So biegt der TBV Lemgo Lippe ein verloren geglaubtes Spiel noch um

Wetzlar . 45 Minuten lang sah es nach einem verkorksten Abend für den TBV Lemgo Lippe aus. Doch nach der 19:14-Führung für die HSG Wetzlar kam mit einem 7:0-Lauf in den folgenden zehn Minuten plötzlich die große Wende. Am Ende durften die Lipper mit 27:24 (9:13) den ersten Auswärtssieg der neuen Saison feiern.

Dabei boten die Gäste über weite Strecken eine äußerst dürftige Leistung. Die erste Hälfte war geprägt von einer Fülle an Fehlern. Nach einer Viertelstunde hatte sich der TBV bereits elf Ballverluste erlaubt. Von den ersten sieben Torwürfen fand nur ein Ball den Weg an Till Klimpke vorbei, der zur Pause bereits auf zehn Paraden kam. Urh Kastelic konnte zunächst nicht an seine famose Form aus dem Erlangen-Spiel anknüpfen. Als Novak in der 26. Minute zum 11:5 ins leere Lemgoer Tor traf, machte auch die Quote an Torhüterparaden den Unterschied: Klimpke 67 Prozent, Kastelic 8 Prozent. Florian Kehrmann war in seiner zweiten Auszeit stinksauer. Weil aber auch die durch die zwei hohen Auftaktniederlagen gegen Magdeburg und in Kiel verunsicherten Mittelhessen nicht stabil wirkten, war beim 13:9 zur Pause noch alles möglich.

Hutecek mit Turban Quälend verlief auch Lemgos Start in die zweite Halbzeit. Lukas Hutecek kehrte nach einer Kopfverletzung mit einem Turban um den Kopf zurück. Sinnbildlich war Zerbes Einwurf zurück ins Nirgendwo – passives Spiel statt Torgefahr. Als Stefan Cavor in der 44. Minute zum 19:14 traf, gaben nur noch die wenigsten der gut 2000 Zuschauer einen Pfifferling auf den TBV, der aus den letzten fünf Auswärtsspielen lediglich einen Sieg verbuchte.

Dass Lemgo dennoch den Turnaround schaffte, war einmal mehr auf die Sieben-gegen-Sechs-Überzahl zurückzuführen. Zwar finden sich die Lipper drei Bälle ins leere Tor, doch mit dem von Florian Kehrmann kontinuierlich eingesetzten taktischen Mittel wurde die HSG-Abwehr nun auseinanderdividiert. Tim Suton, der in der 10. Minute zum ersten Mal in dieser Saison das Spielfeld betreten hatte, gelangen einige blitzsaubere Anspiele. Ebenso Lukas Hutecek, der unermüdliche Antreiber. Als Leve Carstensen, der bereits in der 17. Minute den glücklosen Samuel Zehnder abgelöst hatte, ein lupenreiner Hattrick gelang, witterte der TBV beim 19:18 (51.) erstmals Morgenluft. Doch es kam noch besser. Zerbes Konter brachte den ersten Ausgleich seit dem 1:1.

Wetzlar in Panik Wetzlar verhedderte sich ein ums andere Mal und agierte von Angriff zu Angriff panischer. Auch Urh Kastelic – verbuchte in der Endaddition zehn Paraden – lief nun heiß. Mit zwei weiteren blitzsauberen Kontern zum 19:21 zwang Leve Carstensen seinen Fast-Namensvetter Frank Carstens in der 53. Minute in die Auszeit.

Noch einmal schaffte Wetzlar in der 57. Minute beim 23:23 den Gleichstand. Doch der TBV hatte längst Oberwasser gewonnen. Die folgenden zwei Treffer von Lukas Zerbe brachen der HSG endgültig das Genick. Und als Carstens eineinhalb Minuten vor dem Abpfiff auf offene Manndeckung umstellte, hatten Tim Suton und Lukas Hutecek freie Bahn und krönten eine große Energieleistung mit dem 27:24.

TBV Lemgo Lippe: Kastelic, Zecher (n.e.); Hutecek (5), Theilinger (1), Zehnder, Brosch (4), Simak, Tomashevskyi (n.e.), Carstensen (6), Suton (3), Zerbe (7/1), Versteijnen, Houtepen (1), Puls (n.e.), Petrovsky.

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