Deshalb verlässt Bjarki Mar Elisson den TBV Lemgo Lippe

Lemgo . Durch das lange Zögern hat sich die Entscheidung bereits angedeutet. Doch als am Montag die Meldung vom Abgang Bjarki Mar Elissons publik wurde, war die Enttäuschung in der Fangemeinde des TBV Lemgo Lippe groß. Eine Stunde, nachdem der Verein mit Samuel Zehnder von den Kadetten Schaffhausen seinen Nachfolger vorgestellt hatte, sprach die LZ mit dem im Sommer scheidenden TBV-Torjäger.

Sind Sie noch im Kurzurlaub, oder wo erwische ich Sie gerade?

Bjarki Mar Elisson : Ich befinde mich bereits in einem Hotel in Reykjavik in der Blase. Wir haben uns mit der isländischen Nationalmannschaft gestern PCR-Tests unterzogen und werden nun in den nächsten Tagen keine anderen Menschen mehr treffen, da die Corona-Zahlen in Island gerade sehr hoch sind. Am Freitag und Sonntag werden wir nur noch zwei Testspiele gegen Litauen bestreiten, bevor es dann am 11. Januar nach Ungarn geht.

Haben Sie es in der Blase schon bereut, den Vertrag beim TBV nicht doch verlängert zu haben?

Bjarki Mar Elisson : Nein. Ich möchte unbedingt noch einmal eine neue Herausforderung suchen.

Oder war das Lemgoer Angebot nicht attraktiv genug?

Bjarki Mar Elisson : Zu den Inhalten sage ich grundsätzlich nichts. Doch nach Lemgos erstem Angebot wollte ich noch etwas warten. Als der TBV dann ein zweites Angebot gemacht hat, war klar, dass ich meine Entscheidung nicht viel länger rausschieben kann. Ich habe zweimal Nein gesagt und verstehe, dass es dem TBV nicht länger möglich war, noch weiter zu warten.

Und wohin wechseln Sie nun?

Bjarki Mar Elisson : Das steht noch nicht fest.

Werden wir Sie denn weiter in der Bundesliga sehen, oder lockt das Ausland?

Bjarki Mar Elisson : Ich habe keine Ahnung. Mit meiner Entscheidung bin ich ins Risiko gegangen. Aktuell hat mein Berater noch keinen neuen Verein gefunden. Mein Ziel ist es, noch einmal Champions League zu spielen. Ich finde, dass ich seit drei Jahren auf einem sehr hohen Niveau unterwegs bin und bin überzeugt, bei einem Topklub mithalten zu können. Bevor ich zu alt werde, möchte ich es unbedingt versuchen, denn die Handballzeit geht leider schnell vorbei.

Vor Ihnen haben bereits einige andere TBV-Spieler Ihren Abgang verkündet. Spielte auch das eine Rolle?

Bjarki Mar Elisson : Ja, das spielte eine große Rolle. Wenn Lemgo alle Spieler gehalten hätte und ein paar Neue hinzu gekommen wären, hätte man erneut einen Europapokalplatz angreifen können. Vielleicht wäre ich dann geblieben. Doch nun ist für mich der richtige Zeitpunkt gekommen, etwas Neues zu wagen. Der Umbruch beim TBV ist sehr groß. Mit dem Abgang von Jonathan Carlsbog å rd wird es schwer, das hohe Niveau zu halten.

Was sagt Ihre Tochter dazu, dass sie im Sommer Ihre vertraute Umgebung verlassen muss?

Bjarki Mar Elisson : Sie weiß es noch nicht. Ich habe zusammen mit meiner Frau Unnur entschieden, dass wir ins Risiko gehen. Wir haben es uns in den neun Jahren in Deutschland vielleicht etwas bequem gemacht. Wir kennen das System und haben uns überall gut eingelebt. Wenn es jetzt ins Ausland gehen sollte, werden wir Deutschland vermissen. Doch vielleicht bleibe ich ja in der Bundesliga.

Können Sie etwas zu Ihrem zehn Jahre jüngeren Nachfolger sagen, der in Schaffhausen ebenfalls die Rückennummer vier trägt?

Bjarki Mar Elisson : Nein, ich kenne Samuel Zehnder bislang nicht.

War der Zeitpunkt der Verkündigung ihres Abgangs am ersten Arbeitstag im neuen Jahr Ihr Wunsch?

Bjarki Mar Elisson : Ich möchte mich persönlich ab sofort voll auf die Europameisterschaft konzentrieren und will nicht mitten im Turnier in Ungarn Interviews zu diesem Thema geben.

Island wartet rund um Aron Palmarsson, Omar Ingi Magnusson und Ihnen mit einer absoluten Top-Besetzung auf. Was ist drin bei der EM?

Bjarki Mar Elisson : Wir müssen eine gute Abwehr hinkriegen. Wenn uns das gelingt, ist alles möglich.

Der neue Mann

Ein Tor fehlte der Schweiz gegen Nordmazedonien und Samuel Zehnder hätte sich bei der EM ebenfalls im großen Handballschaufenster präsentieren können. So kann der 21-jährige Eidgenosse vorm Fernseher still viele seiner künftigen Bundesligarivalen studieren.

Bei den Kadetten Schaffhausen, Spitzenreiter der 1. Schweizer Liga, ist er mit 95/45 Treffern in 16 Spielen der Topscorer. In den zehn Partien in der European League hat er 60 Tore erzielt. &bdquo;Wir sind sicher, dass seine Spielweise hervorragend zu unserem System passt und er sich in der Bundesliga schnell zurechtfinden wird", zeigen sich Geschäftsführer Jörg Zereike und Trainer Florian Kehrmann in einer Pressemitteilung von den Qualitäten des sprungstarken Linksaußen überzeugt.

Bei Samuel Zehnder fällt nicht nur das außergewöhnliche Geburtsdatum 29. Februar auf. Mit zwölf Jahren war er eines der ersten Talente des heutigen Nationaltrainers Michael Suter in der &bdquo;Suisse Handball Academy". Nach zehn Jahren bei den Kadetten ist er nun bereit für den nächsten Schritt.

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