TBV bezieht Stellung in der Kaserne

Lemgo. Eine Saisonvorbereitung ohne Gewähr – aber mit Gewehr. Handball-Bundesligist TBV Lemgo Lippe robbt sich langsam an seine 38. Erstligaspielzeit heran und bezieht dabei in der kommenden Woche in der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne in Augustdorf Stellung.

Üblicherweise hat Florian Kehrmann den Sommerfahrplan mindestens ein halbes Jahr im Voraus bis ins Detail stehen. Doch durch Corona ist bekanntlich nichts mehr normal. Das Trainingslager in Regensburg musste abgesagt werden. &bdquo;Vielleicht können wir das im nächsten Jahr noch mal aufgreifen“, sagt der TBV-Coach, der wie viele seiner Trainerkollegen umdisponieren musste. Die Alternative ist nun Lippe-like. Am kommenden Donnerstag rücken die TBV-Profis in die Augustdorfer Kaserne ein, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Einerseits ist Teambuilding angesagt, andererseits stehen auch klassische Handball-Trainingseinheiten in der Wineo-Arena an.

Ein Biwak im Sennesand bleibt den TBV-Spielern erspart. Dafür haben sie bereits am vergangenen Sonntag ihre Camper-Qualitäten im Rahmen eines Mannschaftstages bewiesen. Nach einer vorhergehenden Krafteinheit rückte der komplette Kader am Nesthauser See in Paderborn an, wo Kehrmann seine Schützlinge beim Aufbau eines Zeltlagers forderte. &bdquo;Die Jungs sollten sich selbst organisieren, ob sie in Einer, Zweier- oder Dreierzelten schlafen“, berichtet der TBV-Coach. Über den effektivsten Camper ist nichts überliefert. Doch Kehrmann muss schmunzeln: &bdquo;Eigentlich hatte ich die Holländer mit einem Wohnwagen erwartet. Doch die sind auch nur mit einem Zelt angerückt.“

Kehrmann vom Fitnesslevel positiv überrascht Der Spaß im TBV-Lager kommt nach der viermonatigen Abstinenz also nicht zu kurz. Handballerisch waren die Aufgaben bislang eher im niederschwelligen Bereich angesiedelt. &bdquo;Wir müssen erst mal die Bewegungsgrundlagen wieder reinkriegen, um die Schultern zu schonen“, schildert Kehrmann den Start in ein zweimonatiges Programm bis zum geplanten Saisonstart Anfang Oktober. Sein Flensburger Kollege Maik Machulla hatte den Wiedereinstieg kürzlich bildlich mit &bdquo;Kinderhandball“ verglichen. Doch ganz so krass sieht es Florian Kehrmann nicht. Die meisten Spieler seien in ihrer Heimat handballtechnisch aktiv gewesen. &bdquo;Die Jungs befinden sich auf einem guten Stand. Da kann man nicht meckern“, zeigt sich der TBV-Coach über das Fitnesslevel positiv überrascht.

War in den ersten drei Wochen nur jeweils eine Trainingseinheit pro Tag angesetzt, so werden die Anforderungen nun allmählich gesteigert. &bdquo;Ab August erhöhen wir die Intensität. Es gibt mehr Trainingseinheiten, wobei der Fokus auf Athletik und Ausdauer, aber auch schon auf taktische Dinge liegt“, verrät Kehrmann.

Mitte August schiebt der TBV dann noch einmal eine kleine Pause ein. &bdquo;Acht, neun Tage aktive Erholung. Ansonsten wäre die Zeit bis Oktober zu lange. Die Jungs sollen den Kopf frei bekommen, erhalten aber klare Hausaufgaben mit an die Hand“, sagt der Trainer. Ob es während dieser Zeit eine Präsenzpflicht in Lemgo gibt, sei noch offen. &bdquo;Wegen Corona steht das alles noch in den Sternen“, sagt Kehrmann, der ab 24. August dann mit der normalen sechswöchigen Vorbereitung starten will.

Einziges Turnier in Wilhelmshaven geplant Ungewöhnlich ist neben der auch von Medizinern und Sportwissenschaftlern empfohlenen Vor-Vorbereitung der Testspielmodus. Renommierte Turniere wie der Sparkassen-Handballcup in Nordhessen waren mit Blick auf die eigentlich jetzt stattfindenden Olympischen Spiele in Tokio bereits im vergangenen Jahr abgesagt worden. Florian Kehrmann vermeldet nur eine Lemgoer Turnierteilnahme Anfang September in Wilhelmshaven. Neben dem TBV und dem gastgebenden Zweitligaaufsteiger nehmen GWD Minden und die TSV Hannover-Burgdorf teil.

Weitere Trainingsspiele – auch zeitnah – sind gegen den TV Emsdetten, ASV Hamm-Westfalen, die HSG Nordhorn-Lingen oder TuS N-Lübbecke anberaumt. Am kommenden Mittwoch ist in der Stadthalle Melsungen ein Test gegen European-League-Qualifikant MT Melsungen geplant. Allerdings sind fast alle angepeilten Partien mit einem Fragezeichen versehen. Schließlich sind die Hygienekonzepte von Ort zu Ort unterschiedlich. Florian Kehrmann ist sich ziemlich sicher: &bdquo;Die Testspiele werden in diesem Sommer vermutlich allesamt unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.“

So machen es die anderen Die 20 Bundesligisten schlagen in der Saisonvorbereitung unterschiedliche Wege ein. Während die TBV-Handballer mit ihrem Trainingslager der Heimat treu bleiben, scheuen sich andere Klubs nicht vor Auslandsaufenthalten. Am markantesten ist sicherlich der viertägige Abstecher der Rhein-Neckar Löwen nach Ischgl. Mit dabei im Corona-Hotspot vom Frühjahr ist Neuzugang Lukas Nilsson, den die Löwen kurzfristig beim THW Kiel ausgelöst haben. Der Meister ist übrigens erst am Mittwoch in seine Vorbereitung gestartet. Erst ab kommenden Montag fliegen bei der SG Flensburg-Handewitt wieder die Trainingsbälle. Maik Machulla reist mit seinem Team Ende des Monats für acht Tage ins Trainingslager nach Juelsminde in Dänemark. Der TVB 1898 Stuttgart war bereits in Zell am Ziller.

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