Donoper Andre Begemann: Halle/Westfalen ist ein ganz besonderer Ort

Halle/Westfalen. Das große Tennis-Rasenturnier in Halle/Westfalen ist stets ein Publikumsmagnet. Seit dieser Woche fliegen die Bälle wieder, aber nicht bei den Noventi-Open, sondern bei der Internationalen Premier League. Und Besucher? Maximal 300 sind erlaubt. Corona lässt grüßen. Doch Andre Begemann, Turnierdirektor mit lippischer Vergangenheit, freut sich, dass überhaupt wieder gespielt werden kann. Erstmals zeichnet der inzwischen 36-Jährige für eine große Tennisveranstaltung verantwortlich. 190 Spielerinnen und Spieler sind es in den nächsten Wochen. Gesamtpreisgeld: 150.000 Euro. 5000 Euro erhält der Sieger.

&bdquo;Ich habe immer sehr gerne auf dem Einser gespielt” Rund um die 11.500 Zuschauer fassende OWL-Arena herrscht beim LZ-Besuch gähnende Leere. Der Rasen auf Platz eins wird gemäht, gespielt wird in der Halle (max. 50 Zuschauer) und auf zwei Aschenplätzen des TC BW Halle. &bdquo;Ich habe immer sehr gerne auf dem Einser gespielt”, erzählt der Donoper. Mit dem LZ-Redakteur sprach er auf der Tribüne sitzend über...

... die Idee: &bdquo;Während der Corona-Krise stellte ich mir die Frage: Was können wir tun – für Spieler, Unternehmen, Fans und TV-Plattformen? Wir kamen auf die Turnierserie, für ein Tennismatch brauchst du nur zwei Spieler und einen Schiedsrichter. Um die Hygiene kümmern sich die Spieler mehr oder weniger selber. Halle bietet aufgrund der kurzen Wege und dem Hotel auf der Anlage optimale Bedingungen. Der Aufwand, das Turnier auf die Beine zu stellen, war gigantisch. Danke vor allem an Paul Gauselmann und seine Familie sowie Tennispoint und Ralf Weber.”

... die größte Hürde: &bdquo;Nach dem Lockdown im Kreis Gütersloh mussten wir reagieren und uns von Spielen in der OWL-Arena verabschieden. Statt 999 waren keine Zuschauer mehr erlaubt. Alexander Zverev und Angie Kerber sind aus unternehmerischen Gründen nicht mehr vertretbar gewesen. Beide wollten kommen. Größer ist es derzeit nicht möglich, alle sind happy, dass es so groß ist."

... das Besondere: &bdquo;Alle sind wieder zusammen, jede Woche jeweils 18 Spielerinnen und Spieler, es ist der renommierteste Standort Deutschlands. Und: Jeder bestreitet in seiner Sechsergruppe fünf Spiele, die Sieger qualifizieren sich fürs Masters in der letzten Woche. Die Spieler erhalten Matchpraxis, die Begegnungen werden im Internet übertragen, und selbst wenn du Letzter in der Gruppe wirst, gibt es noch Unterkunft, Verpflegung und ein kleines Preisgeld."

... seine persönliche Situation: &bdquo;Mir sind die ganzen Tenniseinnahmen weggebrochen, habe mit meiner Post- und Postbankfiliale in Königstein im Taunus immerhin ein zweites Standbein. Ich leite sie aus der Ferne, habe zehn Mitarbeiter. In Kalifornien studierte ich BWL, bildete mich anschließend im Investment-Bereich weiter."

... seine Tenniskarriere: &bdquo;Ich will solange weiterspielen, wie ich auf Topniveau mithalten kann. Mit dem Rumänen Florin Mergea, Silbermedaillen-Gewinner von Rio, habe ich einen festen Partner. Wir sind sehr gut befreundet. Bei den Grand-Slams wollen wir weiter dabei sein. Derzeit liege ich in der Doppelweltrangliste auf Position 90."

... Roger Federer: &bdquo;Seit meinem Sieg gegen ihn 2014 kennt er mich, gegen so viele Spieler hat er ja noch nicht verloren (schmunzelt). Bei den Gerry-Weber-Open setzte ich mich im Finale mit dem Österreicher Julian Knowle gegen ihn und dessen Landsmann Marco Chiudinelli durch. Roger ist ein super Typ."

... den Kontakt nach Lippe: &bdquo;Er ist weiter sehr gut. Ich spreche häufig mit meinem Vater Dieter, der noch in Donop wohnt. Leider sehen wir uns selten, aber diese Woche will er mich in Halle besuchen – zusammen mit meiner älteren Schwester Caroline, die nun in Düsseldorf lebt. Mit einigen Jungs des FC Schwelentrup-Spork/W. stehe ich noch in Kontakt, zum Beispiel Christoph &bdquo;Auge" Vieregge."

... besondere Erinnerungen: &bdquo;Immer, wenn ich nach Halle komme, denke ich sehr stark an meine verstorbene Mutter Karin. Als 16-Jähriger ließ sie mich hier zurück, damit ich an der Tennisakademie trainieren konnte. Ich wohnte in einem Apartment, wir nannten es ,Container. Sie war immer mein größter Fan. Ausgerechnet in Halle richte ich nun erstmals ein Turnier aus, auch der Turniersieg 2014 war etwas ganz Besonderes."

Alles zum Turnier: www.ipl-tennis.de

Netzroller - Andre Begemann wohnt mit seiner Frau Alessa in Bad Soden am Taunus, die beiden sind seit drei Jahren verheiratet, seit genau 15 Jahren ein Paar: &bdquo;Ich lernte sie bei den Leun-Open kennen, Alessa war Turnierbegleiterin." Neben Andre Begemann und seiner Frau gehört Julian Lenz, Nummer 230 in der Weltrangliste, zum Organisations-Trio.- In Halle schlägt auch der Hiddeser Louis Weßels (21 Jahre, 432. in der Weltrangliste) auf. Bei seinem Auftaktmatch gegen Philipp Kohlschreiber war auch Freund Jannik Rother vor Ort.

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