Frust über den Schluss: Trotzdem viel Lob für den TBV Lemgo Lippe nach dem Freitagskrimi

Hannover. Selten hat der TBV Lemgo Lippe so viele lobende und anerkennende Worte für eine Niederlage erhalten, wie nach dem unglücklichen 29:30 bei der TSV Hannover-Burgdorf. Doch der Trost stieß am späten Freitagabend auf taube Ohren. Florian Kehrmann konnte seinen Missmut auf der Pressekonferenz kaum verbergen.

Deshalb grollte der TBV-Coach: Kehrmann, der zuvor taktisch alle Register gezogen hatte und seine Angriffsvariante mit vier Rückraumspielern teilweise ohne Linkshänder spielte, dann wieder mit Theilinger und Versteijnen gleichzeitig, wirkte nach der dramatischen Schlussphase mit zwei roten Karten emotional angefasst. Eine Viertelstunde zuvor war er zeternd in die Katakomben gestürmt, nachdem die Unparteiischen Brodbeck/Reich den finalen Lemgoer Angriff durchlaufen ließen und dem von Michalczik und Fischer massiv bearbeiteten Tim Suton nicht mal einen Freiwurf gewährten.

Das waren weitere brisante Momente: Die erste Besonderheit trug sich direkt nach dem Anpfiff zu. Die Anzeigentafel in der Halle &bdquo;klemmte“. Erst nach elf Minuten, Hannover führte gerade mit 6:4, wurde die Technik in der mit 9900 Zuschauern zum achten Mal in dieser Saison ausverkauften ZAG-Arena wieder hochgefahren. Mitten hinein in die stärkste Lemgoer Phase vom 8:8 zum 13:10 (25.) sorgte ein Wurf von Niels Versteijnen für Aufregung. Unter Bedrängnis hatte der TBV-Spieler Torhüter Simon Gade &bdquo;einen Scheitel gezogen“. Vom Schopf des TSV-Keepers flog der Ball vor die Latte und sprang zurück ins Feld. Während viele Zuschauer mit einer Zeitstrafe für Versteijnen rechneten, ging es nach langen Beratungen mit Freiwurf für Lemgo weiter.Per Videobeweis wurde auch eine Zeitstrafe gegen Marian Michalczik (36.) überprüft. Richtig heiß ging es dann ab der 50. Minute zu, als der nach überstandener Bauchmuskelverletzung in der 18. Minute zurück ins Team gekehrte Tim Suton die erste Lemgoer Zeitstrafe kassierte. Dann erwischte Hannes Feise TBV-Regisseur Lukas Hutecek im Gesicht und wurde mit Rot disqualifiziert. Nachdem der bärenstarke Frederik Simak den Ball zum 27:27 im leeren Recken-Tor untergebracht hatte, erwischte es Bobby Schagen mit einer Zeitstrafe, weil er den Ball in der Abwehr mit dem Knie berührte. Konnte der TBV diese Unterzahl zweimal kompensieren, so gab es auf die rote Karte gegen Lukas Hutecek, 53 Sekunden vor Schluss, keine Antwort mehr. Niels Versteijnen hatte Renars Uscins frontal in &bdquo;Huti“ hineingeschoben. Doppeltes Pech dann, als Urh Kastelic am folgenden Siebenmeter von Uscins noch dran war. Doch dieser Wurf brachte die Entscheidung.

Das sagten die Offiziellen: Florian Kehrmann fasste sich kurz und erteilte seinen Jungs ein riesen Kompliment: &bdquo;Wir haben alles auf dem Feld gelassen, haben gekämpft und sind da hingegangen, wo es weh tut. Doch am Ende sind wir leider nicht belohnt worden.“ Hannovers Trainer Christian Prokop sprach von einem &bdquo;taktisch sehr heißen Spiel“ und &bdquo;vielen Widerständen, weil die Lemgoer uns keine einfachen Bälle geben“. Hannovers Sportchef Sven-Sören Christophersen hob auch auf die 9900 Zuschauer in der ZAG-Arena ab: &bdquo;Auch das ist Teil der Wahrheit, weshalb die Crunchtime-Momente in Hannover auf unsere Seite gezogen werden. Doch Respekt an Lemgo und Flo, bei dem alles Hand und Fuß hat. Sie haben uns genau an den Stellen angegriffen, wo wir verletzlich sind. Beim letzten Siebenmeter von Renars Uscins passte kein Zentimeter mehr dazwischen. Solche Spiele bleiben nachhaltig in Erinnerung.“

Und das gab es in &bdquo;Kretzsches“ Plauderstunde: Einen Tag nach dem spektakulären 37:29 im Champions-League-Viertelfinale gegen Aalborg äußerte sich der Sportchef der Füchse Berlin, Stefan Kretzschmar, am Dyn-Mikrofon wohlwollend über den TBV. Einige Beispiele: &bdquo;,Flo’ gibt jedem Spieler das Gefühl, das er der Beste auf seiner Position weltweit ist.“ &bdquo;Die Lemgoer sind bekannt dafür, dass sie das Tempo herausnehmen. Doch gegen den HSV sind sie gerannt wie die Hasen.“ &bdquo;In Lemgo hast du keinen Druck. Das ist für die Spieler keine schlechte Station, um sich zu entwickeln.“ &bdquo;Lemgo spielt’s einfach, nie kompliziert. Bei den Vereinen, die aus ihren Möglichkeiten das Beste machen, ist der TBV ganz oben dabei.“ &bdquo;Lemgos große Qualität ist, dass sie nie die Nerven verlieren.“

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