Welche Überraschung gibt's im OWL-Derby?

Lemgo . Vorsicht vor Prognosen und Wahrscheinlichkeitsrechnungen im Vorfeld des 55. OWL-Derbys zwischen dem TBV Lemgo Lippe und GWD Minden (Anwurf Donnerstag, 19.05 Uhr). Bereits am vergangenen Wochenende haben beide Klubs bewiesen, dass sie sich nicht an vorgefertigte Klischees halten.

Ließen sich die Lemgoer Auswärtsfahrten nach Kiel 20 Jahre lang mit einem unangenehmen Zahnarztbesuch vergleichen, der einmal im Jahr hinter sich gebracht werden muss, so zogen die Lipper diesmal dem Rekordmeister mit 33:32 den Zahn. GWD Minden konterte nur wenige Stunden später mit dem 32:27-Sensationssieg über die bis dato ungeschlagenen Füchse Berlin.

"Die gesamte Liga eine Überraschung" Und was wäre beim direkten Vergleich der Überraschungsteams eine Überraschung? Florian Kehrmann antwortet salomonisch: &bdquo;Für mich ist die gesamte Liga eine Überraschung. Man sieht einfach, dass alle Teams sehr nah beieinander liegen und in jedem Spiel alles möglich ist.“ Jörg Zereike geht sogar noch einen Schritt weiter: &bdquo;Die Tabelle ist nicht aussagefähig“, sagt der TBV-Geschäftsführer und sieht im Tabellenvorletzten und OWL-Nachbarn &bdquo;einen sehr ernstzunehmenden Gegner“, der seit einer Woche mit einem kompletten und getunten Kader auf Aufholjagd geht.

Die beiden Transfers von Luka Sebetic und Philipp Ahouansou haben GWD sichtlich gut getan. Zudem ist der lange verletzte Mohamed Amine Darmoul wieder fit. Alle drei erzielten gegen die Füchse jeweils sechs Treffer. Sebetic erlebte im Februar mit seinem Team von Motor Saporischschja nach dem Champions-League-Spiel in Kielce den Kriegsausbruch in der Ukraine. Anschließend löste er seinen Vertrag auf und kehrte in seine kroatische Heimat zurück, wo ihn der neue GWD-Geschäftsführer Nils Torbrügge in Zagreb aufspürte. Mit den Rhein-Neckar Löwen verständigte sich GWD zudem auf eine Ausleihe von Philipp Ahouansou bis zum Saisonende. Der 21-jährige Junioren-Nationalspieler kam bei den Löwen hinter Halil Jaganjac , Olle Forsell Schefvert oder Juri Knorr nur zu Kurzeinsätzen, explodierte aber auf Anhieb beim Debüt für GWD.

Der Torwartfaktor Und dann dürfte auch noch der Torwart-Faktor eine Rolle spielen. Der TBV bekam das erst im April bei der vernichtenden 20:32-Heimniederlage gegen GWD zu spüren, als sich Malte Semisch mit 23 Paraden zum Helden kürte. Aber auch Finn Zecher und Borko Ristovski haben in Kiel ihre Qualitäten unter Beweis gestellt. Der 40-jährige Aushilfskeeper aus Nordmazedonien hat inzwischen das Hotel verlassen und ist bis zum Jahresende in eine Ferienwohnung in Bad Salzuflen gezogen. Jörg Zereike ist die Bedeutung der Partie klar: &bdquo;Für uns ist es eine super Chance, Abstand nach unten zu bekommen. Deshalb werden wir alles reinwerfen. Der Sieg in Kiel wäre nichts wert, wenn wir nicht nachlegen.“

Das sagen die Trainer: &bdquo;Wir bereiten uns auf alles vor. Darmoul ist der Mann, der die Vorteile schafft. Ahouansou bringt frischen Wind auf Halblinks . Doch Minden hat nicht sein System geändert. Wichtig ist auch, dass wir wieder im Angriff gute Lösungen finden“, sagt Florian Kehrmann. GWD-Coach Frank Carstens erwartet &bdquo;ein ganz spannendes Duell“. Selbst wenn der TBV im Tempospiel nicht mehr so stark ist wie in der vergangenen Saison, müsse man die gefährlichen Außen bremsen. &bdquo;Auch der siebte Feldspieler ist immer ein Thema“, will Carstens &bdquo;mit kühlem Kopf in die Halle gehen und im Spiel die nötigen Emotionen entwickeln.“

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