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"Hot Wheels Unleashed 2: Turbocharged" im Test: Wrrrrooooom!

Zwei Jahre nach dem Überraschungs-Hit bringt der italienische Rennspiele-Entwickler "Milestone" den Nachfolger des Arcade-Racing-Games auf den Markt. Kann das Spiel mehr als der Erstling? Wir können mit Bleifuß sagen: Das ist eine echte Weiterentwicklung!

Christian Lund

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Eine echte Weiterentwicklung: Seit dem 19. Oktober ist "Hot Wheels Unleashed 2" auf dem Markt. - © Mattel
Eine echte Weiterentwicklung: Seit dem 19. Oktober ist "Hot Wheels Unleashed 2" auf dem Markt. (© Mattel)

Die "heißen Räder von Mattel", so hießen die kleinen "Hot Wheels"-Spielzeugautos früher mal. Inzwischen sind sie weltweit bekannt unter "Hot Wheels", und in vielen Familien werden damit nicht nur Teppiche, Laminatböden und allerlei andere befahrbare Untergründe von kleinen Rennfahrerinnen und Rennfahrern erkundet, sondern auch mit dem Track-Builder verrückte Rennstrecken zusammengesteckt (Ältere kennen das zum Beispiel noch aus der Zeit der Darda-Bahnen).

Das in die Videospielwelt zu holen, ist dem italienischen Rennspiele-Entwickler "Milestone" im Herbst 2021 in grandioser Weise mit "Hot Wheels Unleashed" geglückt. Nun legt die Videospiel-Schmiede mit "Hot Wheels Unleashed 2: Turbocharged" nach. Und wir haben uns gefragt: Was soll denn dieser Nachfolger noch anders oder besser machen als der erste Teil? Warum legt man nicht einfach eine Erweiterung auf? Denn vermutlich gibt es doch einfach nur neue verrückte Autos, neue Strecken, und das war's dann. Weit gefehlt! Wir können schon nach rund zehn Spielstunden sagen: Das ist wirklich eine enorme Weiterentwicklung. Wir sind schwer begeistert, aber haben auch ein furchtbares Manko entdeckt. Mehr dazu in diesem Artikel.

Worum geht's?

Mit dem "Rodger Dodger", der bei uns inzwischen "Alles Rodger, Dodger" heißt, feiern wir erste Erfolge. Es ist eines der ersten Autos, die wir zur Verfügung haben. Insgesamt gibt es mehr als 130. - © Mattel
Mit dem "Rodger Dodger", der bei uns inzwischen "Alles Rodger, Dodger" heißt, feiern wir erste Erfolge. Es ist eines der ersten Autos, die wir zur Verfügung haben. Insgesamt gibt es mehr als 130. (© Mattel)

Es geht natürlich auch im zweiten Teil um nichts Geringeres als den Sieg. Allerdings gibt's zum ersten Mal auch eine Geschichte ("Milestone" verkauft es als Karrieremodus, aber das ist nun wirklich zu viel des Guten), die wir verfolgen. Erwachsene werden die belanglose Erzählung und die Aufmachung vermutlich nervig finden, aber für Kinder ist sie toll und mitreißend im Comic-Stil gestaltet. Sie begegnen dort Robert und Darla, die von ihrem knuffigen Roboter-Kumpel XR046 unterstützt werden, um die Stadt vor mysteriösen Kreaturen zu bewahren, die der tollpatschige Professor Tanabe versehentlich freigelassen hat.

Dank einer Verkleinerungsmaschine kann der Professor die Helden so klein machen, dass sie mit Spielzeugautos um die Wette düsen können. Ziel jedenfalls ist es, den Frieden in der Stadt wiederherzustellen, und das geht nur, in dem man sich nach und nach fünf Boss-Gegnern stellt.

Auf dem Weg zu den einzelnen Haupt-Gegnern muss man sich in zahlreichen Rennen beweisen. Unsere Autos haben unterschiedliche Fähigkeiten, manche können besonders gut driften, andere sind auf geraden Strecken wie eine Rakete, noch andere sind eher für Offroad geeignet, auch wenn sie nicht unbedingt danach aussehen. Apropos Aussehen: Natürlich können wir unsere Autos optisch umstylen und das neue Styling auch der Community zur Verfügung stellen. Ok, wir sollten schnell zur Kategorie "Was uns gefallen hat" kommen. Denn das ist einiges:

Was uns gefallen hat

Wir haben den langweilig aussehenden BMW für uns umgestylt. Deshalb interessieren uns die Angaben rechts nicht, aber dort sehen wir, was wir im Austausch bekämen, wenn wir unser Gefährt verkaufen oder gar zerlegen würden. - © Mattel
Wir haben den langweilig aussehenden BMW für uns umgestylt. Deshalb interessieren uns die Angaben rechts nicht, aber dort sehen wir, was wir im Austausch bekämen, wenn wir unser Gefährt verkaufen oder gar zerlegen würden. (© Mattel)

Anfangs haben wir gedacht, die Möglichkeit, die Autos neu zu gestalten, sei für uns überflüssiger Schnickschnack. Tatsächlich aber gefiel uns das ganz gut – bei anderen Spielen haben wir solche Dinge meist nicht getestet. Hier haben wir das getan und hatten anfangs Probleme, zu erkennen, wie man das Auto drehen muss und welche Knöpfe zu drücken sind, um irgendwas zu verändern. Die Erklärung ist nicht besonders gelungen, und die Frage ist, ob Kinder das einfach intuitiv besser drauf haben oder da völlig an ihre Grenzen stoßen werden. Aber es macht einen Heidenspaß, seine Autoflotte nach eigenen Wünschen zu designen. Soll ruhig jeder wissen, wer da vorneweg fährt!

Aber erstmal das Wichtigste, was uns gefallen hat: das Gefühl. Das Gefühl, wenn man ins erste Rennen geht, und man hört den Sound und sieht die Strecke und die anderen Autos in dieser exzellenten Grafik (und man lernt, dass man vor dem Erscheinen der "2" beim Countdown Gas geben sollte für den Extraboost), und dann geht das los, und dann ist man gleich wieder in diesem Geschwindigkeitsding drin. Wenn ein Spiel das schafft, dass man von Anbeginn vorne auf der Sofakante hockt und im Geschwindigkeitsrausch ist, obwohl man Spielzeugautos auf Plastikbahnen fährt, dann ist das ein gutes Spiel. Das konnte schon "Hot Wheels Unleashed 1", und der Nachfolger steht dem in nichts nach.

Der Nachfolger hat aber Raffinesse im Kofferraum! Und zwar können wir bei "Hot Wheels Unleashed" jetzt nicht nur springen, um Hindernisse zu überwinden, wir können auch nach links und rechts die Ellenbogen ausfahren. Wir können rempeln! Das ist zwar nicht gerade die feine Art, aber selbst Bandit in "Ein ausgekochtes Schlitzohr" kam nicht ohne aus. Und der war nun bekanntlich ein Gentleman auf der Straße, oder etwa nicht? Wir können unser Auto also nach links oder rechts ausschlagen lassen, was auch dann extrem hilfreich ist, wenn man droht, von der Strecke abzukommen. Uns hat die Funktion tatsächlich schon mehrmals vor dem sicheren Absturz bewahrt. Dass das Anrempeln von Gegnern irgendwie spielentscheidend ist, haben wir dagegen nicht festgestellt. Aber in Online-Spielen mit Freunden ist das natürlich ein grandioser Spaß.

Das mit dem Springenkönnen hilft natürlich auch den Streckenmachern, denn jetzt kann man nach alter Trackmania-Manier fantasievolle Strecken bauen, die sich nur befahren lassen, wenn man gewisse Anteile der Fahrtzeit in der Luft verbringt. Und wir haben bei einem furchtbar spannenden Online-Match gemerkt, dass sogar ein Doppelsprung möglich ist, um noch höher zu kommen. Deshalb der Rat: Wenn ihr an irgendeiner Stelle nicht weiterkommt, liegt es nicht an der Strecke, sondern immer an euch oder eurem Auto. Denn alle Strecken, auch die im Online-Modus, müssen zuvor vom Streckenmacher getestet werden. Ist das Ziel nicht erreichbar, darf die Strecke nicht veröffentlicht werden.

Im Track-Builder haben wir diese ultraschwierige Bahn gebaut, die nun online von bis zu zwölf Fahrerinnen und Fahrern gemeistert werden kann. Wir sehen uns da, oder? - © Mattel
Im Track-Builder haben wir diese ultraschwierige Bahn gebaut, die nun online von bis zu zwölf Fahrerinnen und Fahrern gemeistert werden kann. Wir sehen uns da, oder? (© Mattel)

Das führt uns direkt zum Track-Builder. Der ist inzwischen besser als im Vorgänger (wo wir uns noch einen abgebrochen und dann entnervt aufgegeben hatten), aber noch immer ist Luft nach oben bei der Erklärung. Es gibt ein dürftiges Tutorial, danach ist man allein mit der Materie. Ein kleines Menü sagt einem zwar Dinge, aber man bringt sie nicht mit dem zusammen, was man gerade tun will, nämlich eine geile Strecke bauen. Da ist vieles Trial-and-Error. Das könnte man sicher besser regeln, aber wer ein bisschen Geduld mitbringt und das räumliche Denken beherrscht, kann beeindruckende Strecken bauen. Unsere Strecke mit den vier Loopings haben wir online veröffentlicht, und auf ihr fahren mittlerweile weltweit Fahrerinnen und Fahrer bei Online-Matches an einigen Stellen fies ins Off. Man muss es schon können, um bei uns ins Ziel zu kommen. Vorausschauendes Fahren ist so viel wert!

Gut gefallen hat uns auch der neue Talentbaum, der eher eine Talentpflanze als ein -baum ist, aber mit ihm können wir unsere Autos, die sich in sechs Fahrklassen untergliedern, entsprechend aufwerten. Zum Beispiel können wir dafür sorgen, dass ein Auto weniger Boost im Windschatten aufbaut, dafür beim Handling im Driften stärker wird – was wir nur empfehlen können. Man sollte nicht glauben, man könne mit dem heißen Schlitten, mit dem man schon vier Rennen gewonnen hat, auch das Drift-Rennen bestehen. Dafür gibt es die unterschiedlichen Klassen, und es gehört inzwischen auch ein wenig Taktik dazu, mit welchem Auto und welchen Stärken man in welches Rennen geht. Anfangs waren wir überzeugt, dass wir mit dem besten Auto in unserer Garage jedes Rennen meistern würden. Aber dem ist nicht so, und deshalb bringt uns das Spiel dazu, uns mehr mit unseren Autos in der Garage zu beschäftigen. Das macht insofern auch mehr Freude, als dass das Menü wesentlich übersichtlicher und freundlicher geworden ist.

Macht das Spiel also alles richtig? Nicht ganz.

Was uns nicht gefallen hat

Das Hauptmenü in "Hot Wheels 2" sieht wesentlich fresher und aufgeräumter aus als im Vorgänger. Uns gefällt's. - © Mattel
Das Hauptmenü in "Hot Wheels 2" sieht wesentlich fresher und aufgeräumter aus als im Vorgänger. Uns gefällt's. (© Mattel)

Selbstverständlich haben wir auch was zu meckern, und zwar so richtig. Das allergrößte Manko (das sich glücklicherweise aber abstellen lässt) ist das Serverproblem. Wir hätten diese Besprechung schon nach dem Fall des Embargos am Montag veröffentlichen können, aber wir wollten abwarten, ob sich das Serverproblem zum Release-Tag beheben würde. Leider nicht. Und so starten wir das Spiel auf unserer PS5, werden aufgefordert, eine beliebige Taste zu drücken, und sehen dann 58 Sekunden einem Ladebildschirm zu, der uns über ein Symbol in der oberen rechten Ecke informiert, dass er wohl tatsächlich lädt. Um dann zu sagen: Fehler bei der Verbindung zu den Milestone-Diensten. Beim zweiten oder dritten Versuch geht es dann. Aber das nervt ungemein. Und es ist jedes Mal so. Bei jedem Start des Spiels.

Damit leider nicht genug. Wenn wir im Online-Multiplayer plattformübergreifend ein Rennen gegen andere fahren wollen, dauert es Minuten, bis Matchpartner gefunden werden. Wenn überhaupt. Hier auch wieder der Vergleich mit Trackmania: Da kann man nicht mal eben in die Küche gehen und sich ein neues Getränk holen, da geht das Rennen schon los. Bei "Hot Wheels" kommt man nach einem zaghaft aufgegossenen Tee zurück und sieht noch immer denselben Bildschirm: "Suche nach Match." Immerhin sind da aufregende Pow!-Symbole drumherum. Wir sind ja mit wenig zufrieden. Aber man muss auch sagen: Wenn es dann läuft, wenn man Spielpartner gefunden hat und die nicht wieder stiften gehen, dann läuft's auch dauerhaft.

Umständliche Menüführung: Das linke "zurück" ist nicht dasselbe wie das rechte "zurück". Und so ist es nicht besonders logisch und einfach, aus diesem Bildschirm ins obere Menü zurückzukommen. - © Mattel
Umständliche Menüführung: Das linke "zurück" ist nicht dasselbe wie das rechte "zurück". Und so ist es nicht besonders logisch und einfach, aus diesem Bildschirm ins obere Menü zurückzukommen. (© Mattel)

Kleinere Fehler sind etwa in den Untermenüs zu finden. Zum Beispiel nach einem Rennen zeigt ein Bildschirm die Renndetails: Wie lang sind wir gedriftet, wie lang war unsere Boost-Zeit, wie schnell die beste Runde. Auf der linken Seite können wir auswählen zwischen Neustart, Modusauswahl, Streckenauswahl, Replay oder einem ominösen "zurück". Rechts zeigt uns das Menü, dass wir mit der x-Taste etwas auswählen können oder mit der Kreis-Taste "zurück" können. Wer ahnt nun, dass das rechte "zurück" ein anderes ist als das linke? Niemand. Mit der Kreis-Taste kommen wir zurück zum vorherigen Bildschirm (wo wir ja überhaupt nicht hinwollen), mit dem linken "zurück" kommen wir zurück ins Obermenü (was wir wollen). Warum muss man das so kompliziert machen, dass ich fünf Bewegungen brauche, um ins Menü zurückzukehren. UX-Designer fluchen!

Und wo sind die Streckenumgebungen aus Teil 1? Wir hatten sehr darauf gehofft, dass es möglich wäre, die alten Umgebungen auch noch nach und nach freizuschalten, aber sie sind leider nicht enthalten. Ein Blick auf den Season Pass macht deutlich, dass es bald drei weitere Umgebungen geben wird, aber die alten aus dem ersten Teil sind es leider nicht. Das finden wir ausgesprochen schade.

Fazit

"Hot Wheels Unleashed 2: Turbocharged" ist auch im zweiten Teil wieder eine positive Überraschung, ein brillanter Spaß für alle Generationen, die mit Spielzeugautos aufgewachsen sind oder das noch tun. Es ist der Arcade-Racer für zwischendurch und der Spaß für lange Abende. Allein oder zu zweit auf dem Sofa oder allein gegen den Rest der Welt im Multiplayer. Wenn "Milestone" noch die Serverprobleme in den Griff bekommt und man online mehr Spielwillige trifft, freuen wir uns riesig auf diesen Winter und allerlei Begegnungen auf den Plastikstraßen dieser Welt.

"Hot Wheels Unleashed 2: Turbocharged" ist seit dem 19. Oktober 2023 erhältlich für PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One, Nintendo Switch und PC. Es kostet rund 50 Euro.

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