Wie lange haben wir darauf gewartet! Wir in der Redaktion tatsächlich knappe vier Jahre. Als wir im November 2020 unsere Playstation 5 aufgebaut hatten, zeigte uns das vorinstallierte Jump&Run-Spiel „Astro’s Playroom“, was nicht nur die Playstation drauf hat, sondern vor allem, wie sich Spiele mit dem damals auch neuen DualSense-Controller anfühlen können und mit welchen Features man die Tasten kreativ belegen kann.
Astro, dieser putzige kleine Roboter, wohnte fortan in unserer Playstation, und in seinem Playroom konnten wir rund fünf Stunden Spielspaß haben, die schon damals Lust auf mehr machten. Seit Anfang September ist nun endlich das große Abenteuer für Astro auf dem Markt, mit einer ersten Spielzeit von rund zwölf Stunden plus mindestens weiteren zehn Stunden, wenn man wirklich alles finden will, was es zu finden gibt.
Wir wollen hier niemanden lange auf die Folter spannen: Alle Spieletester überschlagen sich förmlich vor Begeisterung, bei Metacritic steht das Spiel bei einem fantastischen Score von 94 und einem User-Score von 9,3. Und auch wir sind völlig von den Socken. Wir haben viel erwartet, weil wir schon vom „Playroom“ so geflasht waren, aber dass die Entwickler vom Team Asobi noch so eine Schippe obendrauf packen können, das haben wir nicht gedacht.
Für uns ist es das absolute Glück-Spiel. Jemand ist gerade down und traurig? Die Medizin heißt „Astro Bot“. Man ist wetterfühlig und hat den Herbstblues? Die Lösung ist „Astro Bot“. Die Spiele-Bibliothek ist voll mit Spielen, die man mal längst anfangen wollte, und jetzt kommt ja die dunkle Jahreszeit? Die Lösung ist: die Bibliothek Bibliothek sein lassen und „Astro Bot“ spielen. Es ist so wunderschön, so kreativ, so raffiniert mit Hintersinn konzipiert, so sehr für die ganze Familie geeignet (okay, für alle ab 6 Jahren), dass man es unbedingt weiterspielen will, sobald man auch nur eine Minute darin verbracht hat. Was! Für! Ein! Spiel!
Worum geht’s in „Astro Bot“?

Wir sind ganz gemütlich mit unserem schmucken Playstation-Raumschiff im All unterwegs, als plötzlich der Alien-Bösewicht Nebulax unsere Sternenstraße kreuzt und unser Raumschiff komplett zerlegt. Die einzelnen Bauteile werden quer in alle sechs Galaxien geschleudert, unsere Mannschaft von immerhin 300 Bots verteilt sich auf verschiedene Planeten, und wir stürzen mit dem Rest unseres Raumschiffs auf einem nahe gelegenen Trabanten ab.
Nachdem wir uns berappelt haben, brechen wir auf, um in mehr als 80 Leveln unsere Mannschaft zu retten, die fehlenden Bauteile einzusammeln und unser Raumschiff wieder startklar zu machen.
Mehr Story gibt es nicht, mehr Story braucht das Spiel aber auch nicht, weil es aus sich selbst heraus strahlt.
Was hat uns gefallen?

„Astro Bot“ hat uns im Sturm erobert, dabei ist es spielerisch eigentlich ein ziemlich klassisches Jump&Run-Gameplay und weicht damit kaum vom Vorgänger ab. Wir sind mit dem knuffigen Roboter in ziemlich linearen Leveln unterwegs, mal müssen wir unsere Geschicklichkeit unter Beweis stellen, mal die von allen Seiten heranstürmenden Gegner bekämpfen. Weil wir ja unsere Mannschaft retten wollen, suchen wir natürlich auch alle Ecken, Höhen und Tiefen ab und finden nicht nur Bots, sondern auch Puzzleteile und Münzen.
Letztere sind gar nicht mal so unwichtig, um alles zu finden, was zu finden ist. Denn sind wir einmal durch ein Level durch, können wir beim erneuten Durchlauf am Anfang für 200 Münzen ein kleines Vögelchen bezahlen, dass uns fortan in diesem Level auf Unentdecktes hinweist. Wollen wir das in einem anderen Level auch, müssen wir dort erneut 200 Münzen zahlen. So ist es aber möglich, wirklich alles zu finden. Nur wie man dorthin gelangt, wie die Lösung ist, um das begehrte Fundstück einzusammeln, das zeigt uns das Vögelchen nicht. Und hier ist mitunter ganz schön Knobelei vonnöten.
Sind wir mit allen Planeten in einer Galaxie durch, steht uns ein mächtiger Endgegner bevor. Erst danach dürfen wir mit unserem Controller in die nächste Galaxie reisen. Nicht nur die Endgegner sind manchmal ganz schön happig in der Schwierigkeit, auch die Level haben ihre Eigenarten. Mehrere Male haben wir beschwichtigend vor uns hingemurmelt: „Es ist ja eigentlich ein Kinderspiel.“ Aber da kommen die Erwachsenen doch auch manchmal ganz schön an ihre Grenzen.
Aber „schön“ ist ein gutes Stichwort! „Astro Bot“ ist unwahrscheinlich schön geworden. Das Leveldesign bietet eine grandiose Varianz. Immer und immer wieder entfuhr uns ein „Heidewitzka, ist das geil!“, weil wir schon wieder auf einem Planeten gelandet waren, der wieder völlig anders aussah als alles, was wir vorher erlebt hatten. Wir waren in der Wüste, am Strand, auf einer luftigen Baustelle, auf einer Wasserrodelbahn, im Soft-Eis-Land (und Astro war so bitterkalt – wir hätten ihm so gerne einen Schal umgeworfen!), im Casino und natürlich in allerlei Cameo-Leveln.
Die wiederum sind auch charmant, weil „Astro Bot“ hier gehörig das Playstation-Universum abfeiert. So gibt es ein „God of War“-Level, bei dem wir die Leviathan-Axt werfen können, um Gegner umzuhauen oder ferne Mechanismen in Gang zu bringen. Als Fans von „God of War“ waren wir hin und weg.

Hin und weg waren wir auch erneut vom Einsatz des DualSense-Controllers, auch wenn wir das Prinzip schon aus „Astro’s Playroom“ kannten. Das Spiel nutzt alle kreativen Möglichkeiten, die Spieleentwickler mit dem Eingabegerät haben könnten. Und es wird wieder einmal deutlich, wie präzise die Geräte arbeiten. Wir springen, rennen, boxen oder haben die wunderbaren Schubdüsen, mit denen wir Gegner auch von oben zerbritzeln können. Und nach kurzer Eingewöhnung gelingt uns das so intuitiv, als hätten wir Roboterarme und mit ihnen alle Fähigkeiten.
Beim Titelbildschirm wird es Spielkindern wie uns bereits bewusst: Auch „Astro Bot“ nutzt wieder die Möglichkeit, über die Neigungssensoren unser Fluggerät zu lenken, was insbesondere beim Anflug auf das nächste Level wichtig wird, denn manchmal sind schon vorher Schätze einzusammeln, und die erreichen wir nur, wenn wir Schub geben und wissen, wie man unseren Flieger in die Kurven drückt.
Aber das ist nicht das einzige Gimmick, ist ja klar. „Astro Bot“ spielt nach und nach 15 Fähigkeiten aus, die sich allerdings nicht wie in einem Tanlentbaum addieren, sondern jeweils nur für ausgewählte Level zur Verfügung stehen, etwa die „Froschfäuste“-Boxhandschuhe, mit denen wir ganz schön Fläche machen, weil wir aus der Distanz Gegner umhauen können. Oder Dash-Doggo, unser Huckepack-Hund, mit dem wir durch Glasscheiben splattern, dass es nur so eine Freude ist.
Es ist nie langweilig mit „Astro Bot“, es stellt sich keine Ermüdung ein, es gibt kein repetitives Gameplay. Wir wollen immer nur weiter. Noch ein Level spielen, nochmal gucken, wie weit man es bringt. Es gibt schließlich auch alternative Levelausgänge, die auch noch erkundet werden wollen. Das ist das Beste, was einem Spiel passieren kann, und die vielen guten Kritiken tragen dem Rechnung.
Was uns nicht gefallen hat

Es gibt jedoch auch Kritik an „Astro Bot“. Die ist allerdings ziemlich verhalten. Was uns, aber offenbar auch viele andere Gamer gestört hat, ist Astros Schwäche. Man könnte ja glauben, so einen wackeren kleinen Kerl, den haut so schnell nichts um. Der weiß einfach, wie man hart am Wind segelt. Ist aber nicht so. Da langt ein Gegner einmal zu, da rennt man einmal mit Astro in so einen temporären Igel rein, dann ist aus, die Maus. Jeder Treffer macht uns den Garaus. Das hat uns in manchen Leveln zur Verzweiflung gebracht.
Man muss fairerweise dazu sagen, dass die Checkpoints in der Regel gut gesetzt sind, sodass man nicht das ganze Level wiederholen muss. Aber wenn man immer und immer wieder an zwei Gegnern scheitert, weil die mit offenen Stromkabeln auf dem Kopf unbedingt an uns ranwollen, dann reicht es irgendwann nicht mehr, mantra-artig vor sich hinzusagen: „Es ist ja eigentlich ein Kinderspiel.“ Jeder Bildschirmtod nervt kolossal. Aber es ist die Klasse eines Spiels, dass man es dann wieder und wieder versucht. Bis spät in die Nacht.
Nicht dafür, aber für die knackig-schweren Extra-Level hätten wir uns einen einstellbaren Schwierigkeitsgrad gewünscht. Einstellen kann man da nichts, aber in den normalen Leveln kommt man mit einigen Anläufen eigentlich gut durch. Die Extra-Level, die sich nach und nach auftun, haben es jedoch ganz schön in sich. Wir haben geschimpft wie ein Rohrspatz, weil man bei diesen kurzen Leveln immer wieder von ganz vorne beginnt.
Unser Fazit zu „Astro Bot“
Alles in allem müssen wir uns fragen: Reicht es nicht, wenn wir einfach schreiben, dass es toll ist? Es ist so toll! Wir haben es oben schon geschrieben und müssen es im Fazit wiederholen: Es ist für uns, die wir auch durchaus erfahren sind mit Nintendo-Jump&Runs, etwa „Super Mario Bros. Wonder“, eines der kreativsten und überzeugendsten Jump&Run-Spiel auf dem Markt. Es muss keinen Vergleich scheuen, es sieht so unfassbar gut aus, es spielt sich so grandios, und es steckt so viel Wärme und Liebe in diesem Spiel. Was will man denn noch mehr?
Wenn Sie dieses Jahr nur ein Playstation-Spiel spielen wollen, spielen Sie dieses.
„Astro Bot“ ist seit dem 6. September für Playstation erhältlich und ab 6 Jahren freigegeben. Das Spiel kostet rund 70 Euro.