Vom TBV zum österreichischen Rekordmeister

Bregenz/Lemgo . Zur einen Seite der Bodensee, zur anderen die Berge. Alexander Engelhardt hätte es schlechter treffen können, als er rund um den Jahreswechsel in Lemgo seine Koffer packte und kurzfristig bei Bregenz Handball anheuerte. Beim österreichischen Rekordmeister hat der 24-jährige Kreisläufer einen Vertrag bis Saisonende unterschrieben. Ob es nach dem am Mittwoch verkündeten sofortigen Saisonabbruch für ihn in Bregenz weitergeht, steht noch in den Sternen.

Gleichwohl kann sich Alexander Engelhardt einen längeren Verbleib in der Alpenrepublik vorstellen. Genau genommen hat sich der gebürtige Lemgoer in knapp drei Monaten in die 28.000 Einwohner große Kleinstadt mit internationalem Kulturangebot verguckt. &bdquo;Der Bodensee ist nur eine Minute von meiner Wohnung entfernt, und ich habe schnell neue Freunde gefunden“, fühlt sich &bdquo;Engel“ im Vorarlberg pudelwohl. Als ihm kurz vor dem Jahreswechsel sein Berater Marco Stange die Anfrage aus Österreich auftischte, musste Engelhardt schnell reagieren. &bdquo;Montag und Dienstag habe ich in Österreich an einem Probetraining teilgenommen. Am Mittwoch bin ich zurück nach Lemgo. Und am Freitag habe ich dann in Bregenz unterschrieben.“ Austrias Rekordmeister, der von 2003 bis 2007 von einem gewissen Dagur Sigurdsson trainiert wurde, hatte dringenden Handlungsbedarf, da sich Kreisläufer Josip Juric-Grgic einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. In den ersten Tagen nahm ihn Mitspieler Nico Schnabl in seiner Wohnung bei sich auf. &bdquo;Da habe ich drei Nächte auf der Luftmatratze im Wohnzimmer verbracht.“

Der Modus in der Spusu-Liga ist gewöhnungsbedürftig Etwas schwierig empfand er zunächst die Kommunikation. &bdquo;Wenn es in den Besprechungen etwas aufgeregter wurde, hatte ich Probleme mit dem Dialekt“, lacht Engelhardt, der von seinen neuen Kameraden gern als &bdquo; Dütscher “ gefoppt wird. Auch die Spusu-Liga funktioniert anders, als er es aus der HBL oder der 3. Liga in Deutschland gewöhnt ist.

Zehn Teams spielen im ersten Block zunächst eine Hin- und Rückrunde. Anschließend wird die Tabelle gesplittet, wobei Bregenz im unteren Tableau landete. Nach der Bonusrunde darf sich der Spitzenreiter seinen Gegner aussuchen. Ab Viertelfinale wird nach dem Modus &bdquo;Best of three “ weitergespielt. Ins Staunen kam Engelhardt, der es beim TBV in dieser Saison auf elf Erstligaeinsätze brachte, auch bei seiner ersten Auswärtsfahrt. Die Tour in die Steiermark zur HSG Remus Bärnbach/ Köflach dauerte stolze acht Stunden. Seinen letzten Einsatz flog &bdquo;Engel“ am 7. März. Zum 27:25-Heimsieg gegen Bärnbach/ Köflach steuerte der waschechte Lipper zwei Treffer bei. Mehr werden in dieser Saison nicht mehr hinzukommen. Da das österreichische Sportministerium das Nutzungsverbot von Sportstätten nach Ostern nicht aufzuheben wird, zog das ÖHB-Direktorium gestern die Notbremse und setzte sämtliche Handball-Wettbewerbe ab.

In der Zwischenzeit waren Engelhardt und seine Mitstreiter – um es mit dem österreichischen Ministerpräsidenten zu sagen – kurz gehalten worden. &bdquo;Die ziehen hier ordentlich an und machen klare Ansagen, wie man sich zu verhalten hat“, so Engelhardt. Training war nur noch individuell möglich. Um Klimmzüge zu machen, ging er zunächst noch auf den Spielplatz. Joggen und Stabilitätsübungen waren das einzige, was an sportlicher Betätigung übrig blieb. Eine verrückte Situation, aus der der &bdquo;Dütsche“ das Beste machte. &bdquo;Mit unserer Mannschaft beteiligen wir uns an der Nachbarschaftshilfe, bringen Briefe zur Post oder kaufen ein.“

Seine Eltern haben sich auf dem Weg in den Skiurlaub von der traumhaften Kulisse und hohen Lebensqualität in Bregenz überzeugt. Auch ein alter Kumpel aus Handball-Lemgo-Tagen war schon zu Besuch da. Sönke Brass, der Lemgo 2017 verließ, um in Rumänien ein Medizinstudium aufzunehmen, kam aus Cluj rüber nach Bregenz.

Ob Alexander Engelhardt &bdquo;Das Mehr am See“, wie die Tourismusexperten Bregenz vermarkten, noch länger erkunden wird, ist ungewiss. Bis zu einer Entscheidung wird er sich weiter mit der speziellen Mundart anfreunden und noch a g hörigs froid hoabn .

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