der alten Stärken macht den neuesten Teil auf jeden Fall zu einem der besseren – und zu einem Must-Play für die ältesten Fans.

"Assassin’s Creed: Mirage" ist ab dem 5. Oktober 2023 für PC, Playstation und Xbox erhältlich, ist freigegeben ab 16 Jahren und kostet rund 50 Euro.

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