Lemgos turbulente Rückkehr nach Europa

Reykjavik/Lemgo. Schaurige 5 Grad, Sprühregen plus orkanartige Böen. In Reykjavik war es gestern ungemütlich. Auch drinnen in der Halle, wo der TBV Lemgo Lippe seinen 126. internationalen Auftritt beim isländischen Rekordmeister Valur Reykjavik als äußerst turbulent in Erinnerung behalten wird. Mit dem 27:26 (14:17) haben die Lipper aber einen Fuß in der Tür zur Gruppenphase der European Handball-League.

An der Hektik waren die beiden Unparteiischen aus Lettland – der offizielle EHF-Beobachter kam von den Färoer Inseln – nicht unbeteiligt. Wann hat der TBV schon einmal acht Zeitstrafen kassiert? Dazu wurde Jonathan Carlsbogard kurz vor der Pause mit der roten Karte disqualifiziert. Gegen die Isländer wurden fünf Zeitstrafen verhängt. Als Valurs Torhüter Björgvin Pall Gustavsson in der 23. Minute seinen Nationalmannschaftskollegen Bjarki Mar Elisson beim Gegenstoß in die Parade fuhr, zückten die Schiedsrichter ebenfalls glatt rot gegen Gustavsson. Elisson, der mit blutender Nase die Kabine aufsuchte, kam in der zweiten Hälfte zurück und trug ebenso wie Lukas Hutecek maßgeblich zur Aufholjagd bei. In der 40. Minute lag der TBV bereits mit 17:23 im Hintertreffen. Zusammen mit dem starken Lukas Zerbe drehten Hutecek und Elisson die Partie noch zum 27:26-Sieg.

So verlief die Lemgoer Anreise

Um 14.20 Uhr hob die 22-köpfige TBV-Crew am Montag in Frankfurt ab. Um 15.40 Uhr landete die Icelandair-Maschine schon in Reykjavik. Eine vermeintliche Schnelligkeit, die auf den zweistündigen Zeitunterschied zurückzuführen ist. Vom internationalen Flughafen Keflavik bis nach Reykjavik waren es dann noch 50 km mit dem Bus. Beim anschließenden Training machten sich die TBV-Spieler erstmals mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut.

Der Spielort

Hlíðarendi heißt der Sportpark, in dem Valur Fußball, Basketball und Handball anbietet. Das 2008 eröffnete Fußballstadion bietet 2465 Personen Platz. Die ein halbes jahr früher eingeweihte Indoor-Halle für Handball und Basketball war bis 2015 an Vodafone vermarktet. Neuerdings heißt die über 1300 Sitzplätze verfügende Halle Origio-höllin. Origio ist eines der mächtigsten Unternehmen des Landes im Bereich der Informationstechnologie.

Gemeinsamkeiten

Ähnlich wie der TBV war auch Valur lange von der internationalen Bildfläche verschwunden. 2007/2008 spielten die Isländer noch in der Champions League. Danach dauerte es bis zur Saison 2016/2017, ehe sie im drittklassigen Challenge Cup wieder europäisch wurden. Dort spielten sie auch in der vergangenen Saison.

Europa guckt in die Röhre

Ein undurchsichtiges Chaos gab es gestern um einen noch mittags von der EHF in Aussicht gestellten Livestream im Internet, der aber am Nachmittag schon wieder abgeblasen wurde. &bdquo;Da die EHF alle Rechte hält, konnte der TBV auch keinen eigenen Stream über Facebook anbieten. Das hätte eine saftige Strafe nach sich gezogen", berichtete TBV-Pressesprecherin Kerstin Diekmann. So gab es gestern keinerlei Bewegtbilder von der Partie.

Prominenz

Im Vorfeld traf sich Jörg Zereike, der als Chef de Mission beim TBV fungierte, mit seinem einstigen Mitspieler aus der Zeit bei TUSEM Essen, Patrekur Johannesson. Der 49-jährige Isländer war bis 2019 österreichischer Nationaltrainer und hat auch eine Trainervergangenheit bei Valur. Interessant: Johannessons Bruder ist der isländische Staatspräsident Guðni Th. Johannesson. Auch Sigurdur Sveinsson (62), Lemgos Tormaschine von 1983 bis 1988, ließ sich die Partie nicht nehmen. Zur Halbzeit war er wegen der zwei roten Karten irritiert: &bdquo;Die Schiedsrichter haben die Linie verloren."

Lemgos turbulente Rückkehr nach Europa

Das war knapp: So zittert sich der TBV Lemgo Lippe zum 22:21-Sieg in Potsdam

Leuchten in den Augen und Island-Power: HSG betritt die große Europa-Bühne

WM, Europacup, Bundesliga: Das Island-Trio der HSG ist voller Vorfreude

Das besondere Spiel in Island: Blomberg ist bereit für den zweiten Schritt

Frust über den Schluss: Trotzdem viel Lob für den TBV Lemgo Lippe nach dem Freitagskrimi

Total kurios: Augustdorfs Ex-Spieler erhält sein Abschiedsbild aus dem Jahr 2014 zurück

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €