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„Endless Ocean Luminous“ im Test: 20.000 Minuten scannen

Christian Lund

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Angehende Taucherinnen und Taucher erwartet in "Endless Ocean Luminous" eine riesige Unterwasserwelt voller Meereslebewesen, verborgener Schätze und Geheimnisse. - © Nintendo
Angehende Taucherinnen und Taucher erwartet in "Endless Ocean Luminous" eine riesige Unterwasserwelt voller Meereslebewesen, verborgener Schätze und Geheimnisse. (© Nintendo)

Wir sagen gleich dazu: Wir sind keine Taucher. Allenfalls haben wir in allerlei Gewässern mal an der Oberfläche gekratzt, also: geschnorchelt – das war’s dann aber auch schon. Unsere Taucherfahrung haben wir eher durch Romane wie „20.000 Meilen unter dem Meer“ oder Videospiele wie „Subnautica“ oder das grandiose „Under the Waves“ gewonnen. Und vor etlichen Jahren, nämlich 2007 und 2009, durch „Endless Ocean“ und „Endless Ocean 2: Der Ruf des Meeres“ auf der Nintendo Wii.

Jetzt also ist endlich – nach 15 Jahren – der dritte Teil der Reihe erschienen, und vermutlich hatte den niemand mehr so richtig auf dem Zettel. Wir jedenfalls nicht. Umso größer die Freude, auf der Nintendo Switch das fortzusetzen, was wir auf der Nintendo Wii so begeistert gespielt haben. „Endless Ocean“ rangierte damals als kleiner Geheimtipp. Kann der dritte Teil das wiederholen?

Worum geht’s in „Endless Ocean Luminous?

Was sich hier alles tummelt unter Wasser! - © Nintendo
Was sich hier alles tummelt unter Wasser! (© Nintendo)

Wir sind als Taucherinnen oder Taucher in der sogenannten Verborgenen See unterwegs. Mehr als 500 verschiedene Spezies sollen dort auf unsere Entdeckung warten, und einige davon gelten sogar bislang als ausgestorben oder sind nur als Mythen und Legenden bekannt.

Wir begreifen uns als Forscher, deren Aufgabe es ist, jedes Lebewesen, dem wir begegnen, fein säuberlich zu katalogisieren. Denn nicht nur ist die Verborgene See bislang kaum erforscht, sondern ein großes Korallenriff, der „Baum des Meres“, liegt im Sterben. Womöglich finden wir den Grund dafür heraus und können den Tod sogar noch aufhalten.

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Ganz allein sind wir bei unseren Forschungen nicht, denn sobald wir eine der Kreaturen gescannt und identifiziert haben, springt uns eine KI-Assistentin zur Seite und gibt uns detaillierte Informationen dazu. Die KI hört auf den Namen Kiki und erinnert uns in ihrer Nervigkeit an den gleichnamigen sprechenden Papagei aus der „Abenteuer“-Serie von Enid Blyton („Gott erhalte den König“!). Glücklicherweise können wir sie auch daran hindern, zu Wort zu kommen.

Wer einen Nintendo-Online-Zugang hat, muss zudem nicht alleine ins Wasser steigen, sondern kann mit bis zu 30 Spielern gemeinsam die Tiefsee erkunden.

Was uns gefallen hat

Geheimnisvolle Fische begegen uns. - © Nintendo
Geheimnisvolle Fische begegen uns. (© Nintendo)

Wir haben uns hauptsächlich allein durch die tiefen Wasser gewagt. Unsere größte Sorge war zunächst: Würden uns die Haie fressen wollen? Zur Beruhigung all jener mit ausgeprägter Hai-Angst: Alle Fische und Kreaturen, auch die Weißen Haie, sind uns wohlgesonnen. Niemand ist feindselig, niemand will uns an den Neoprenanzug oder mit der Schwanzflosse nach uns schlagen; aber auch niemand ist scheu – das ist schon etwas lebensfremd. Wir sind also in gemütlicher Koexistenz unterwegs – man könnte aber auch sagen: die Fische nehmen null Notiz von uns.

Ziel unserer Tauch-Missionen ist es, jede zufallsgenerierte Karte zu mindestens 80 Prozent erkundet zu haben. Dann nämlich gilt eine Karte als abgeschlossen und wird komplett aufgedeckt. Je mehr wir entdecken und katalogisieren, desto mehr Licht sammeln wir ein, das wiederum dem „Baum des Meeres“ zugute kommt, denn das Licht ist die Währung, die das Sterben verzögern oder sogar aufhalten kann. Davon wollen wir also so viel wie möglich ergattern.

Wir entdecken nicht nur unbekannte Fischarten, sondern finden auch Schätze und versunkene Schiffe. - © Nintendo
Wir entdecken nicht nur unbekannte Fischarten, sondern finden auch Schätze und versunkene Schiffe. (© Nintendo)

Und deshalb legen wir Zentimeter für Zentimeter auf den riesigen Karten frei. Jede Karte wiederum hat eigene Biome – man muss allerdings sagen: die wiederholen sich bald auffällig, denn jede Karte wird aus einer kleinen Anzahl von Gimmicks und Umgebungen zufällig zusammengestellt. Und bald fällt einem auf: Dieses Wrack lag doch gerade noch auf einer anderen Karte!

Gegen die Langeweile, die sich irgendwann nach den dutzendfachen Tauchgängen und dem ewigen Scannen einstellt, gibt es noch kleine Nebenaufgaben zu erfüllen. So können wir in den Untiefen jede Menge Schätze finden.

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Damit wir dafür nicht auch noch jeden Zentimeter Meeresboden durchstöbern müssen, haben wir einen Schatzsensor, der uns zum nächsten Fundort lotst. Ein unmissverständliches Blinken weist uns dann auf den Schatz hin. Manche sammeln wir ein, andere geben uns Informationen für weitere Aufgaben. So haben wir etwa Fische an einen bestimmten Ort führen müssen, um eine Aufgabe zu erledigen. Haben wir das geschafft, decken wir nach und nach eine 99-teilige Rätseltafel auf. Der Sinn dahinter? Uns einfach immer noch länger in dem Spiel zu halten. Und das führt uns unweigerlich zum nächsten Punkt unseres Tests:

Was uns nicht gefallen hat

Bin ich der letzte Taucher der Welt? - © Nintendo
Bin ich der letzte Taucher der Welt? (© Nintendo)

Es gibt natürlich auch was zu meckern, und zwar nicht gerade wenig. Zu allererst: Der Story-Modus! Was, bitte, soll der? Sobald wir auf den Hauptbildschirm des Spiels kommen, werden uns drei Varianten des Spiels angeboten: der Solo-Tauchgang, der Koop-Tauchgang und der Story-Modus. Wir haben natürlich sofort den Story-Modus gewählt, erfreut darüber, dass wir sogar eine kleine Geschichte unter dem Meer würden spielen können.

Aber da hat der Hai wohl ins Leere gebissen. Der Story-Modus ist einfach nur das Tutorial! Hier erlernen wir in wenigen Kapiteln, wie wir tauchen, wie das Spiel funktioniert und welche Meeresgebiete es gibt. Das ist ziemlich enttäuschend. Aber ok, im Story-Modus erlernen wir wenigstens das richtige Scannen. Und später einmal können wir irgendwo an einer Kasse sitzen und „Piep“ machen. Na, vielen Dank auch!

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Das größte Manko aber ist: „Endless Ocean Luminous“ fühlt sich nicht nur endlos an, es langweilt schnell auch zu Tode und ist damit das völlige Gegenteil zu den ersten beiden Teilen von „Endless Ocean“. Dort konnten wir wesentlich intensiver mit den Meeresbewohnern interagieren. Wir konnten sie füttern und streicheln und sie mit der Pulsar-Pistole heilen – im Nachfolger können wir sie allenfalls als Begleiter auswählen. Dann schwimmen sie uns hinterher. Das müssen sie auch, damit wir unsere Quests erledigen können. Besonders lebensnah ist das nicht. Uns würde interessieren, was ein Meeresbiologe dazu sagen würde. Kiki jedenfalls ist da wenig hilfreich. Achso: an Land gehen können wir im dritten Teil auch nicht. Es gibt keine Welt außerhalb des Wassers. Es gibt nur die Verborgene See. Wir können nicht mal an die Oberfläche schwimmen. Für Menschen mit Klaustrophobie sicher kein gutes Spiel.

Ein internationales Tauchertreffen. Bis zu 30 Leute können gemeinsam die Unterwasserwelt erkunden. - © Nintendo
Ein internationales Tauchertreffen. Bis zu 30 Leute können gemeinsam die Unterwasserwelt erkunden. (© Nintendo)

Und dann muss man leider sagen: Einzelspieler sind für das Spiel eigentlich nicht gewollt. Es dauert einfach zu lange, die Karten aufzudecken. Viel einfacher und schneller geht das im Koop-Modus – und das ist wohl auch das, was „Endless Ocean Luminous“ will. Im Online-Modus können bis zu 30 Taucherinnen und Taucher die Karten abgrasen, und es gilt: einer für alle, alle für einen. Wir scannen Fische für die gesamte Tauchgruppe und wir finden Schätze und Rätsel für alle. Hier ist niemand allein. Wer allein sein will oder keinen Online-Zugang hat, der braucht Zeit und Geduld – und das abgewandelte Dori-Mantra: Einfach scannen, einfach scannen, einfach scannen, scannen, scannen!

Unser Fazit zu „Endless Ocean Luminous“

Das völlig gewaltfreie Tauch-Spiel hat grundsätzlich die richtige Idee, um uns unter Wasser zu halten und die Verborgene See bis in die hinterste Ecke entdecken zu wollen. Auf Dauer aber ist das Spiel vor allem für Einzelspieler zu eintönig und kann uns nicht so richtig packen. Vor allem Kenner der Vorgänger seien hiermit ausdrücklich vor einer Enttäuschung gewarnt!

Positiv kann man vielleicht werten, dass wir in den rund zehn Stunden, die wir unter Wasser verbracht haben, enorm viel über die Fauna unter der Wasseroberfläche gelernt haben, so dass wir beim nächsten Aquazoo-Besuch mit unserem Wissen glänzen können. Und Scannen können wir ja jetzt auch.

Wer ein entspanntes Koop-Spiel mit Unterwassergeräuschen und Walgesängen sucht, ist aber mit „Endless Ocean Luminous“ sicher gut beraten.

„Endless Ocean Luminous“ ist seit dem 2. Mai 2024 exklusiv erhältlich für Nintendo Switch. Das Spiel ist freigegeben ab 0 Jahren und kostet rund 40 Euro.

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