Besuch auf dem Hof Betge: Das ändert sich durch das Coronavirus

Detmold-Remmighausen. Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass Pferde oder Haustiere wie Katzen und Hunde vom Coronavirus infiziert wurden oder es verbreiten können. Gleichwohl hat die aktuelle Situation massive Auswirkungen auf den Pferdesport in Lippe. Ein Besuch auf dem Hof Betge, der sich mit Krisen (hochansteckende Krankheiten bei Pferden wie Herpes und Druse) auskennt – diesmal geht es aber um die Gesundheit der Menschen.

Inzwischen klare Vorgaben Sonntag, 11 Uhr, in Remmighausen. Betriebsleiter Günther Betge (53) begrüßt den LZ-Redakteur mit einem freundlichen Lächeln, auf den Handschlag verzichten wir natürlich. Sein Sohn Gregor und Angestellter Rainer Hanselle sind voll in Action, es gibt viel zu tun in diesen Tagen. Aber vor allem: einiges zu beachten. Der Startpunkt für alle Einstaller sind die sanitären Anlagen. Auf dem Weg dahin ist eine riesige Tafel nicht zu übersehen. Der Betriebsleiter hängte sie extra auf, um alle Gäste stets auf dem aktuellen Stand zu halten. Daran waren am Sonntag elf Din-A4-Zettel geheftet: &bdquo;Es begann am Freitag, 13. März. Da war noch nicht abzusehen, welche Dynamik das Thema aufnehmen würde. Inzwischen gibt es klare Vorgaben vom Ministerium, einen Leitfaden.“

Kaum Betrieb auf der Anlage Trotz strahlendem Sonnenschein herrscht kaum Betrieb auf der Anlage, Günther Betge kennt diese Stimmung &bdquo;eigentlich nur vom ersten Weihnachtstag“, auch wenn der Vergleich natürlich nicht wirklich passe: &bdquo;Weihnachten ist ja ein freudiges Fest.“ Aber: Normalerweise sei zwischen 10 und 15 Uhr die Hauptzeit für die Pferdebesitzer, der Parkplatz stünde voll. Rund 80 Pferde leben auf dem Hof Betge.

Fütterungen und Bewegungen &bdquo;Das Coronavirus bringt uns in eine noch nie da gewesene Situation. Wir sind mit absolut berechtigten, aber scharfen und einschneidenden Maßnahmen der Behörden konfrontiert, und wir sind aufgefordert, ihnen Rechnung zu tragen. Wir alle haben eine gesellschaftliche Verantwortung. Als Pferdesportler haben wir noch eine Aufgabe: Unsere Pferde im Rahmen des absolut Notwendigen zu versorgen und zu bewegen. Wir setzen uns auf politischer Ebene dafür ein, dass das auch unter den Maßgaben zur Eindämmung des Virus möglich ist“, erklärt FN(Deutsche Reiterliche Vereinigung)-Generalsekretär Soenke Lauterbach: &bdquo;Es geht dabei nicht mehr darum, ob Reitunterricht stattfinden darf oder nicht, sondern darum, dass die Versorgung und Bewegung der Pferde sichergestellt wird.“ Für Betge geht es in erster Linie um &bdquo;die Versorgung der Tiere unter Berücksichtigung der Vorgaben“. Dazu zählen Fütterungen und Bewegung. Der Chef der Anlage: &bdquo;Pferde fressen 16 bis 20 Stunden am Tag, das ist für sie extrem wichtig.“ Der Auslauf beziehe sich auf die freie und kontrollierte Bewegung“, erläutert Gregor Betge, der nach dem Abschluss seines Bachelor-Studiums derzeit sein Studium nicht fortsetzen kann (Vorlesungsstopp) und auf dem Hof hilft.

Reitbetrieb ruht Während der Reitbetrieb (Training, Lehrgänge) ruht, haben Günther Betge und sein Team in diesen Tagen viel mehr mit der Versorgung der Vierbeiner zu tun. Sie müssen unter anderem acht Schulpferde zusätzlich bewegen. Dazu melden sich vermehrt Besitzer, die &bdquo;nicht kommen wollen, sollen oder können. Da helfen wir natürlich.“ Selbstverständlich sei, dass pro Pferd nur eine Person auf den Hof komme, für die gelte beispielsweise: Sanitärbereich aufsuchen, Hände gründlich waschen und desinfizieren sowie Einweghandtücher benutzen. In die große Halle dürfen maximal sieben Pferde gleichzeitig, in die kleine vier. Die Vorgabe lautet: 200 Quadratmeter pro Pferd. Das läuft: &bdquo;Inzwischen hat es bei allen Klick gemacht, zuletzt bat ich eine 17-Jährige, ihren Freund zuhause zu lassen. Obwohl wenn es schön ist, dass er sich auch für Pferde interessiert.“

Und der Turniersport? Und wie sieht es mit dem Turniersport aus? Günther Betge will nicht spekulieren: &bdquo;Natürlich ist es ärgerlich für alle nach der Wintervorbereitung, aber wir müssen abwarten.“ Von Neidern, die meinen, für Reiter ändere sich nicht viel, habe er &bdquo;nichts gehört. Aber im Moment spreche ich ja auch nicht mit so vielen Leuten, da Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren sind.“

Geländeturnier abgesagt Auf der Homepage des Reit- und Fahrvereins Cherusker (rund 450 Mitglieder) steht: &bdquo;Laut Beschluss der Bundesregierung ist die Zusammenkunft in Sportstätten bis auf weiteres untersagt – dieses gilt auch für den Reitsport.Bis mindestens 19. April ist die Unterrichtserteilung jeglicher Form auf unseren Plätzen untersagt. Personen, die Krankheitssymptome aufweisen, halten sich bitte komplett der Arena fern. Um die Versorgung der Pferde zu gewährleisten, dürfen ausschließlich Vereinsmitglieder unseren Platz zur Bewegung ihres Pferdes nutzen. Zuschauer dürfen sich aktuell nicht an und um unsere Plätze aufhalten. Es dürfen maximal vier bis sechs Reiter den Platz gleichzeitig nutzen. Wir werden in der nächsten Zeit verschärft darauf achten, dass diese Regeln auch eingehalten werden!“ Vorsitzender Henning Hirsch wollte sich auf LZ-Anfrage nicht äußern.Das Geländeturnier (1. Mai) sagte der Verein bereits ab. Weiter soll es mit dem großen Dressurwochenende (5. bis 7. Juni) gehen. Für den 11. bis 14. Juni ist das Springturnier geplant.

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