So viele Fragezeichen gab's beim TBV Lemgo Lippe noch nie vorm Derby

Lemgo. In OWL-Derbys gegen GWD Minden werden nicht selten bemerkenswerte Geschichten geschrieben. Bei der 23:28-Niederlage im Hinspiel las sich das für den TBV Lemgo Lippe allerdings nicht so positiv.

Obwohl die Grün-Weißen binnen weniger Minuten mit Lucas Meister (Riss der Bizepssehne) und Miljan Pusica (Kreuzbandriss) ihren kompletten Innenblock einbüßten, blieben die Lipper auf der Strecke. Vor dem 52. Bundesligaduell am Sonntag um 16 Uhr scheinen die Vorzeichen umgekehrt. Der TBV leidet an den Corona-Nachwehen und kann den Kampf nur mit einem reduzierten Kader aufnehmen. Eine derartige Konstellation hat es noch nie vor dem Nachbarschafts-Evergreen gegeben. Dabei wartet die Derby-Historie mit einigen Besonderheiten auf. Die LZ hat drei &bdquo;Schmankerl" rausgepickt.

17. September 1983

Lemgos erster Bundesligasieg: TBV Lemgo – TSV GW Dankersen 24:20. Dankersens Trainer Vitomir Arsenijevic, der fünf Jahre später auch beim TBV mal für ein halbes Jahr das Zepter schwingt, prägt nach dem ersten Lemgoer Bundesligasieg den Begriff vom &bdquo;achten Mann". Ein Kompliment an das heißblütige Lüttfeld-Publikum, das in den kommenden Jahren noch häufig wiederholt wird. Unglaublich, wie die 1300 Zuschauer den von Ulrich Schönbrodt gecoachten TBV zum 24:20 peitschen. Dabei war Dankersen nach einem 31:19-Kantersieg über TuSPO Nürnberg als Tabellenführer angereist. Mit dem aus Bergkamen gekommenen Milomir Mijatovic als Ersatz für Bernd Seehase hat sich Grün-Weiß Dankersen mit einem internationalen Topspieler verstärkt. Große Geheimnisse gibt es zwischen beiden Teams nicht. Mit den beiden Augustdorfern Detlev (TBV) und Walter Schubert (GWD) treffen sogar zwei Brüder aufeinander. Ein weiteres Geschwisterpaar trägt das grüne Dress, wobei Uwe Harting, vor der Saison von der Bega zurück an die Weser gewechselt, an alter Wirkungsstätte leer ausgeht. Die Nase oben tragen dafür die drei Ex-Dankerser Jürgen Franke (5), Jürgen &bdquo;Zappel" Grund und Thomas Berg im Lemgoer Trikot. Der neue Publikumsliebling Sigurdur Sveinsson, vor der Saison aus Nettelstedt gekommen, ist auch durch Manndeckung nicht auszuschalten und erzielt fünf Treffer. Pech hat nur Zweitliga-Torschützenkönig Jörg Harke, der sich einen Bänderriss zuzieht.

25. Mai 2002

Lemgos höchster Heimsieg: TBV – GWD Minden 42:23. Am letzten Spieltag der Saison 2001/2002 ist für die Lipper theoretisch noch der Titel drin. Doch weil der THW Kiel die hohe Auswärtshürde in Flensburg nimmt, fehlen dem TBV am Ende zwei Punkte auf den Rekordmeister sowie ein Zähler auf Vizemeister HSG Nordhorn. Nach der Trennung von Trainer Binjo Tluczynski wird der DHB-Pokalsieger beim Meisterschafts-Showdown von Jürgen &bdquo;Eddy" Franke trainiert. Auf der gegnerischen Bank sitzt Aleksandr Rymanow, der sich nach 23 Minuten an einer 12:9-Führung der Gäste erfreut. Zur Pause hat sich der TBV beim 17:14 immerhin die Führung zurückgeholt. In der zweiten Halbzeit vergeht GWD Minden dann Hören und Sehen. &bdquo;Das war nur peinlich", kommentiert Mindens Flügelflitzer Thomas Axner die 19-Tore-Niederlage. In Vertretung des verletzten Daniel Stephan schwingt sich Markus Baur (11/2) zum Haupttorschützen auf. Auch Alexander Koke steuert in seinem letzten Match für den TBV noch fünf Treffer bei. Doch am Ende reicht selbst ein phänomenaler 25:9-Sturmlauf in der zweiten Hälfte nicht mehr zum Titel.

16. Oktober 2005

Das torreichste OWL-Derby: GWD Minden – TBV Lemgo 34:41. Zum torreichsten OWL-Derby wäre Florian Kehrmann der perfekte Interviewpartner. Der TBV-Rechtsaußen erzielt vor 3000 Zuschauern in der Kampa-Halle mit 14/5 Treffern seine höchste Trefferquote in 15 Erstligajahren. Da die beiden OWL-Rivalen die Bundesligisten mit den meisten deutschen Spielern in ihren Reihen sind, schaut auch Bundestrainer Heiner Brand interessiert zu. Der TBV tut sich in der ersten Hälfte sehr schwer und muss sich beim 18:19 zur Halbzeit eine Kabinenpredigt von Trainer Volker Mudrow anhören. Viel zu häufig ist der sprungfreudige Mindener Rückraum mit Snorri Gudjonsson (10/2), Arne Niemeyer (6) und Jan-Fiete Buschmann (6) der Lemgoer Defensive entwischt. Doch weil Sven-Sören Christophersen für den mit einer Oberschenkelzerrung zum Zuschauen verurteilten Daniel Stephan in der zweiten Halbzeit gekonnt Regie führt, gewinnt der TBV im zweiten Abschnitt noch mit 41:34 die Oberhand über das Team von GWD-Trainer Richard Ratka.

Vor dem Anpfiff

&bdquo;Egal ob wir mit 11, 12, 13, 14, 15 oder 16 Mann antreten – wir nehmen den Kampf an und jeder Spieler wird 100 Prozent geben", kündigte TBV-Trainer Florian Kehrmann vor dem Coronatest am Freitag an. Abgesehen von dem Ausreißer in Essen mache GWD einen gefestigten Eindruck und hatte die Rhein-Neckar Löwen, Berlin und Göppingen am Rande einer Niederlage. &bdquo;Unsere Abwehr muss dem torgefährlichen Mindener Rückraum den Anlauf wegnehmen", fordert Kehrmann. Bei GWD steht ein Fragezeichen hinter Doruk Pehlivan (Knie), für den Juri Knorr und der ebenso wie Maximilian Jahnke nachverpflichtete Miro Schluroff als Alternative parat stehen.

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